Die Kündigungen bei Twitter gehen weiter: Jetzt hat es auch Esther Crawford erwischt. Die Managerin galt als "fleißigste Mitarbeiterin" und Vertraute von Elon Musk – womit sie sich auch Feinde machte.
Die Stimmung bei Twitter ist gedrückt, seit Elon Musk die Führung übernommen hat – wenig verwunderlich bei der Kündigungswelle, die er losgetreten hat. Laut "New York Times" wurden am Wochenende erneut rund 200 Angestellte entlassen, und das, obwohl Musk eigentlich versprochen hatte, auf weitere Kündigungen zu verzichten. Damit mussten seit Oktober 2022 etwa drei Viertel der Belegschaft gehen.
Zu den wenigen, die Musk die Treue gehalten und auch einen Draht zum neuen Twitter-Boss aufgebaut hatten, gehörte Esther Crawford. Vor seiner Übernahme bei Twitter hatte sie bereits im Produktmanagement gearbeitet, kurz darauf war sie für die Weiterentwicklung des Abo-Services "Twitter Blue" verantwortlich. Zwischenzeitlich hatte sie sogar im Büro übernachtet, um Deadlines einzuhalten. Deshalb galt Crawford in den Medien als "fleißigste Mitarbeiterin" bei Twitter. Doch auch das schützte sie nicht vor der Kündigung.
Crawfords Rolle bei Twitter war umstritten
Auf ihrem privaten Twitter-Account bestätigte Crawford Medienberichte über ihre Entlassung. "Die schlimmste Schlussfolgerung, die man aus meinem Engagement für Twitter 2.0 ziehen könnte, ist, dass mein Optimismus oder meine harte Arbeit Fehler waren", erklärte sie. "Diejenigen, die mich verhöhnen und verspotten, stehen zwangsläufig am Rande und sind nicht in der Arena. Ich bin zutiefst stolz auf das Team, das sich durch so viel Lärm und Chaos gearbeitet hat."
Crawfords Rolle bei Twitter war in den vergangenen Monaten weder einfach noch unumstritten gewesen. Sie war eine der letzten Vertreterinnen des Twitter vor Musk – "Twitter 1.0" genannt –, arbeitete aber dennoch eng mit dem Milliardär zusammen. Laut eines Berichts von "The Verge" verteidigte Crawford im November gegenüber Kolleg:innen die Massenentlassungen, die Musk nach seiner Übernahme von Twitter vornahm.
"Dolmetscherin" für Elon Musk
Zudem soll Crawford innerhalb des Unternehmens unter Musks Führung an Bedeutung gewonnen haben. Vor gerade mal einem Monat überschrieb die "Financial Times" ein Porträt von ihr mit dem Titel "Der Aufstieg von Esther Crawford in Elon Musks Hardcore-Twittter". Darin bezeichnete ein Insider sie als "eine Art Dolmetscherin zwischen Elon und dem Produktteam", ein anderer nannte sie gar abfällig eine "Stiefelleckerin", die "ihre Seele verkauft" habe. Nun ist die 39-Jährige nach etwas mehr als zwei Jahren bei Twitter dennoch ihren Job los – ein weiteres Indiz für das Chaos, das bei dem Kurznachrichtendienst herrscht.
Esther Crawford reagierte nach ihrer Entlassung gelassen auf die Spekulationen rund um ihre Rolle bei Twitter und ihren Rauswurf: "Wenn du es nicht ertragen kannst, öffentlich kritisiert zu werden, gehe kein Risiko ein und halte dich von allen Führungsrollen fern. Baue oder ändere nichts. Bleib klein und unsichtbar und vor allem: Schweige und hab Angst vor dem, was andere denken."