Sucht – Wer ist anfällig?

29.09.2020 12:00

Sucht ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen. Doch welche Stoffe können eigentlich süchtig machen? Und haben Suchtgefährdete andere Gehirnstrukturen? Wir klären auf.

In Deutschland gibt es gut 16 Millionen Raucher, etwa 1,8 Millionen Alkoholabhängige, rund 150.000 Drogenabhängige und circa 1,4 Millionen Medikamentenabhängige.

Eine Suchterkrankung ist eine psychische Störung. Sie bezeichnet ganz allgemein das unbezwingbare, zwanghafte Verlangen nach einem bestimmten Stoff. Dazu gehört möglicherweise auch der (zeitweilige) Verlust der Selbstkontrolle über bestimmte Verhaltensweisen. Die Erkrankung beeinträchtigt die betroffene Person massiv sozial, psychisch und körperlich. Die WHO bevorzugt statt Sucht den Begriff „Abhängigkeit“, da dieser vielseitiger eingesetzt werden kann. Fachleute unterscheiden zwei Arten von Sucht:

  • die körperliche (physische) Abhängigkeit und
  • die seelische (psychische) Abhängigkeit.

Welche Stoffe machen süchtig?

Zahlreiche Substanzen können süchtig machen. Manchmal reicht es aus, den Stoff ein einziges Mal auszuprobieren, um abhängig zu werden.

Folgende Substanzen haben ein hohes Suchtpotenzial:

  • Alkohol
  • Tabak
  • Schlaf- und Beruhigungsmittel (Barbiturate, Benzodiazepine)
  • Cannabis
  • Opioide (Heroin)
  • Kokain
  • Ecstasy
  • LSD
  • flüchtige Lösungsmittel (Schnüffelstoffe)
  • bestimmte Pflanzen (Tollkirsche, Stechapfel)

Welche stoffungebundene Abhängigkeit gibt es?

Manche Verhaltensweisen und Handlungen können ebenso süchtig machen wie Rauschmittel. Dazu gehören:

  • Magersucht
  • Ess-Brech-Sucht
  • Fettsucht
  • Spielsucht
  • Sexsucht
  • Kaufsucht
  • Computersucht
  • Handysucht

Wann ist jemand süchtig?

Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist jemand süchtig, wenn mindestens drei der unten aufgeführten Punkte gleichzeitig während des letzten Jahres aufgetreten sind:

  • unwiderstehliches, starkes Verlangen, ein bestimmtes Suchtmittel zu konsumieren
  • verminderte Kontrollfähigkeit über Zeitpunkt, Dauer und die Menge des Konsums
  • körperliche Entzugserscheinungen
  • wachsende Toleranz gegenüber der Substanz (Dosissteigerung erforderlich)
  • fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügungen oder Interessen zugunsten des Substanzkonsums
  • erhöhter Zeitaufwand, um das Rauschmittel zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen
  • anhaltender Konsum trotz nachweisbarer gesundheitlicher und sozial schädlicher Folgen

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Sucht – Was passiert im Gehirn?

Eine Abhängigkeit entsteht durch eine Fehlsteuerung unseres Belohnungssystems im Gehirn. Der Suchtstoff aktiviert im Hirn verschiedene Botenstoffe, zum Beispiel Dopamin. Diese erzeugen Euphorie und Wohlbefinden. So speichert unser Gehirn ziemlich schnell das Suchtmittel als positiven Reiz ab. Fehlt der Reiz, dann fehlt unserem Gehirn die Belohnung. Als Folge entwickelt sich der unkontrollierte Wunsch nach dem Suchtmittel. Wer denkt, Sucht sei nur eine Charakterschwäche, der liegt falsch. Sucht ist eine Krankheit, die im Gehirn nachgewiesen werden kann.

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Wer ist anfällig für eine Suchterkrankung?

Viele fragen sich, ob Suchtgefährdete womöglich andere Gehirnstrukturen haben. Tatsächlich spielen bei der Entstehung einer Sucht viele verschiedene biologische, genetische, soziale und psychische Faktoren eine Rolle. Der Übergang vom harmlosen Genuss zur riskanten Abhängigkeit findet meist schleichend statt.

Folgende Situationen können süchtiges Verhalten fördern:

  • belastende Lebenssituationen/Stress
  • Nachahmung
  • Einsamkeit
  • Trennung und Verlust
  • Sinnentleerung/Langeweile
  • psychische Erkrankungen
  • wirtschaftliche Notlagen
  • körperliche Schmerzen
  • Leistungssteigerung
  • Wunsch nach Betäubung

Quelle