Uschi Glas über Roy Black: Ich hör ihn heute noch lachen

07.08.2020 16:10

Im Interview zur neuen Kinokomödie 'Max und die wilde 7' erinnert sich Uschi Glas (76) an ihre frühen Filme und ihren leider verstorbenen Kollegen und Freund Roy Black († 1991).

Uschi Glas ist eine der bekanntesten deutschen Schauspielerinnen und hat noch lange nicht vor, ihren Beruf an den Nagel zu hängen. Am morgigen Donnerstag, den 6. August läuft ihre neueste Produktion 'Max und die wilde 7' mit weiteren Stars wie Günther Maria Halmer und Thomas Thieme (mehr Infos am Ende des Interviews) in den Kinos an - und sie glänzt als ehemaliger Filmstar Vera in einer amüsanten, selbstironischen Rolle.

Anlässlich dieser Komödie sprachen wir mit Uschi Glas über die Besonderheit dieser Figur, ihre eigene Schauspielkarriere und ihre tiefe Freundschaft zum verstorbenen Roy Black.

Interview-Überblick:

  • Was für Uschi Glas das Schlimmste im Zuge der Corona-Krise war
  • Persönliche Erinnerungen von Uschi Glas an ihre Schauspielanfänge
  • So hat Uschi Glas ihren guten Freund Roy Black erlebt
  • Wofür der Familienmensch Uschi Glas jeden Tag dankbar ist

Was für Uschi Glas das Schlimmste im Zuge der Corona-Krise war

Liebenswert: Unser Leben, das durch das Coronavirus ziemlich auf den Kopf gestellt wurde, hat sich ein wenig entspannt und man kann zum Beispiel wieder ins Kino gehen. Was haben Sie denn in den vergangenen Wochen und Monaten gemacht? Wie haben Sie die schlimmste Corona-Zeit erlebt?

Uschi Glas: Am Anfang war ich sehr in Aufruhr, weil wir mit unserem Verein 'brotZeit' nicht mehr in die Schulen durften. 11.000 Kinder konnten wir nicht mehr mit Frühstücken versorgen. Das war für mich ein Paukenschlag, ganz entsetzlich. Da gab es auch keinen Ausweg. Das war für mich erst mal das Schlimmste, bis ich es schließlich akzeptiert und ich für mich wahrgenommen habe: Es ist jetzt so, wie es ist. Keiner kann das ändern - auch eine Uschi Glas nicht. Was mich persönlich betrifft, kann ich nur sagen: Mir war an keinem einzigen Tag in irgendeiner Weise langweilig. Wir durften ja noch nach draußen und konnten Sport machen. Ich hab' auch endlich ganz viele Bücher beendet, die ich vorher nur halb angelesen hatte. Dann hab' ich ganz viele Sachen gekocht und gebacken - zum Beispiel hab' ich probiert, ob ich Brandteig noch kann (lacht). Es war eigentlich immer was los. Auch die Isolation hab' ich eigentlich gar nicht als solche empfunden. Die Kinder, die ganze Familie, konnten wir auch von Weitem sehen oder wir haben halt telefoniert. Es ist schon erstaunlich, wie sich der Mensch mit seiner Disziplin oder seinem rationalen Denken dann sagt: Du kannst es eben nicht ändern. Du kannst nicht mit dem Kopf durch die Wand, also akzeptier' das jetzt so und mach' das Beste draus.

Liebenswert: Durch die vorgenommenen Lockerungen bezüglich des Coronavirus und Ihren neuen Film 'Max und die wilde 7' haben wir ja auch etwas, auf das wir uns freuen können. Was hat Sie an dieser Detektivgeschichte für die ganze Familie eigentlich besonders gereizt?

Uschi Glas: Ich kannte natürlich die erfolgreiche Kinderbuchserie. Als man auf mich zukam und mir die Rolle der Vera, einer ehemals berühmten Schauspielerin, anbot, fand ich das sehr witzig. Sie fragten mich dann, ob sie mit etwas Selbstironie ein paar Anspielungen auf meine Karriere ins Drehbuch schreiben dürfen und ich hab' zuerst ich ein bisschen gezuckt - aber dann hab' ich gesagt: Man muss sich ja auch auf den Arm nehmen dürfen. Zusammen mit meinen Kollegen war der Dreh dann eine große Freude. Thomas Thieme kannte ich vorher nicht persönlich, aber er ist nicht nur ein hervorragender Schauspieler, sondern auch ein ganz toller Typ und Günther Maria [Halmer] kenn' ich sowieso schon Ewigkeiten. Der kleine Jona [Eisenblätter] ist auch einfach ein tolles, tolles Kind. Der hat seine Rolle mit so einer Selbstverständlichkeit gespielt, ganz lässig. Es hat einfach Spaß gemacht.

Liebenswert: Das merkt man dem Film wirklich an. Wie haben Sie sich eigentlich in den extravaganten Outfits Ihrer Rolle gefühlt? So kennt man sie ja gar nicht!

Uschi Glas: Als ich mir überlegt habe, wie ich Vera spielen möchte, hab' ich mir gedacht: Die muss irgendwie Pfiff haben. Dass ich etwas schräg angezogen sein sollte, hatte mir die Kostümberaterin schon gesagt, aber ich dachte: Vielleicht kann man da noch 'ne Schippe drauflegen und sie ein bisschen an die New Yorkerin Iris Apfel anlegen. Ich wollte unbedingt so eine Brille wie sie haben und dicken Schmuck - noch 'ne Kette und noch ein Armband und so weiter! Als kleine, augenzwinkernde Hommage an diese wunderbare Frau, die immer ihr Leben gelebt hat und das Gott sei Dank auch immer noch tut.

Liebenswert: Kommen wir noch einmal auf das Thema Selbstironie und sich selbst nicht zu ernst nehmen zurück. Sind Sie jemand, der gut über sich selbst lachen kann?

Uschi Glas: Ich denke, das kann ich wirklich. Ich finde es ziemlich albern, wenn man sich einbildet, man könnte sich über andere erheben. Man sollte schauen, dass man am Boden bleibt und das Leben mit Humor nehmen. Da sollte man sich selbst miteinschließen.

Persönliche Erinnerungen von Uschi Glas an ihre Schauspielanfänge

Liebenswert: Wie ist es für Sie, wenn Sie heute an Ihre frühen Filme, wie 'Winnetou und das Halbblut Apanatschi' (1966) oder 'Zur Sache, Schätzchen' (1968), zurückdenken? Was empfinden Sie dabei?

Uschi Glas: Ach, das war natürlich eine aufregende Zeit! Da war ich jung und die Apanatschi war meine allererste Hauptrolle. Dann auch noch neben Pierre Brice und Lex Barker, die ich natürlich von den anderen 'Winnetou'-Filmen kannte, spielen und reiten zu dürfen, das war wie ein Abenteuer, das gar nicht wahr ist. Die beiden Kollegen waren wirklich ganz toll. Sie haben gewusst, dass es meine erste Hauptrolle ist, aber waren absolut nicht überheblich.

Uschi Glas (Fortsetzung): 'Zur Sache, Schätzchen' war auch aufregend, weil mir vorher alle davon abgeraten haben - die Produktionsfirma, bei der ich unter Vertrag stand, und auch meine Agentin. Du kannst jetzt nicht plötzlich einen Schwarz-Weiß-Film mit geringem Budget machen, haben sie damals gesagt. Das käme überhaupt nicht infrage. Ich würde gerade die Treppe nach oben gehen und könne jetzt nicht so ein Experiment wagen. Aber ich meinte nur: Leute, ihr könnt jetzt versuchen, es mir zu verbieten, aber ich mache diesen Film trotzdem! Zum ersten Mal durfte ich dann mit einer Regisseurin [May Spils] drehen, einer wunderbar energischen, kleinen Person, mit der ich heute - genau, wie mit Werner [Enke, Drehbuch und männliche Hauptrolle] - noch befreundet bin und das war einfach eine tolle Herausforderung. Alle haben damals den Daumen nach unten gehalten und zu ihrem großen Erstaunen wurde der Film dann ein riesiger Erfolg. Das sind natürlich Erinnerungen, die bleiben, aber eigentlich bin ich schon ein Mensch, der nach vorne schaut und sich nicht auf den alten Lorbeeren ausruht.

So hat Uschi Glas ihren guten Freund Roy Black erlebt

Liebenswert: Ich würde trotzdem gern noch auf einen weiteren Kollegen zurückkommen, mit dem Sie im Laufe Ihrer Karriere oft gedreht haben: Der leider viel zu früh verstorbene Roy Black († 48). Was verbinden Sie mit ihm?

Uschi Glas: Der Roy war ein ganz besonderer Mensch, mit ihm habe ich mich sehr gut verstanden. Er hat sehr darunter gelitten, dass er von der Presse zum Teil so verhöhnt und ungerecht behandelt wurde. Es hat mir immer so leidgetan, dass er sich nicht sagen konnte: Ich weiß, was ich mache und ich bin erfolgreich damit. Es hat ihn immer total gekränkt, wenn schlecht über ihn geschrieben wurde. Ich hab' versucht, mit ihm daran zu arbeiten und bei vielen Geschichten, die ich gesehen habe, gedacht: Hoffentlich liest er das nicht.

Liebenswert: Wie bleibt er Ihnen persönlich als Mensch in Erinnerung?

Er war ein ganz stinknormaler, junger Mann. Wir haben gemeinsam ja einige Filme am Wörthersee gedreht und sind dann abends oft in irgendein Beisl [Wirtshaus] gegangen, wo er sich dann eine Gitarre gegriffen hat, wenn eine da war, und alle haben miteinander gesungen. Er war kein Star in dem Sinne, sondern ein normaler Mensch, so, wie ich mich auch empfinde. Das war sehr, sehr angenehm. Man konnte mit ihm toll diskutieren und lachen. Er hatte wirklich Humor, hat auch so gern gegessen. Ich hör' ihn heute noch lachen - er hatte wirklich ein ganz besonderes Lachen. Ich habe mit ihm eine ganz tolle Freundschaft gehabt!

 

Liebenswert: Wie wichtig ist es Ihnen eigentlich, mit Ihren Filmen - zu denen in letzter Zeit unter anderem die sehr erfolgreiche 'Fack ju Göhte'-Reihe gehört - Generationen zu verbinden?

Uschi Glas: Das ist mir ein großes Anliegen. Ich will nicht abgehängt sein. Ich will mit Kindern und Jugendlichen, genauso wie mit den jungen Kolleginnen und Kollegen, auf Augenhöhe sprechen. Ich will nicht auf irgendeinem Thron sitzen oder als Ikone nicht angesprochen werden wollen. Ich möchte gern mittendrin sein, mich mit jungen Menschen auseinandersetzen und ihnen zuhören - aber ohne den Zeigefinger zu erheben und zu sagen, früher sei alles besser gewesen. Das finde ich grauenvoll.

Wofür der Familienmensch Uschi Glas jeden Tag dankbar ist

Liebenswert: Sie sind seit einigen Jahren auch Großmutter. Was möchten Sie Ihrem Enkel Cosmo gern mit auf den Weg geben?

Uschi Glas: In erster Linie wünsche ich ihm natürlich Gesundheit. Das hört sich zwar langweilig an, aber ohne sie geht einfach gar nichts. Darüber hinaus hoffe ich, dass seine Lebenswünsche und Träume in Erfüllung gehen und dass er sich selbst treu bleibt. Dass er sich sagt: Ich bin mir mein bester Freund und arbeite daran, zu erreichen, was ich mir vorstelle. Dabei werde ich ihn unterstützen und ihm begleitend zur Seite stehen.

Liebenswert: Was macht Ihr Leben besonders liebenswert?

Uschi Glas: Ehrlich gesagt: jeder Tag. Ich freu' mich, wenn ich aufstehe, ich meine Beine auf den Boden stellen kann und es mir gutgeht. Dass ich das Glück habe, dass ich etwas tun und vorhaben kann. Dass ich Freunde, eine tolle Familie habe, dass ich arbeiten darf, dass ich meinen Verein 'brotZeit' habe - das sind so viele schöne Dinge, dass ich einfach dankbar und demütig bin, dass ich auf dieser Welt sein darf.

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