Wer True-Crime-Shows liebt, der weiß, dass es jede Menge vermisste Personen gibt, die man nie finden konnte. Manche verschwinden unter mysteriösen Umständen und sind wahrscheinlich Opfer eines Verbrechens geworden. Andere haben selbst Verbrechen begangen und konnten erfolgreich untertauchen.
5 der spannendsten und erschütterndsten Fälle erfährst du hier.
Bei True Crime geht es natürlich nicht immer um vermisste Personen. Oft entpuppen sich die Fälle bei näherem Hinsehen auch als simple zwischenmenschliche Tragödien.
Aber manche Fälle sind auch nach Jahrzehnten verzwickte Rätsel, die immer noch auf ihre Auflösung warten.
1. Graf Xavier Dupont De Ligonnès
Am 21. April 2011 machte die französische Polizei einen grausigen Fund in einem Wohnhaus der Stadt Nantes. Die Leichen von Agnès Dupont de Ligonnès, ihrer Kinder Arthur, Thomas, Anne und Benoît, sowie die beiden Hunde der Familie waren unter der Terrasse verscharrt worden. Vom Vater der Familie, Graf Xavier Dupont De Ligonnès, fehlte jede Spur.
Xavier Dupont De Ligonnès war hoch verschuldet. Der Verdacht lag nahe, dass er beschlossen hatte, seine Frau und seine Kinder eher zu ermorden, als sich der unschönen Realität eines finanziellen und gesellschaftlichen Ruins zu stellen. Er hatte die Opfer und den Tatort sorgfältig von Spuren seiner DNA gereinigt.
In den Wochen vor der Bluttat hatte er gelernt, mit einem geerbten Gewehr umzugehen. Er hatte sich einen Schalldämpfer verschafft. Freunden hatte er weisgemacht, er und die Familie müssten sich in ein amerikanisches Zeugenschutzprogramm begeben. Den Schulen der Kinder hatte er gesagt, die Familie würde nach Australien auswandern.
Graf De Ligonnès checkte nach den Morden in einem kleinen Hotel in Roquebrune-sur-Argens ein. Dort parkte er sein Auto, nahm eine gepackte Tasche und wanderte in die Wälder. Seither blieb er verschwunden.
Es hat einige angebliche Sichtungen seiner Person gegeben, aber keine konnte je bestätigt werden. Jahre später schickte er eine Postkarte an einen Journalisten aus Nantes.„Ich bin noch am Leben“, stand darauf.
Er wird bis heute mit internationalem Haftbefehl gesucht.
2. Die Kinder der Familie Sodder
Am Weihnachtsabend 1945 machten sich George und Jennie Sodder bereit, zu Bett zu gehen. Doch um 1 Uhr morgens wachten die beiden aus einem schrecklichen Grund auf: das Haus stand in Flammen.
Das Paar hatte 10 Kinder, von denen 9 noch zu Hause wohnten. Als George aus dem Haus lief, sah er dort die 2-jährige Sylvia, den 16-jährigen George Jr., die 17-jährige Marion und den 23-jährigen John draußen in Sicherheit. Aber die 5-jährige Betty, die 8-jährige Jennie, der 9-jährige Louis, die 12-jährige Martha und der 14-jährige Maurice waren nirgendwo zu sehen.
George rannte zurück in die Flammen, aber er schaffte es nicht, das Kinderzimmer im oberen Stockwerk zu erreichen. Die Treppe brannte bereits lichterloh.
Er rannte hinaus, um seine Leiter zu holen, aber sie war weg. Alle Versuche, die Kinder zu retten, schlugen fehl. Das Haus brannte bis auf die Grundmauern nieder.
Doch hier beginnt das wahre Rätsel: Nicht ein einziger menschlicher Knochen wurde in den Trümmern gefunden. Das Feuer war nicht heiß genug gewesen, um Knochen zu zerstören – also wo waren die Kinder? George war ein italienischer Immigrant, der sich deutlich gegen Benito Mussolini ausgesprochen und deshalb bereits Drohungen erhalten hatte. Das Gerücht machte schnell die Runde, die Kinder seien entführt worden.
Das Ehepaar Sodders suchte jahrzehntelang nach seinen Kindern. Doch sie konnten sie nicht finden.
3. Zebb Quinn
Am 2. Januar 2000 traf sich der 18-jährige Walmart-Angestellte Zebb Quinn mit seinem Kollegen Robert Jason Owens. Er wollte ihm ein Auto abkaufen. Die beiden machten auf ihrem gemeinsamem Weg kurz Halt, um im Kiosk Limonade einzukaufen. Das war die letzte Gelegenheit, bei der jemand Zebb lebend sah.
Was mit ihm passiert ist, bleibt ein Rätsel. Sein Körper wurde nie gefunden, aber seinen eigenen Wagen fand man vier Tage später. Auf die Heckscheibe hatte jemand mit Lippenstift einen Kussmund und ein Ausrufezeichen gemalt. Im Auto selbst war ein lebender Labrador-Welpe, eine Jacke, die Zebb nicht gehörte, und ein Zimmerschlüssel zu einem unbekannten Hotel. Zeugen hatten eine Frau gesehen, die mit dem Auto in der Stadt herumgefahren war.
Eine Beschreibung führte die Ermittler zu Misty Taylor, einer jungen Frau, die Zebb vor ein paar Wochen kennengelernt hatte.
2015 schließlich wurde Jason Owens verhaftet und des Mordes an Cristie Schoen Codd, ihrem ungeborenen Kind und ihrem Ehemann Joseph angeklagt. Im Fundament seines Hauses fand die Polizei unter anderem eine Masse, die sie für die Überreste der Knochen von Zebb Quinn hielt. Jason wurde jetzt auch wegen Mordes an Zebb angeklagt.
2022 behauptete Jason, sein Onkel habe Zebb ermordet und er selbst habe nur die Leiche verschwinden lassen. Was genau mit Zebb Quinn geschehen ist, wird man wohl nie erfahren.
4. John David Gosch
Der 12-jährige John David Gosch verließ am 5. September 1982 sein Zuhause in West Des Moines, im US-amerikanischen Bundesstaat Iowa, um Zeitungen auszutragen. Mehrere Nachbarn sahen ihn dabei, wie er die Zeitungen verteilte.
Doch als andere Nachbarn bei John daheim anriefen und wissen wollten, wo ihre Zeitung blieb, merkten seine Eltern, dass hier etwas nicht stimmte. Sie fanden seine Karre voller Zeitungen nur zwei Blocks von ihrem Haus entfernt. John selbst war verschwunden.
Ein Zeuge hatte gesehen, wie der Junge mit einem Mann gesprochen hatte, der in einem blauen Auto neben ihm herfuhr.
Im folgenden Jahr verschwand auch Eugene Martin, ein weiterer Zeitungsjunge aus der Nachbarschaft, während seiner Runde. In der Hoffnung, dass sie jemand gesehen haben könnte, druckte man die Fotos der beiden Kinder auf Milchkartons.
Im Jahr 1997 wurde Johns Mutter um halb drei am Morgen plötzlich von einem Mann besucht, der sagte, ihr verschollener Sohn zu sein. Er erzählte ihr, er sei damals von einem Ring Pädokrimineller verschleppt worden. Als Erwachsener habe er aus Angst seinen Namen geändert.
Seitdem ist er nicht wieder aufgetaucht. Es bleibt unklar, ob der Mann wirklich John David Gosch war.
5. Die Frau in Zimmer 2805
Ein True-Crime-Fall, in dem es nicht um vermisste Personen, sondern um eine rätselhafte Tote geht, ist der der Frau von Zimmer 2805. Am 3. Juni 1995 klopfte ein Angestellter des Radisson Blu Plaza Hotels in der norwegischen Hauptstadt Oslo an die Tür einer Frau, die drei Tage zuvor eingecheckt hatte. Statt einer Antwort hörte er einen Schuss.
Die Tür des Zimmers 2805 war von innen verriegelt und musste aufgebrochen werden. Man fand die Frau, die sich beim Check-in „Jennifer Fairgate“ genannt hatte, 15 Minuten nach dem Schuss mit einer Kugel im Kopf im Zimmer. Alles sah nach einem Suizid aus, aber es gab eine Menge unbeantworteter Fragen.
„Jennifer Fairgate“ stellte sich als ein falscher Name heraus. Die belgische Adresse, die sie angegeben hatte, existierte nicht. Sie hatte einen weiteren Gast namens „Lois Fairgate“ für ihr Zimmer eingetragen und beide Schlüsselkarten lagen bei ihr im Raum. Obwohl man sie mit einem Mann zusammen gesehen hatte, gab es keinen Hinweis darauf, dass jemand mit ihr in dem Raum gewohnt hatte. Das Fenster stand offen, aber der Raum befand sich im 28. Stockwerk eines Wolkenkratzers.
Jemand hatte die Dusche benutzt, doch außer einer Flasche Herrenparfum waren keine Toilettenartikel im Bad. Die Seriennummer der gefundenen Schusswaffe war weggefeilt worden. Alle Wäscheschilder von der Kleidung der Frau waren entfernt worden, sodass man nicht feststellen konnte, wo sie gekauft wurden. Sie hatte keine Blutspuren an der Hand, die die Schusswaffe hielt.
Die gängigste Theorie ist, dass die Unbekannte eine Geheimagentin gewesen ist. Im Jahr 2016 exhumierte man ihren Körper und nahm eine DNA-Analyse vor. Doch ihre Identität konnte nicht festgestellt werden.
Wenn es bei einem True-Crime-Fall um vermisste Personen und namenlose Tote geht, bleiben immer viele offene Fragen. Was ist mit diesen Menschen passiert? Wer ist verantwortlich?
Manche dieser alten unheimlichen Rätsel wird man niemals lösen können.