Elefanten gelten als sanftmütige Tiere. Sie sind bekannt dafür, Urlauber mit Kunststücken zu unterhalten oder sie auf dem Rücken zu tragen. Viele Touristen denken jedoch nicht darüber nach, dass die Elefanten diese Dinge nicht freiwillig machen, ganz im Gegenteil: Die Dickhäuter zahlen einen hohen Preis für ihr Leben in der Gefangenschaft.
In asiatischen Ländern wie Thailand werden Elefanten seit vielen hundert Jahren einem schrecklichen Ritual unterzogen: dem sogenannten „Phajaan“. Dafür werden die Dickhäuterbabys bereits früh von ihren Müttern getrennt und in hölzerne Käfige gesteckt, in denen sie mit gespreizten Gliedmaßen festgebunden werden – für mindestens eine Woche.
Während dieser Zeit werden die Jungtiere auf grausame Weise gequält: Ihre Peiniger verwenden immer wieder Instrumente wie Haken und Metallstangen, um den hilflosen Vierbeinern Verletzungen und Verbrennungen zuzufügen. Darüber hinaus bekommen die Elefanten nichts zu essen oder zu trinken und werden brutal vom Schlafen abgehalten. Dabei wäre die Traumwelt der einzige Ort, an dem sie ihre Qualen für einige Stunden vergessen könnten.
Ihre im Foltern geschulten Peiniger erkennen genau, wann die kleinen Elefanten aufgegeben haben; sie spüren den Moment, in dem die Seele des Tieres gebrochen und der Körper bereit zum Sterben ist. Erst in diesem Augenblick, auf der Schwelle zum Tod, bekommen die Tiere das erste Mal wieder Nahrung und Flüssigkeit.
Auf diese perfide Art und Weise bauen die brutalen Schinder eine Beziehung zu den Elefantenbabys auf – mit dem Ziel, die Tiere für den Tourismus zu dressieren oder sie illegal in der Holzindustrie einzusetzen.
Die Thailänderin Sangduen Chailert, Lek genannt, hat sich geschworen, dem Elefantenleiden ein Ende zu setzen; Grund dafür ist ein traumatisches Erlebnis in ihrer Kindheit:
„Ich habe einen verletzten Elefantenbullen gesehen, der immer weiter zur Arbeit angetrieben wurde. Er fing an zu schreien. Ich habe den Besitzer gefragt, ob sich der Elefant ausruhen könnte, und er meinte, dafür hätten sie keine Zeit. Erst wenn sie sterben, müssen sie nicht mehr arbeiten. Als sie ihn geschlagen haben, damit er weiterarbeitet, habe ich gesehen, wie wütend und traurig der Elefant war. Er schrie. Es war unglaublich.“
Dieses schreckliche Erlebnis verfolgt Lek bis heute; vor allem die Erinnerung an die Schreie des Elefanten suchen sie noch immer in ihren Träumen heim und jagen ihr Schauer über den Rücken.
Als Einzelperson gegen die Folter an Elefanten zu kämpfen, ist jedoch schier unmöglich. Also entschloss Lek sich, einen Elefantenpark zu gründen; zusammen mit der Organisation Green Tours konnte sie dieses Vorhaben 1996 schließlich in die Tat umsetzen.
Der Elephant Nature Park liegt im Norden Thailands und ist mehr als eine einfache Auffangstation für misshandelte Elefanten. Die Betreiber der Anlage haben den Tieren eine möglichst natürliche Umgebung mit artgerechtem Auslauf und genügend Rückzugsmöglichkeiten geschaffen. Hier reitet niemand auf den Rücken der Dickhäuter. Sie müssen auch keine Kunststücke aufführen oder gar schwerste Arbeit verrichten – im Elephant Nature Park steht das Wohl der Tiere an erster Stelle. Touristen können Touren durch den Park buchen und unterstützen mit ihrem Eintrittsgeld dessen Erhaltung sowie die Versorgung der Tiere.
Wenn Elefanten in der Auffangstation ankommen, haben sie zuvor jedoch schreckliche Dinge erlebt. Ihre Misshandlungen haben nicht nur körperliche, sondern auch seelische Spuren hinterlassen. „85 Prozent der Elefanten haben bei ihrer Ankunft psychische Probleme. Einige von ihnen starren vor sich hin wie Zombies. Sie sind traumatisiert von der Arbeit, behindert, verletzt, blind und lahm, aber das Schlimmste sind die psychischen Qualen. Viele von ihnen bleiben komplett apathisch stehen. Einige drehen sich ständig um sich selbst. Sie schreien und laufen weg, wenn sie andere Elefanten sehen. Ihr Verstand ist vollkommen hinüber.“
Doch Lek hat einen Weg gefunden, mit den Elefanten zu kommunizieren, ihre Seele zu berühren, ihre Psyche zu streicheln. Mit ihrer beruhigenden Aura, ihrem Einfühlungsvermögen und ihrem betörenden Gesang schafft sie es in die Herzen der Dickhäuter.
Henrik Enevoldsen, ein langjähriger Unterstützer der Auffangstation, beschreibt Leks Wirkung auf die Tiere wie folgt: „Wenn sie mit den Elefanten spricht, lassen sie sie nicht wieder gehen. Sie wollen ständig in ihrer Nähe sein. Oft können wir gar nicht mit Lek auf das Feld gehen, wenn wir zu Besuch sind, weil sonst alle Elefanten auf einmal zu ihr kommen.“
Nicht nur die Elefanten genießen die Zeit mit Lek, sondern auch die Thailänderin selbst ist vollends erfüllt, wenn sie mit den Tieren zusammen ist. Sie verbringt ihre Zeit liebend gern im Kreise der sanften Riesen und möchte kein anderes Leben mehr führen.
Das folgende Video (auf Englisch) zeigt nicht nur den beschriebenen körperlichen Missbrauch und die mentale Folter an Elefanten, sondern gibt auch Einblicke in Leks Alltag und das Leben der Dickhäuter in der Auffangstation.
Die Arbeit von Sangduen Chailert – Lek – verdient nicht weniger als Hochachtung. Sie kämpft seit Jahren aufopferungsvoll für Elefanten und macht das Unmögliche möglich, um gepeinigte Dickhäuter endlich von ihren Qualen zu erlösen, damit sie ihren Lebensabend im Elephant Nature Park in Ruhe und Frieden verbringen können.