Im indischen Agra wurde vor etwa 350 Jahren der Taj Mahal errichtet. Dieses riesige Bauwerk beeindruckt seitdem Besucher aus aller Welt und gilt als das Wahrzeichen Indiens. Was aber viele nicht wissen, ist, dass sich hinter dem Monument eine rührende Liebesgeschichte verbirgt.
Shah Jahan, zukünftiger Großmogul, schlenderte im Jahre 1607 als 14-jähriger Prinz über einen Basar, als er ein Mädchen in seinem Alter sah, das Seide und Glasperlen verkaufte. Ihr wunderschöner Anblick zog ihn so sehr in den Bann, dass er sofort den Wunsch spürte, sie zur Frau zu nehmen. Bei dem jungen Mädchen handelte es sich um die spätere Mumtaz Mahal. Auch sie war sofort gefesselt vom Antlitz des jungen Mannes und verliebte sich augenblicklich in ihn. So verlobten sich die beiden kurz nach der ersten Begegnung; fünf Jahre später, als Shah Jahan und Mumtaz Mahal alt genug waren, konnten sie endlich heiraten.
Wie in den königlichen Kreisen jener Zeit üblich, blieb Mumtaz Mahal nicht die einzige Ehefrau von Shah Jahan; er verfügte über mehrere Gattinnen in einem Harem und zeugte mit ihnen zahlreiche Nachkommen, um die Thronfolge sicherzustellen. Doch nur mit Mumtaz Mahal teilte er wirklich das Bett. Sie war für ihn nicht nur seine Hauptfrau, sondern auch seine intimste Gefährtin, seine Beraterin, seine große Liebe.
Auch Mumtaz Mahal empfand solch starke Gefühle für Shah Jahan. Sie wich nie von der Seite ihres Gemahls und begleitete ihn stets auf Reisen und Feldzügen. Erzählungen berichten außerdem von einer großen Nähe und Vertrautheit zwischen den beiden. Zudem sollen sie jede freie Minute miteinander verbracht haben. Dass Shah Jahan sie bevorzugt behandelte, zeigt schon allein der Name, den er ihr geschenkt hat: Mumtaz Mahal – "Juwel des Palastes".
Das Glück des Paares sollte jedoch im Juni 1631 ein jähes Ende finden. Die beiden befanden sich gerade auf einem Feldzug, als bei Mumtaz Mahal, die mit ihrem 14. Kind schwanger war, die Wehen einsetzten. Kurz nach der Geburt traten erhebliche Komplikationen auf, denen Mumtaz Mahal nur wenig später erlag.
Shah Jahan fiel nach diesem unerwarteten Schicksalsschlag in große Trauer. Den Legenden zufolge litt er so sehr, dass sein Bart über Nacht ergraute und seine Augen vom vielen Weinen so beansprucht waren, dass er fortan eine Brille benötigte. Er soll sich außerdem acht Tage in seinen Gemächern eingeschlossen und nichts gegessen haben. Nachdem er die erste Phase der Trauer überwunden hatte, begann er voller Eifer, den letzten Wunsch seiner geliebten Mumtaz Mahal zu erfüllen.
Der Sage nach hatte sie Shah Jahan kurz vor ihrem Tod gebeten, ihr ein einzigartiges Grabmal zu errichten, wie es die Welt zuvor noch nicht gesehen hat. Und genau das tat er: Er baute ihr das Taj Mahal – die Krone des Palastes.
Das beeindruckende Mausoleum wurde um 1648 fertiggestellt. Die umfangreiche Anlage wird von dem prunkvollen weißen Hauptgebäude dominiert, das von vier Minaretten umgeben ist. Im Inneren befindet sich die letzte Ruhestätte von Mumtaz Mahal – dem ewigen Juwel des Palastes. Shah Jahan wurde nach seinem Tod in einem Grab neben dem Hauptgebäude beigesetzt, so sind die beiden für immer miteinander vereint.
Seit nunmehr 350 Jahren ist der Taj Mahal das Wahrzeichen einer Liebe, die über den Tod hinausgeht. Bis heute ist die Anlage ein beliebtes Reiseziel frisch verheirateter Paare, denn der Besuch des Mausoleums soll die Liebe ewig währen lassen.