Stricken und Wolle ist wieder En Vogue

20.02.2018 00:45

Ums Stricken mit Wolle ist es in den letzten Jahren etwas ruhig geworden. Jetzt zeichnet sich eine Wende ab: Selbstgestricktes kommt wieder in Mode.

Sie sind wieder da, mit Wolle in der Hand. Und Nadeln. Frauen, Mädchen und auch Männer reden übers Abketten, Verkreuzen und andere Fachtermini, als hätte es die letzten 20 Jahre nicht gegeben. Man kann es nicht länger leugnen: Stricken ist wieder en vogue, oder zumindest dabei, es zu werden.

Die Fachgeschäfte hießen „Woll-Lust“ und „Strickmadame“, und mit dem Ende der 1980-er Jahre, als Stricken aus dem öffentlich wahrnehmbaren Raum verschwand, verloren auch immer mehr der Zubehörläden ihre Geschäftsgrundlage. Gut, der Untergrund war wahrscheinlich immer aktiv, das konnte man aber höchstens an den elchgemusterten Pullovern erkennen, die einige Männer durch die Nachweihnachtszeit begleiteten. Selbst von den Parteitagen der Grünen waren die strickenden Wesen irgendwann verschwunden, lange noch bevor die ersten Ministerämter erreicht wurden.

Stricken – ein Trend der vergangenen Jahrzehnte

Stricken lenkt nicht vom Wesentlichen ab, sondern hilft vielmehr beim Konzentrieren. Das zumindest haben immer diejenigen behauptet, deren klappernde Nadeln den Soundtrack von Universitätsvorlesungen und anderen geselligen Versammlungen gebildet haben. Wer allerdings je dabeigewesen ist, wie Reihen ausgezählt und Maschen abgenommen wurden, bei dem bleibt ein leiser Zweifel angesichts dieser Behauptung.

Für 2008 aber, da sind sich die Experten einig, geht der Trend wieder Richtung Selbstgestricktem. Das Spektrum der hergestellten Waren ist groß. Denn produziert wird alles, was drunter und drüber getragen werden kann, und so werden in diesem Sommer sicher auch wieder selbstgestrickte Bademoden zu sehen sein. Vielleicht halten sie wenigstens besser als früher.

Wer zu den neuen Trendstrickern dazugehören möchte, der sollte auf jeden Fall folgende Dinge nicht vergessen: Erstens: Pro Hand nur eine Nadel. Zweitens: Maschenprobe machen, und die Pflege- und Verarbeitungshinweise auf den Wollbanderolen auf gar keinen Fall ignorieren. Ansonsten gibt natürlich das Internet viele Anregungen und Austauschmöglichkeiten.

Medizinisch gesehen ist Stricken zumindest für den Durchschnittsproduzenten gesund: Herz und Kreislauf werden entlastet, das Ganze wirkt im Idealfall wie autogenes Training. Aber es gibt natürlich auch verletzungsanfällige Stellen: Sehnenscheidenentzündungen können zumindest bei Hochleistungsstrickern ein schmerzhaftes Nebenprodukt des neuen Pullovers sein.

Selbstgestricktes kommt wieder in Mode

Wenn stricken also imagemäßig demnächst wieder salonfähig ist, dann wird es sicher auch im Fernsehen Einzug halten. Vielleicht wird Johannes B. Kerner ja seine Kochsendung in ein Wollseminar verwandeln, mit einem bunten Mix aus Profistrickern und Amateuren. Und auf den verschiedenen anderen Sendern werden B- und C- Prominente sich gegenseitig mit Wollenem überraschen. Wem das alles zu öffentlich ist, dem seien die neuen – geschlossenen – Strickclubs empfohlen. Nach britischem Vorbild treffen sich hier Anfänger und Fortgeschrittene, um im gemeinsamen erlebten Hobby Erfüllung zu finden. Das Internet bietet dazu mittlerweile auch in Deutschland einige Adressen.

Sogar Julia Roberts ist schon mit Nadel und Knäuel gesehen worden. Also bitte: das sollte doch zumindest die skeptische Herrenwelt überzeugen. Schnell aufspringen, denn Stricken verändert sich von biederer Handarbeit eindeutig Richtung Coolness. Jetzt schon mal Wolle besorgen, und ran an die Nadeln.

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