Tödliche Auwaldzecke im Vormarsch - mit dieser Angst kämpfen Hundebesitzer

07.04.2021 15:55

Hundebesitzer, deren Tiere plötzlich an hohem Fieber, Appetitlosigkeit oder blutigem Urin leiden, sollten schnell einen Tierarzt aufsuchen. Es könnte sich um eine Krankheit handeln, die von einer bestimmten Zeckenart übertragen wird und tödlich enden kann.

Die Zeit, dass Collie-Besitzerin Emmi Lingnau mit ihren beiden Hunden unbeschwert im Wald und auf Wiesen spazieren ging, ist vorbei. „Ich habe immer ein ungutes Gefühl“, gibt sie zu. Denn sie weiß, was ein einziger Zeckenstich anrichten kann. Ihre Hündin Laika (10) wäre fast daran gestorben. Diagnose: Babesiose.

Nur dem schnellen Eingreifen einer Tierärztin sei zu verdanken gewesen, dass Laika noch lebt. Sie erkannte sofort, dass sich der Hund mit Babesien infiziert hatte. Laika litt unter einer  Infektionskrankheit, bei der die roten Blutkörperchen zerstört werden und die von der Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) übertragen wird.

Für Menschen sind die Erreger ungefährlich - im Gegensatz zu bekannten Infektionen wie FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und Borreliose, bei denen der Holzbock als Überträger gilt.

Auwaldzecken fühlen sich in der Wärme wohl

Vor allem das Saarland und Rheinland-Pfalz, aber auch der Freiburger Raum seien derzeit am stärksten von den Auwaldzecken mit Babesien betroffen, meint Dieter Barutzki, Fachtierarzt für Parasitologie und Leiter des Tierärztlichen Labors Freiburg. Es untersucht Blutproben aus dem gesamten Bundesgebiet.

Gerade aus dem Südwesten des Landes habe man dieses Jahr „schon solch eine hohe Zahl an positiven Fällen, wie wir sie seit langem nicht gesehen haben - vielleicht sogar wie noch nie“, sagt Barutzki. Er macht vor allem den Klimawandel, das Einreisen befallener Hunde aus dem Ausland und die Nähe zu Frankreich dafür verantwortlich.

Der Saarbrücker Tierarzt Guido Arz vermutet, dass auch Gebiete mit erhöhter Bodenwärme - etwa wegen Fernwärmeleitungen oder Bergbau - die Verbreitung der Zecken begünstigen. An seiner Klinik in Saarbrücken wurden in den vergangenen Wochen bereits über 20 Hunde, die sich mit Babesiose infiziert hatten, behandelt. „Dieses Jahr ist es besonders schlimm“, sagt er.

Die richtigen Fragen geben Aufschluss über die Erkrankung

Und auch der Winter bringe keine Entwarnung. „Den letzten Fall hatte ich an Weihnachten, den ersten schon wieder im Januar“, berichtet sein Mitarbeiter Danny Eisenbarth. Allein an zwei Tagen habe er in der letzten März-Woche vier infizierte Hunde behandelt. Die Besitzer hatten sie in die Praxis gebracht, weil die Tiere hohes Fieber und dunklen Urin hatten, nichts mehr fraßen und nicht aufstehen wollten.

In der Tierklinik Birkenfeld in Rheinland-Pfalz gehen bei solchen Symptomen die Alarmglocken an, sagt Tierärztin Jessica Cremer. Wichtig sei eine gewichtete Differenzialdiagnose: „Das heißt, das Wichtigste und Schlimmste wird als erstes abgeklärt.“ Dazu gehöre auch, nachzufragen, woher der Hund stamme und welche Vorgeschichte er habe.

Routinemäßig werde zudem abgefragt, ob er über einen Zeckenschutz in Form von sogenannten Spot-on-Präparaten, Tabletten oder Zeckenhalsbändern verfüge. „Das Gute ist, vieles kann durch eine schnelle Blutuntersuchung dann eingegrenzt werden“, erklärt die Tierärztin - und dementsprechend zielgerichtet behandelt.

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