Der ergiebige Dauerregen der vergangenen Tage führt deutschlandweit zu Hochwasser. Während die Pegel in Bayern langsam sinken, warnt der Deutsche Wetterdienst andernorts vor weiterem Dauerregen und Erdrutschen.
Angesichts anhaltender Regenfälle und gesättigter Böden bleibt die Hochwassergefahr in Teilen von Deutschland hoch. Im Norden wurden Sturmfluten erwartet. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt weiterhin vor Dauerregen in mehreren Regionen.
Das thüringische Windehausen (Kreis Nordhausen) ist vom Wasser eingeschlossen und sollte am Montag komplett evakuiert werden, wie Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) auf der Internetplattform X (vormals Twitter) schrieb. "Allen vom Hochwasser betroffenen Personen gilt meine Hoffnung alsbald nach Hause zurückkehren zu können", schrieb Ramelow. "Die Situation ist sehr bedrohlich, so ein Bild habe ich in der Goldenen Aue noch nicht gesehen", sagte der Bürgermeister der Stadt Heringen, Matthias Marquardt (Linke), am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Das Wasser stehe inzwischen bis zu einem Meter hoch in Windehausen. Der Ortsteil von Heringen wird derzeit evakuiert. Die rund 400 Einwohner sollten in einer Sporthalle untergebracht werden. Marquardt sagte, in Windehausen gebe es keinen Strom, keine Festnetztelefonie, und auch die Toiletten funktionierten wegen der fehlenden Abflüsse nicht mehr.
DWD warnt vor Sturmflut an der Nordsee und in Hamburg
Die Elbe in Hamburg sollte laut Prognose voraussichtlich am Montagnachmittag die Sturmflut-Schwelle von 1,5 Metern über dem mittleren Hochwasser (MHW) erreichen, wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mitteilte. Das Bundesamt warnte auch vor Sturmfluten im Wesergebiet sowie an der niedersächsischen Nordseeküste.
Auch an vielen weiteren Flüssen und Bächen in Niedersachsen steht das Wasser weiter hoch. In Celle musste ein Alten- und Pflegeheim vorsorglich evakuiert werden. Wegen der Hochwasserlage hat die Stadt Oldenburg ein Betretungsverbot für Deichflächen und dortige Wege erlassen.
In Nordrhein-Westfalen bleiben nach Daten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) von Montagvormittag die Weserzuflüsse stark betroffen. An mehreren Messstationen war die höchste Warnschwelle überschritten. Für die Deiche in Nordrhein-Westfalen bedeutete das Hochwasser eine starke Beanspruchung, teilte das Umweltministerium mit. An einigen Schutzanlagen im Land müssten Einsatzkräfte Stabilisierungsmaßnahmen durchführen.
Angespannte Hochwasserlage in West und Ost
Angespannt war die Hochwasserlage weiterhin auch in Sachsen-Anhalt. Dagegen entspannte sich die Lage an den Flüssen und Bächen in Rheinland-Pfalz nach Einschätzung der Hochwasserzentrale zusehends. Am Oberrhein sinken die Wasserstände bis einschließlich Worms nach Angaben der Hochwasservorhersagezentrale bereits wieder. An der Mosel in Trier hat der Pegel den Angaben zufolge in der Nacht zu Montag mit 6,14 Meter den Höchststand erreicht. Seither seien dort sinkende Werte gemessen worden.
Auch die Hochwasserlage in Bayern hat sich etwas beruhigt. "Wir werden das weiter beobachten, aber da es keinen maßgeblichen Niederschlagsinput gibt, ist relativ absehbar, wie die Hochwasserwellen ablaufen werden", sagte ein Sprecher des Hochwassernachrichtendienstes (HND). Franken und Ostbayern waren besonders betroffen vom Hochwasser. Vereinzelte Einsätze gab es an Heiligabend und in der Nacht auf den ersten Weihnachtsfeiertag. In Nabburg (Landkreis Schwandorf) kenterte ein Kanute auf der Naab. Er konnte sich selber aus dem Fluss retten.
Der Deutsche Wetterdienst warnt weiterhin vor Dauerregen in mehreren Regionen. Insbesondere in den westlichen Mittelgebirgen – vom Bergischen Land bis ins Weserbergland – und im Oberharz seien nach wie vor hohe Mengen zu erwarten, hieß es in einer DWD-Unwetterwarnung vom Montagvormittag. Im Erzgebirge dauere außerdem starkes Tauwetter an. Die Unwetterwarnung galt für Teile von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Sachsen. An Bächen und Flüssen sei Hochwasser zu erwarten. Neben Überschwemmungen könne es auch zu Erdrutschen kommen. Der Großteil des Landes bleibe im Einflussbereich milder und sehr feuchter Luftmassen. Die Dauerregenlage halte teilweise bis Dienstag an.