Vom Onkel vergewaltigt: Rechte Aktivisten hetzen nach Abtreibung gegen Zehnjährige

19.08.2020 14:58

In Brasilien hat ein Gericht einer Zehnjährigen erlaubt, ihre Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung legal abzubrechen. Jetzt haben radikale Abtreibungsgegner in sozialen Netzwerken eine Hetzkampagne gegen das Mädchen angezettelt.

Die legale Abtreibung bei einem zehnjährigen Mädchen, das von ihrem Onkel vergewaltigt worden ist, hat in Brasilien eine hitzige Debatte ausgelöst. Wie verschiedene brasilianische Medien am Montag berichteten, forderte die Justiz des Bundesstaates Espírito Santo die Betreiber sozialer Netzwerke dazu auf, sämtliche Veröffentlichungen mit Informationen über das Mädchen zu löschen.

Nach brasilianischem Gesetz ist der Schwangerschaftsabbruch nach einer Vergewaltigung und bei Gefahr für das Leben der Mutter erlaubt. Derartige Fälle werden für gewöhnlich unter Stillschweigen behandelt. Die Daten des Mädchens, das vergewaltigt wurde, gelangten jedoch an die Öffentlichkeit. Gegen den Onkel wurde Haftbefehl angeordnet, er ist auf der Flucht.

Rechte Aktivistin stellt vergewaltigtes Mädchen im Netz bloß

Die Frauen- und Familienministerin Damares Alves bedauerte auf Facebook die Entscheidung der Justiz, die dem Mädchen das Recht zugestanden hatte, die Schwangerschaft abzubrechen. Die Rechtsanwältin und Pastorin gilt als Chefideologin von Präsident Jair Bolsonaro. Die rechte Aktivistin Sara Winter veröffentlichte zuletzt sogar den Namen des Mädchens sowie das Krankenhaus, in dem es operiert wurde. Das Mädchen musste in ein Spezialkrankenhaus gebracht werden, nachdem eine Klinik in Espírito Santo im Südosten Brasiliens den Eingriff abgelehnt hatte. Vor dem Krankenhaus hatten sich Abtreibungsgegner und konservative Politiker versammelt, die den zuständigen Arzt als "Mörder" bezeichneten. 

Dem brasilianischen Jahrbuch für öffentliche Sicherheit zufolge werden stündlich vier brasilianische Mädchen unter 13 Jahren vergewaltigt, die meisten Täter sind demnach Verwandte. Von den 66.000 Vergewaltigungsopfern in Brasilien waren 2018 mehr als die Hälfte Mädchen unter 13 Jahren.

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