Trauer: So können Sie Angehörigen helfen

22.11.2021 11:18

Nach dem Verlust eines geliebten Menschen folgt die Trauer. Lesen Sie hier, wie Sie Familienmitgliedern und Freunden in der Trauerphase helfen können.

Trauer ist sehr schmerzhaft. Sie verdunkelt die Tage für die Trauernden und macht sie leer. Denn plötzlich ist alles anders. Was vorher wichtig war, ist unwichtig. Der geliebte Mensch fehlt. Während früher die Gesellschaft den Einzelnen in seiner Trauer stützte, ist das Trauern heute eine eher individuelle Angelegenheit. Umso wichtiger ist es, dass nahestehende Freunde und Verwandte den Trauernden unterstützen. Aber wie? Und was sollte ich dabei unbedingt vermeiden?

Die Hochschule Ravensburg-Weingarten befragte Trauernde, welche Trauerbegleitung bei ihnen besonders gut gewirkt hat. Die Antwort war ganz einfach: Zuhören, Akzeptanz und Wertschätzung, Austausch, Blick auf die Stärken und Wissen. Wir haben die wichtigsten Ratschläge zum Umgang mit Trauernden in unserer Bildergalerie zusammengestellt.

5 Tipps zum Umgang mit Trauernden

1. Seien Sie für den Betroffenen
in seiner Trauer da

Nehmen Sie Kontakt zum Trauernden auf. Rufen Sie ihn an. Drücken Sie Kollegen die Hand. Besuchen Sie Verwandte. Sie können einen Menschen in seiner Trauer unterstützen, indem Sie ihm signalisieren, dass Sie für ihn da sind – nicht nur um Gespräche zu führen. Manchmal reicht es aus, einfach gemeinsam zu schweigen. Zum Beispiel bei einem Spaziergang.

Artikulieren Sie – falls das nötig ist – Ihre eigene Hilflosigkeit. Das ist besser, als sich bei Trauer gar nicht zu melden. Wenn Sie nicht direkt Kontakt aufnehmen möchten, dann bieten Sie sich schriftlich an. Oder Sie schreiben eine Kondolenzkarte und senden einen Blumenstrauß. Die meisten Trauernden freuen sich über eine kleine Geste. 

2. Stellen Sie Fragen an den Trauernden

Viele trauen sich nicht, einem Trauernden die einfachsten Fragen zu stellen: Wie geht es dir? Wie fühlst du dich? Wie war die letzte Zeit für dich? Dabei tut es vielen Menschen in Trauer gut, über sich und ihren Verlust zu reden. Also: Scheuen Sie nicht davor zurück, Fragen zu stellen.

Geben Sie Ihrem Freund oder Angehörigen die Gelegenheit, über sich, seine Trauer und seinen Verlust zu sprechen. Und über vergangene schöne Tage. Benennen Sie den Verstorbenen beim Namen, das ist für den Hinterbliebenen oft ganz wichtig.

3. Bieten Sie im Trauerfall Ihre Hilfe an

Nach dem Verlust eines geliebten Menschen gibt es viel zu tun. Viele Trauernde sind zunächst mit dem Alltag völlig überfordert. Bieten Sie Ihre Hilfe an. Kochen Sie dem Trauernden etwas, erledigen Sie für ihn die Einkäufe. Helfen Sie ihm beim Abwaschen, Putzen, Bett beziehen oder Bügeln. Natürlich nicht als Dauerlösung. Denn der Trauernde muss schließlich seinen Alltag – trotz Trauer – wieder in den Griff bekommen.

Absolut verboten sind gute Ratschläge und Tipps wie: „Gönn dir mal was Schönes“ oder „Das wird schon wieder“.

4. Haben Sie Vertrauen in den Trauernden

Die Psychologin Verena Kast unterteilt Trauer in vier Phasen: 1. Nicht-Wahrhaben-Wollen, 2. Aufbrechende Emotionen, 3. Suchen und Sich-Trennen und 4. Neuer Selbst- und Weltbezug. In der Regel macht ein Trauernder alle Phasen durch und geht am Ende gestärkt daraus hervor.

Vertrauen Sie dem Trauernden, er wird seinen Weg in das neue Leben finden. Und zwar aus eigener Kraft. Erst wenn Sie keine Verbesserung sehen, der Angehörige dauerhaft depressiv wirkt oder den Wunsch zu sterben äußert, ist professionelle Hilfe nötig.

5. Seelenschmerz: Üben Sie sich in Geduld

Geben Sie dem Trauernden Zeit. Der Verlust bedeutet für ihn eine schwere Krise – und die vergeht nicht so schnell.  Die Phase der Trauer kann sehr lange dauern. Geben Sie dem Trauernden das Gefühl, ihn zu verstehen. Hören Sie zu, auch bei Wiederholungen. Diese sind kein Zeichen von Stillstand, sondern sind ein wichtiger Bestandteil des Prozesses.

Wenn es Ihnen doch irgendwann zu viel ist, bieten Sie an, für den Trauernden eine Trauergruppe oder Trauerbegleitung zu finden.

Quelle