So gesund ist Leitungswasser

30.06.2020 18:38

Hahn auf, Glas drunter: Das ist bei uns in Deutschland problemlos möglich, denn Leitungswasser ist immer auch Trinkwasser. Doch viele greifen lieber zum abgefüllten Mineralwasser – oft auch in der Hoffnung, dass davon die Gesundheit profitiert. Doch ist das Wasser in Flaschen wirklich besser als das Pendant aus der Leitung? Wir haben die Antwort.

Ein alltäglicher Anblick in vielen südlichen Ländern: Menschen, die abgefülltes Wasser nach Hause schleppen. Der Grund: Dort, wo Wasser knapp und die Infrastruktur schlecht ist, ist Leitungswasser nur bedingt trinkbar.

Hier in Deutschland ist Leitungswasser von Trinkqualität für die meisten eine Selbstverständlichkeit. Die sogenannte Trinkwasserverordnung gibt genaue Richtwerte vor, um die Qualität unseres Lebensmittel Nummer eins sicherzustellen.

Trinkwasserverordnung: In ihr sind die Grenzwerte festgelegt, die die Reinheit von Trinkwasser garantieren. Sie beziehen sich vor allem auf den Gehalt des Wassers an Keimen (Mikroorganismen) und Chemikalien, aber auch zum Beispiel an radioaktiver Strahlung. Für die Einhaltung der Verordnung sind die Gesundheitsämter zuständig.

Doch obwohl die Qualität des Trinkwassers in Deutschland sehr hoch ist, plagen sich auch hierzulande viele Menschen damit ab, abgefülltes Wasser – vor allem Mineralwasser – in ihre Häuser und Wohnungen zu schleppen. Und sie schleppen immer mehr: Knapp 148 Liter Mineralwasser hat im vergangenen Jahre statistisch gesehen jeder Deutsche getrunken. Das sind fast 50 Liter mehr als noch im Jahr 2000.

Dass Mineralwasser als gesundheitsfördernd gilt, mag einer der Gründe für diese Entwicklung sein. Dass die Deutschen ihrem Leitungswasser nicht trauen, fällt als Grund jedoch aus. Bei einer Online-Befragung  gaben fast 85 Prozent der Befragten an, die Qualität ihres Trinkwassers für “gut” oder “sehr gut” zu halten.

Angst vor Nitrat und Antibiotika

Gleichzeitig steigt aber die Angst vor Umweltgiften im Trinkwasser. Rund ein Drittel der Umfragen-Teilnehmer gab an, Verunreinigungen mit Nitrat und Antibiotika im Trinkwasser sehr kritisch zu sehen.

Nitrat wird in der Landwirtschaft als Dünger eingesetzt und unter anderem in Form von Gülle auf den Feldern ausgebracht. Der Nitratgehalt des Grundwassers hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Ein Gesundheitsrisiko geht von Nitrat dann aus, wenn es im Körper zu giftigem Nitrit oder krebserregenden Nitrosaminen umgewandelt wird. Das ist vor allem bei Menschen mit gestörter Darmflora oder bei Säuglingen der Fall.

Wer Mineralwasser statt Leitungswasser trinkt, hofft daher möglicherweise auch, seinem Körper dadurch kein Nitrat zuzuführen.

Mineralwasser: Die sichere Alternative?

Mineralwasser wird überschätzt – so lautet das Urteil der Stiftung Warentest. Sie testete jüngst zum einen eine Vielzahl von abgefüllten Mineralwässern aus ganz Deutschland – und zum anderen die Qualität des Leitungswassers in verschiedenen Regionen des Landes.

Das Ergebnis: Wer seinen Durst auf gesunde Weise stillen will, kann jederzeit und an jedem Ort Deutschlands einfach den Hahn aufdrehen. Denn: Die Qualität des getesteten Leitungswassers stimmte überall. kein Grenzwert – auch nicht der für Nitrat – wurde erreicht oder gar überschritten.

An den getesteten Mineralwässern gab es ebenfalls nichts auszusetzen. Doch das Fazit der Tester fiel dennoch zugunsten des Pendants aus dem Hahn aus – aus diesen Gründen:

  • Mineralwasser enthält nicht automatisch mehr Mineralien als Leitungswasser. In einer Stadt Deutschlands liegt der Gehalt an Kalzium, Magnesium & Co sogar über dem des Mineralwassers, das in dieser Kategorie im Test am besten abgeschnitten hat.
  • Die Qualität von Leitungswasser wird häufiger und strenger getestet als die von Mineralwasser. Das bedeutet nicht, dass Mineralwasser stärker belastet ist. Es bedeutet, dass es aus gesundheitlicher Sicht kein Argument für Mineral- und gegen Leitungswasser gibt, und das kühle Nass aus dem Hahn zu jeder Zeit ein einwandfreies Lebensmittel darstellt.
  • Mineralwasser enthält zwar Mineralien, doch es als wichtige Mineralienquelle für den Körper zu bezeichnen, wäre falsch. Der absolute Gehalt an den Vitalstoffen in Mineralwasser ist dafür zu gering. Viele Lebensmittel übertreffen ihn um ein Vielfaches.
  • Mineralwasser ist um einiges teurer als Leitungswasser (das im Schnitt einen halben Cent pro Liter kostet) und auch noch schwerer zu beschaffen. Öfter den Hahn aufzudrehen, spart also Geld. Selbst wer sein Leitungswasser mit Kohlensäure versetzt (mithilfe spezieller “Sprudel”-Geräte), kommt viel günstiger weg als beim Kauf derselben Menge an abgefülltem Wasser.

Wann ist Mineralwasser sinnvoll?

Also ist das von vielen geschätzte Mineralwasser in Wahrheit eine Mogelpackung? Nein. Es gibt durchaus Aspekte, mit denen Mineralwasser punkten kann:

  • In allen getesteten Mineralwässern war Nitrat nicht nachweisbar – in den überprüften Leitungswässern schon. Allerdings wurde dort in keinem Fall der Grenzwert erreicht oder gar überschritten. Wer bei der Zubereitung von Babynahrung auf Nummer sicher gehen möchte, verwendet stilles Mineralwasser oder informiert sich zuvor bei seinem Wasserversorger über den Nitratgehalt seines Leitungswassers.
  • Mineralwässser unterscheiden sich durch ihren individuellen Mix an Mineralien – den man auch schmeckt. Das heißt: Mineralwasser gibt es in unterschiedlichen „Geschmacksrichtungen“. Wer Vielfalt beim Wassertrinken schätzt, kann aus einem breiten Angebot wählen.

Lieber Glas als Plastik

Allerdings: Wer auch in Zukunft Mineralwasser den Vorzug geben möchte, sollte zu solchem in Glasflaschen greifen. Kunststoffflaschen sind häufig aus PET (kurz für: Polyethylenterephthalat) und geben mit der Zeit Substanzen an ihren Inhalt ab, die als gesundheitsschädigend gelten. Außerdem weisen Studien darauf hin, dass aus PET-Flaschen Stoffe ins Wasser gelangen, die im Körper eine unerwünschte hormonähnliche Wirkung haben. Also: Lieber eine kühle Glasflasche öffnen und ganz ohne Bedenken reines Mineralwasser genießen.

> Zum Wohl! Wasser trinken leicht gemacht

Quellen: Stiftung Warentest: “Leitungswasser und Mineralwasser: Der große Wassercheck“

Quelle