Sich epilieren, die Haare schneiden und versuchen, das eigene Aussehen zu verbessern, indem man die sogenannten Unvollkommenheiten so gut wie möglich versteckt, dem widmet sich der Großteil der Frauen (aber auch viele Männer). Wir würden nie wollen, dass ein Haar zu viel auf unserem Kinn als Symptom von Nachlässigkeit oder, noch schlimmer, von Hässlichkeit gesehen werden kann: Das ist der Gedanke, den viele Menschen gemeinsam haben. Es handelt sich um dieselben Menschen, die bei ihren Selfies eine gute Menge Filter verwenden, mit dem einzigen Ziel, „schön auszusehen“. Joanna Kenny, eine Kosmetikerin und Influencerin auf Instagram, hat beschlossen, daran zu „arbeiten“, die Normalität zu normalisieren. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass wir alle Haare unter den Achseln, Schnurrbärte und tausend andere Unvollkommenheiten haben, die einfach zum menschlichen Wesen gehören und derer wir uns nicht schämen sollten. Um dieses Konzept zu betonen, wollte Joanna ihren Schnurrart mit Mascara hervorheben, und natürlich haben ihre Fotos viele Diskussionen ausgelöst.
Joanna war sich bereits in ihrer Jugend bewusst geworden, dass sie einen leichten Flaum über der Oberlippe hat, und erinnert sich daran, immer sehr verlegen und unsicher in Bezug auf dieses ebenso gewöhnliche wie verhasste menschliche Merkmal gewesen zu sein. Damals benutzte sie jedwede Abhilfe, um den Flaum zu verstecken, bis ihre Akne empfindlich schlimmer wurde und die Entfernung des Schnurrbarts dazu führte, weitere unästhetische Erscheinungen hervorzubringen. Heute betont sie ihn stolz mit Mascara und wartet die nötige Zeit ab, bevor sie ihn entfernt. Jedes Mal, wenn sie einen Schnurrbart oder Haare unter den Achseln hat, denkt Joanna absolut nicht, dass sie weniger schön ist: „Zu entscheiden, meinen Haarflaum nicht zu entfernen, bedeutet nicht, dass ich nicht mit anderen Frauen einverstanden bin, die sich enthaaren. Der Punkt ist, dass wir alle die Freiheit haben sollten, ohne Angst vor Vorurteilen für unseren Körper Entscheidungen zu treffen.“
Leider wurde das generelle Problem, auf das Joanna sich bezieht und bei dem sie selbst auf ihre Weise Abhilfe zu schaffen versucht, durch den Anbruch des Social-Media-Zeitalters verstärkt. Auf Instagram sind wir daran gewöhnt, Fotos von jungen Frauen und Männern zu sehen, die scheinbar perfekt aussehen. Keiner von ihnen schein Cellulite, verstopfte Poren, Akne oder übermäßige Haare zu haben: Wie schaffen sie das? Indem sie alles dank der großen Macht der Fotoretusche verstecken. Die wahre Frage, die man sich stellen muss, ist jedoch eine andere: Warum sollten wir unsere Mängel auf so obsessive Weise verstecken? Wir sind Menschen, wir sind nicht perfekt, und wir verdienen es nicht, unser ganzes Leben lang in Unisicherheit zu leben, nur weil die Gesellschaft, in der wir leben, Schönheitsstandards aufgestellt hat, die einfach unerreichbar sind. Es ist normal, zu versagen und es nicht zu schaffen, der glatten und perfekten Haut gleichzukommen, die nur ein Instagram-Filter zu schenken vermag.
Die Influencerin zeigt geschickt, wie „leicht“ es ist, ein paar Filter und das richtige Make-up zu benutzen, um jegliche unästhetische Erscheiunng zu maskieren
„Deshalb ist es wichtig, das Normalsein zu normalisieren. Ich habe Mascara auf meinen Schnurrbart aufgetragen, um zu unterstreichen, wie normal es ist, behaart zu sein. Mir nicht das Gesicht zu enthaaren macht mich oder jedwede andere Frau nicht hässlich“, erklärte Joanna.
Wir finden, dass ihre Botschaft klar und deutlich angekommen ist. Was haltet ihr davon?