Sofortige Entwicklungspause gefordert: Elon Musk und über 1000 Tech-Riesen warnen in offenem Brief vor KI

30.03.2023 13:05

Die Entwicklung von künstlicher Intelligenz schreitet sichtbarer denn je voran – ChatGPT sei Dank. Brancheninsider sprechen von "erheblichen Risiken". In einem offenen Brief fordern sie mindestens ein halbes Jahr Pause, um Regeln und Grenzen festzulegen.

Seit Monaten ist künstliche Intelligenz (KI) in aller Munde. Obgleich die Technologie uns bereits seit Jahren im Alltag begegnet, wird sie durch Chat-Anwendungen wie ChatGPT sichtbarer und "anfassbar". Im Hintergrund liefern sich viele große Tech-Konzerne ein Wettrennen – und bringen ihren Produkten in schwindelerregender Geschwindigkeit neue Tricks bei.

Das hat schon jetzt ernste Auswirkungen auf die Menschen – wenn auch bislang vermeintlich harmlose. Kürzlich machte ein Bild des Papstes in einem opulenten Wintermantel die Runde und ging viral. Erst später bemerkten die meisten, dass es sich nicht um ein echtes Bild handelt. Heißt: Aufgrund fortschrittlicher KI können wir unseren Augen im Internet nur noch sehr eingeschränkt trauen.

Was man gerne außer Acht lässt: Vor nicht allzu langer Zeit konnte KI solche Bilder noch nicht erstellen. Die Entwicklung schreitet rasant voran. Selbst Insidern geht das viel zu schnell. Elon Musk gehört vielleicht zu den prominentesten Kritikern, die seit Jahren vor KI warnen. Nun gipfelt die Sorge vor zu intelligenten Systemen in einem offenen Brief, den mehr als 1000 namhafte Personen unterschrieben haben. Darin fordern sie eine Entwicklungspause der Technologie.

Neben Elon Musk gehören auch Apple-Gründer Steve Wozniak, Universitätsprofessoren, AI-Unternehmer und führende Wissenschaftler aus diesem Bereich zu den Unterzeichnern. Sie betonen: "KI-Systeme mit einer dem Menschen ebenbürtigen Intelligenz können tiefgreifende Risiken für die Gesellschaft und die Menschheit darstellen."

Wettlauf um KI sei "außer Kontrolle geraten"

Folglich müsse der "tiefgreifende Wandel in der Geschichte des Lebens auf der Erde" mit "entsprechender Sorgfalt" und "entsprechenden Ressourcen" kontrolliert werden. Bislang gibt es für die Entwicklung von KI so gut wie keine Grenzen – und schon gar keine Kontrollen. Nach Meinung der Experten äußere sich das derzeit in einem "außer Kontrolle geratenen Wettlauf um die Entwicklung und den Einsatz immer leistungsfähigerer digitaler Köpfe". Der Vorwurf: Nicht einmal die Entwickler würden verstehen, was sie da gerade eigentlich tun.

Es folgt eine Liste von Sorgen und Fragen, die sich daraus selbst für Insider ergeben. "Sollen wir zulassen, dass Maschinen unsere Informationskanäle mit Propaganda und Unwahrheiten überfluten? Sollen wir alle Jobs automatisieren, auch die erfüllenden? Sollten wir nicht-menschliche Intelligenzen entwickeln, die uns irgendwann zahlenmäßig überlegen, überlisten, überflüssig machen und ersetzen könnten? Sollen wir den Verlust der Kontrolle über unsere Zivilisation riskieren?", fragen sich die Experten. Damit sind sie nicht alleine, wie sich zeigt. Die Angst, dass der eigene Beruf schon bald durch eine KI übernommen werden könnte, ist sehr real. Ebenso die Angst, dass man aufgrund maschinell erdachter Inhalte nichts mehr glauben kann – siehe die Papst-Jacke.

Der Brief fordert, dass KI-Systeme erst dann an die Öffentlichkeit gelangen dürften, wenn unabhängig bestätigt wurde, dass die Auswirkungen positiv und die Risiken minimal sind. Auch OpenAI, der Konzern hinter ChatGPT, forderte das bereits. Im Februar schrieb Gründer Sam Altman: "Irgendwann könnte es wichtig sein, eine unabhängige Überprüfung einzuholen, bevor mit dem Training künftiger Systeme begonnen wird, und für die am weitesten fortgeschrittenen Bemühungen zu vereinbaren, die Wachstumsrate der für die Erstellung neuer Modelle verwendeten Daten zu begrenzen." Der Brief entgegnet: Dieser Zeitpunkt sei jetzt.

Ein halbes Jahr Pause und enge Grenzen

Damit überhaupt noch eine Chance besteht, der hemmungslosen Entwicklung von KI Einhalt zu gebieten, soll es eine sechsmonatige Pause geben, in der eine gemeinsame Strategie erarbeitet werden soll, die bestimmt, wie es mit der KI weitergeht. Sollte eine Pause nicht möglich sein, fordern die Experten im Brief ein Einschreiten von Regierungen und ein Moratorium.

Der Brief spricht auch Fälle an, in denen eine KI messbare Schäden anrichtet – und fordert Klarheit, wer dafür haftet. Der Konsens: Ohne unabhängige, faire Kontrolle könne es nicht so weitergehen. Und: Ohne die Politik auch nicht. 

Dabei sehen die Kritiker der aktuellen Entwicklung KI nicht per se negativ. Im Gegenteil: Es heißt, die Menschheit könne mit KI eine "blühende Zukunft" genießen und stehe vor einem "KI-Sommer". Ohne Kontrolle aber, schlage dieser womöglich sehr schnell in einen "Herbst" um.

 

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