US-FORSCHER VERÖFFENTLICHEN UMWELTSTUDIE Droht tödliche Robben-Seuche wegen Arktis-Eisschmelze?

18.11.2019 14:25

Droht eine Epidemie unter Meeressäugern? US-Forscher haben jetzt die Verbreitung von PDV nachgewiesen – und machen die Eisschmelze dafür verantwortlich

orgt der Klimawandel für ein neues Robbensterben von riesigem Ausmaß?

Wissenschaftler der University of California in Davis haben eine Studie zur Eisschmelze in der Arktis veröffentlicht, die Angst macht. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachmagazin „Nature Communications“. Die wesentliche Erkenntnis: Durch neu entstandene offene Wasserflächen haben sich Krankheiten vom nördlichen Atlantik auch in Richtung Nordpazifik ausgebreitet. So seien in den letzten Jahren auch Robben- und Seeotter-Populationen in Alaska plötzlich erkrankt.

Der Grund ist plausibel: Dort wo früher Eis war, befindet sich nun offenes Wasser. Tracey Goldstein von der University of California erklärt: „Der Verlust des Meereises fördert die Verbreitung von Krankheitserregern. Wenn sich die Tiere bewegen und in Kontakt mit anderen Arten kommen, können sie neue Infektionskrankheiten einführen und übertragen – mit möglicherweise verheerenden Folgen.“

Wie verheerend, das zeigten bereits dramatische Fälle aus den Jahren 1988 und 2002. Damals hatte das Seehund-Staupevirus (PDV) von der dänischen Insel Anholt aus unzählige Tiere infiziert: 1988 starben 23 000 Seehunde, 2002 kamen 30 000 Robben um. PDV greift das Immunsystem der Tiere an und kann zum Beispiel Lungenentzündungen auslösen. In besonders schlimmen Fällen tötet es die Meeressäuger innerhalb von zehn Tagen nach der Infektion.

Jetzt fanden die US-Forscher heraus: Das Virus hat sich ausgebreitet! Bereits 2004 wurde PDV erstmals im Nordpazifik nachgewiesen. Für eine detailliertere Analyse nahmen sie nun das Vorkommen in den Jahren zwischen 2001 und 2016 unter die Lupe. Und tatsächlich: 2003 und 2004 und dann wieder 2009 konnte eine erhöhte Infektionsrate nachgewiesen werden. Für die Studie hatten die Wissenschaftler mehr als 2000 Tiere unterschiedlicher Arten in den Gewässern Alaskas getestet.

Dass es sich bei den gefundenen Neuinfektionen um einen „importierten“ Virus handelte, konnten die Forscher auf zweierlei Art nachweisen: Zum einen fanden sie auch im Genmaterial der Tiere in Alaska denselben Erregerstamm wie zuvor im Nordatlantik.

Zum anderen konnten sie anhand von Bewegungsdaten zeigen, dass sich die Tiere innerhalb kurzer Zeit teils mehrere Hundert Kilometer in Richtung Pazifik bewegt hatten – und das Virus so einfach weitertransportiert hatten.

Die Verbreitungswege der Krankheit wollen die kalifornischen Wissenschaftler nun intensiver untersuchen. Elizabeth VanWormer erklärte abschließend: „Unsere Studie zeigt, dass wir die Übertragung von PDV und das Potenzial von Ausbrüchen in dieser sich schnell verändernden Umgebung besser verstehen müssen.“

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