Sonnenallergie vorbeugen und behandeln

13.06.2022 12:09

Quälender Juckreiz und schmerzende Rötungen nach einem Tag am Strand – die sogenannte Sonnenallergie zählt zu den Schattenseiten des Sommers. Wir erklären, was die Hauterkrankung auslöst, warum sie ausgerechnet im Urlaub auftreten kann und wie Sie ihr vorbeugen.

Dass UV-Licht für die Haut in hohen Dosen keine Wohltat ist, wissen die meisten. Die Liste der möglichen Auswirkungen reicht von beschleunigter Hautalterung bis hin zu bösartigen Hautveränderungen. UV-Licht kann aber auch akute Hautkrankheiten auslösen.

Sonnenallergie ist ein umgangssprachlich genutzter Sammelbegriff für verschiedene Hautkrankheiten, die in Kontakt mit Sonnenlicht auftreten können. Betroffene haben meistens eine Veranlagung für das Auftreten der Symptome. In seltenen Fällen können auch bestimmte Substanzen die Reaktion auslösen.

Juckreiz und Rötungen zählen zu den Hauptsymptomen. Oft kommen weitere Hautveränderungen hinzu. Die genauen Ursachen der einzelnen Ausprägungen einer Sonnenallergie sind unklar. Maßnahme Nummer eins im akuten Krankheitsfall ist: Raus aus der Sonne und rein in den Schatten.

Welche Formen einer Sonnenallergie gibt es?

Eine Sonnenallergie zählt zu den Photodermatosen. Dabei handelt es sich um jene Krankheitsbilder, bei denen Sonneneinstrahlung (sichtbare und ultraviolette) zu den Auslösern gehört. Teil dieser Gruppe ist zum Beispiel auch der Sonnenbrand.

Bei einer sogenannten Sonnenallergie reagiert die Haut auf UV-Strahlung mit Prozessen, deren Symptome denen einer Allergie ähneln. Weil dafür aber in den meisten Fällen kein äußerliches Allergen verantwortlich ist, spricht die Medizin von einer Hauterkrankung (Fachbegriff: Dermatose), die durch Licht ausgelöst wird. Je nach konkreter Variante gibt es aber auch hier Abweichungen.

Schätzungen zufolge leiden zehn bis zwanzig Prozent der Menschen in Deutschland an einer solchen Erkrankung – vor allem Kinder, Jugendliche und Frauen.

Polymorphe Lichtdermatose

Der Begriff Sonnenallergie beschreibt in den meisten Fällen die Polymorphe Lichtdermatose. Sie zählt zu den häufigsten Varianten innerhalb dieser Krankheitsgruppe. Man geht davon aus, dass sie auf einen verminderten Schutzmechanismus gegenüber UV-Strahlen seitens der Haut zurückzuführen ist. Anstatt Melanin zu bilden, reagiert die Haut überempfindlich mit den geläufigsten Symptomen einer Sonnenallergie.

Mallorca-Akne

Die Mallorca-Akne (Acne aestivalis) gilt als Sonderform der Polymorphen Lichtdermatose. Es gibt die Vermutung, dass diese in Zusammenhang mit fettiger Haut oder der Nutzung fetthaltiger Sonnencreme steht. In Kombination mit UV-Strahlung bilden sich Knoten oder Hautflecken, die ungefähr die Größe eines Stecknadelkopfes haben.

Phototoxische Reaktion

Bei der Phototoxischen Reaktion handelt es sich um ein Zusammenspiel von UV-A-Licht und photosensiblen Substanzen, die sich auf der Haut befinden. Das bedeutet: Dinge wie manche Pflanzen oder auch Parfüms sowie Medikamente können auf der Haut mit dem Sonnenlicht reagieren, was eine Abwehrreaktion des Körpers mit sich bringt. Die Folgen können Sonnenallergie-Symptome oder auch eine erhöhte Neigung zu Sonnenbrand sein.

Photoallergische Reaktion

Diese seltene Variante wird dem Begriff der Sonnenallergie wohl am ehesten gerecht. Hierbei bildet das Immunsystem bei photosensiblen Substanzen Antikörper. Wenn eine solche Substanz (Medikamente, Kosmetika usw.) in Kombination mit Sonnenstrahlen auf die Haut kommt, werden diese Abwehrstoffe aktiviert. Es kommt zu ähnlichen Symptomen wie bei einer Phototoxischen Reaktion. Einer herkömmlichen Allergie kommt diese Form am nächsten.

Phototoxische und Photoallergische Reaktionen sind in der Diagnose häufig nur schwer voneinander zu unterscheiden.

Sonnenallergie bei Kindern

Nicht selten leiden auch Kinder unter den Symptomen einer Sonnenallergie. Grundsätzlich ist es wichtig, dass beim Nachwuchs besonders viel Wert auf Sonnenschutz gelegt wird. Die körpereigenen Schutzmechanismen gegen Sonnenlicht sind gerade bei Babys und Kleinkindern noch nicht vollständig ausgeprägt. Neben einer Sonnenallergie besteht deshalb vor allem auch ein höheres Sonnenbrand-Risiko.

Achten Sie bei Kindern vor allem darauf, das Gesicht vor Sonnenstrahlen zu schützen. Anders als bei Erwachsenen sind Stirn, Nase sowie Kinn (sogenannte Sonnenterrassen) noch nicht so gut an das Sonnenlicht gewöhnt.

Was sind die Ursachen einer Sonnenallergie?

Der Auslöser einer Sonnenallergie ist bekannt: starke UV-Strahlung – vor allem UV-A-Strahlung. Weil Fensterglas dafür durchlässig ist, muss man noch nicht einmal ins Freie, um eine Sonnenallergie zu entwickeln. Besonders gefährlich sind auch Solarien, da sie – im Gegensatz zur Sonne – allein durch UV-A-Strahlung bräunen.

Die genaue Ursache, warum einige Menschen so empfindlich auf UV-Licht reagieren, ist noch nicht geklärt. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass es sich um eine Fehlsteuerung des Immunsystems handelt. Andere vermuten, dass oxidative Prozesse in den Zellen eine Rolle spielen.

Typische Symptome einer Sonnenallergie

Die Haut erkrankt wenige Stunden bis einige Tage, nachdem sie der UV-Strahlung ausgesetzt war. Vor allem, wenn die Haut in der aktuellen Saison noch nicht an die Sonne gewöhnt ist. Zunächst bilden sich Flecken und starker Juckreiz tritt auf – bevorzugt an den Körperstellen, die der Sonne am intensivsten ausgesetzt waren wie Hals, Dekolleté, Oberschenkel oder das Gesicht. Wenig später folgen Hautveränderungen wie:

  • Bläschen
  • Quaddeln
  • Knötchen
  • nässende oder verdickte Stellen

Setzt sich der Betroffene keiner weiteren UV-Strahlung aus, bilden sich die Beschwerden schnell wieder zurück und hinterlassen keine sichtbaren Spuren.

Geht er nach der Heilung wieder in die Sonne, kommt es sehr wahrscheinlich zu weiteren Schüben. Sie fallen jedoch in manchen Fällen schwächer aus, weil die Haut sich an die UV-Strahlung gewöhnt und einen Eigenschutz (Fachbegriff: Lichtschwiele) entwickelt hat. Aus demselben Grund tritt die sogenannte Sonnenallergie auch häufiger im Frühjahr und Frühsommer auf als im Hochsommer.

Hinweis: Je nachdem, welche Form einer Sonnenallergie vorliegt, können die Symptome variieren. Treten neben den genannten Symptomen Übelkeit oder Blutdruckabfall auf, sollten Sie sich unbedingt in ärztliche Behandlung begeben. Dann kann es sich abseits von den oben genannten Varianten um eine Lichturtikaria handeln, die unbedingt professionell therapiert werden sollte.

Diagnose einer Sonnenallergie

Steht der Verdacht einer Sonnenallergie im Raum, wird von ärztlichem Fachpersonal zunächst Ihre Krankengeschichte analysiert (Anamnese). So können beispielsweise auch Zusammenhänge mit Medikamenten, die photosensibel wirken können, ermittelt werden.

Der Arzt oder die Ärztin festigt die Diagnose einer Sonnenallergie, indem die Haut an einer kleinen Stelle mit UV-A-Licht bestrahlt wird (Fachbegriff: Photoprovokation). Treten die Symptome auf, ist klar, dass es sich zum Beispiel um eine polymorphe Lichtdermatose handelt.

So können Sie einer Sonnenallergie vorbeugen

Lichtdermatosen haben ein hohes Rückfallrisiko. Die Wahrscheinlichkeit, immer wieder an einer Sonnenallergie zu erkranken, ist groß. Umso wichtiger ist es vorzubeugen.

Von null auf hundert in Sachen UV-Belastung – das ist es, was eine Sonnenallergie in erster Linie auslöst. Wer sie vermeiden will, muss also seine sonnenentwöhnte Winterhaut langsam an die UV-Strahlung gewöhnen und nicht am ersten Urlaubstag schon stundenlang in der Sonne brutzeln.

Bei besonders starken Fällen von Sonnenallergie kann die Haut schon im Frühjahr durch eine Phototherapie auf die UV-Belastung im Sommer vorbereitet werden. Dabei wird der ganze Körper in Mini-Dosierungen mit UV-A und UV-B bestrahlt. Diese prophylaktische Bestrahlung muss unbedingt von einem Facharzt durchgeführt werden und darf nicht auf eigene Faust im Solarium geschehen.

Am Ende der Gewöhnungsphase darf kein exzessives „Brutzeln“ stehen. Guter Sonnenschutz ist nach wie vor Pflicht! Zum Beispiel durch:

  • dicht gewebte Kleidung
  • Kopfbedeckung
  • Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF >30), am besten UV-Schutz für empfindliche Haut (sensitiv), keine zu fetthaltigen Sonnenschutzmittel
  • regelmäßige Sonnenpausen im Schatten

Wichtig: Auch ein hoher Lichtschutzfaktor ist kein absoluter Schutz vor Lichtdermatosen. Der Grund: Licht besteht aus Strahlen unterschiedlicher Wellenlänge. Eine Sonnenallergie kann unter Umständen auch durch den Teil der Strahlung ausgelöst werden, den Sonnencreme und Co. nicht ausbremsen können.

Behandlung einer Sonnenallergie

Ist die Erkrankung akut und quält starker Juckreiz die Betroffenen, lindert eine Creme mit Hydrocortison die Entzündungsreaktion der Haut. Antihistamine können das Jucken lindern, das durch Histamine (körpereigene Botenstoffe) ausgelöst wird.

Bis zum Abklingen der Symptome eignen sich folgende Mittel als begleitende Behandlung (immer in Absprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin):

  • Cremes mit Aloe Vera oder D-Panthenol. Achtung: Nässt die Haut, auf Cremes verzichten und warten, bis sich die Haut trocken anfühlt
  • Vitamin A und Sonnenhutextrakte fördern die Regeneration der Haut
  • wasserbasierte Seren, die adstringierende und entzündungshemmende Wirkstoffe (Omega-3-, Omega-6- oder Boswelliasäuren, Kamille) enthalten oder den Juckreiz hemmen (Harnstoff oder Allantoin)

Wichtig: Während der akuten Phase sollten Sie auf kosmetische Hautcremes, Parfums und Deos verzichten. Erst wenn die Symptome weitgehend abgeklungen sind, dürfen die normalen Pflegeprodukte wieder ran – perfekt, wenn die frei sind von Duftstoffen, Emulgatoren oder Konservierungsstoffen. Diese Substanzen können die sonnengestresste Haut noch empfindlicher für äußere Einflüsse machen.

Quelle