Tietze Syndrom

22.02.2019 12:40

Plötzliche, starke Schmerzen im Brustkorb sorgen schnell für Panik. Doch statt eines Herzinfarkts steckt womöglich das Tietze Syndrom dahinter.

Das Tietze Syndrom (Morbus Tietze) ist zwar schmerzhaft, aber im Grunde harmlos. Der Schmerz, den es auslöst, strahlt aus und verursacht Beklemmungen. Deswegen befürchten Betroffene schnell einen Herzinfarkt. Das muss aber gar nicht sein. Womöglich liegt es an den Rippenknorpeln.

Was ist das Tietze Syndrom?
Was sind die Ursachen?
Was sind die Symptome?
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Wie wird das Tietze Syndrom behandelt?
Selbsthilfe
Vorbeugen
Wie sind die Heilungschancen?

Was ist das Tietze Syndrom?

Der Brustkorb (Thorax) besteht nicht nur aus stabilen Knochen, sondern auch aus Knorpeln, die die Rippen mit dem Brustbein verbinden. Ohne sie könnten sich die Rippen beim Ein- und Ausatmen nicht flexibel weiten und wieder zusammenziehen. Beim Morbus Tietze handelt es sich um eine Entzündung der Gelenke der Rippenknorpel. Es kann daher zu den rheumatischen Erkrankungen gezählt werden.

Betroffen sind meistens die zweite und dritte Rippe, selten sind mehrere gleichzeitig entzündet. Die Erkrankung verläuft häufig chronisch, kann also immer wieder auftreten.

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Das Tietze Syndrom ist äußerst selten. Es tritt vor allem bei Frauen zwischen 20 und 40 auf, besonders nach einer Schwangerschaft stellen sie Schmerzen und Schwellungen unter dem Brustbein fest. Allerdings kann es auch Männer treffen.

Was sind die Ursachen?

Die Ursachen für das Tietze Syndrom sind bisher unbekannt. Vermutlich gibt es jedoch einige Auslöser, die den Ausbruch der Krankheit begünstigen können: Stress, das Heben und Tragen schwerer Gegenstände, eine Bronchitis bzw. starker Husten sowie eine anhaltende gekrümmte Haltung des Oberkörpers am Arbeitsplatz. Auch eine Verletzung kann ein Auslöser sein.

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Was sind die Symptome?

Die Beschwerden können plötzlich auftreten oder aber schleichend. Die Symptome sind weitestgehend unspezifisch, haben aber Ähnlichkeiten mit anderen Erkrankungen. Dazu zählen:

  • Brustschmerzen, vor allem ein Druckschmerz
  • Zunahme der Schmerzen beim Husten, Niesen oder Seufzen
  • Schwellungen unter dem Brustbein
  • rote Stelle 
  • Atemnot, Beklemmungsgefühl
  • Herzrasen

Die Beschwerden treten meistens nur auf einer Seite der Brust auf. Manchmal strahlen sie in den Rücken oder Arm aus. Gelegentlich kommt es auch zu Schluckbeschwerden, weil sich das Druckgefühl auf die Speiseröhre überträgt. Manche Patienten berichten, dass die Symptome des Tietze Syndroms nach einem Knacken begonnen haben.

Wie stellt der Arzt die Diagnose?

Die Symptome können unter anderem denen einer Herzerkrankung oder eines Magengeschwürs sehr ähneln. Auch eine Angina pectoris und Fibromyalgie werden leicht mit Morbus Tietze verwechselt. Bei seiner Diagnose wird der Arzt daher zuerst sämtliche andere Krankheiten ausschließen.

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Es gibt keine eindeutige Diagnostik-Methode, um das Tietze Syndrom festzustellen. Weder ein Röntgenbild noch eine Blutuntersuchung geben Aufschluss über die Krankheit. Einzig ein MRT (Magnetresonanztomographie) kann einen angeschwollenen Rippenknorpel sichtbar machen.

Wie wird das Tietze Syndrom behandelt?

Eine spezielle Schmerztherapie gibt es für das Krankheitsbild nicht. Mit entsprechenden Tabletten oder Injektionen kann man aber Schmerzen reduzieren und gleichzeitig die Entzündung hemmen. NSAR-Präparate (nicht-steroidale Medikamente) werden oft bei der Behandlung von Rheuma eingesetzt und können auch hier wirken. Um den Schmerz auszuschalten, werden manchmal die umliegenden Nerven betäubt.

Um die Gelenke geschmeidig zu halten und Verspannungen zu lösen, kann jedoch eine manuelle Therapie helfen. Physiotherapie und Osteopathie behandeln gezielt die Blockaden im Rippenbereich. Viele Betroffene schwören auch auf eine homöopathische Therapie, um die Selbstheilungskräfte anzuregen.

Selbsthilfe

Mit speziellen Bewegungsabläufen kann man außerdem dazu beitragen, den Thorax beweglicher zu machen und die Haltung zu verbessern. Sie sind einfach auszuführen und sollten einen festen Platz im Alltag finden.

  • Für die Atmung

Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl, schließen Sie die Augen und konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung. Atmen Sie tief durch die Nase ein und lassen Sie den Atem in den Bauch fließen, beim Ausatmen lassen Sie den Bauch ganz entspannt wieder nach innen sinken. Nehmen Sie sich dafür etwa 5 Minuten Zeit. Durch die bewusste Atmung lösen sich Verspannungen im Oberkörper. Außerdem kann es manchmal helfen, bewusst gegen den Schmerz zu atmen. Sonst wird die Atmung schmerzbedingt zu flach ausgeführt, was wiederum zu Verspannungen führen kann.

  • Für die Haltung

Um Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich zu verhindern, sind Übungen für eine bessere, aufrechtere Haltung nicht nur für Tietze-Syndrom-Patienten sinnvoll. Diese einfache Einheit können Sie jederzeit zu Hause, im Büro oder unterwegs durchführen: Setzen Sie sich aufrecht hin, die Füße flach auf dem Boden. Lassen Sie den Scheitel direkt nach oben zur Decke ziehen, das Kinn sinkt leicht nach unten. Gleichzeitig öffnen Sie die Schultern nach hinten und lassen die Schulterblätter nach unten sinken. Schieben Sie dabei die Brust nach vorne, der Rücken kann ein klein wenig ins Hohlkreuz gehen.

Korrigieren Sie Ihre Haltung etwa alle 30 Minuten und nehmen Sie diese aufgerichtete Sitzposition ein. Dadurch trainieren Sie die Schulter- und Rückenmuskulatur. Bei regelmäßigem Üben wird sich Ihre Haltung bald verbessern.

  • Für den Rücken

Eine einfache Trainingseinheit, die auch im Yoga oft praktiziert wird, beginnt im Vierfüßlerstand. Die Knie sind hüftbreit geöffnet, die Hände sind direkt unter den Schultern auf dem Boden. Mit dem Einatmen gehen Sie in ein leichtes Hohlkreuz und richten den Blick nach oben zur Decke. Mit dem Ausatmen machen Sie den Rücken so rund es geht und lassen das Kinn auf die Brust sinken. Wiederholen Sie die Bewegungen etwa 10 Mal.

Vorbeugen

Da die Ursachen nicht bekannt sind, ist ein gezieltes Vorbeugen nur schwer möglich. Allgemein sollte jedoch auf eine aufrechte Haltung geachtet werden. Ebenfalls kann es vorbeugend helfen, Stress zu vermeidenEntspannungstechniken wie Meditation und Yoga sind empfehlenswert, da dabei eine tiefe Atmung trainiert wird und gleichzeitig eine Lockerung des Schulter- und Nackenbereichs stattfindet.

> Meditation: Drei Schritte zur Entspannung

> Yoga: Welche Form passt zu mir?

Wie sind die Heilungschancen?

Die Heilungschancen bei Tietze Syndrom sind sehr gut, in den meisten Fällen verschwindet es nach einiger Zeit eigenständig, manchmal schon nach wenigen Tagen. In hartnäckigen Fällen kann es allerdings Jahre dauern. Regelmäßige Übungseinheiten und eine medikamentöse Behandlung können eine sinnvolle Therapie sein und die Heilung beschleunigen.

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