Warum wir Moos nicht beseitigen, sondern lieben sollten

03.06.2020 16:04

Fast jeder Gartenbesitzer kennt es – und kaum jemand mag es: Moos. Völlig zu Unrecht, meint der Ökologe und Buchautor Michael Altmoos. Bevor Sie also zu Gift oder Vertikutierer greifen – lesen Sie das hier

Moos stört im Garten? Von wegen. Es leistet geradezu Unglaubliches: Moos filtert Staub wie keine andere Pflanze, es speichert Wasser und dient als natürliche Klimaanlage. Auch Schadstoffe aus der Luft kann Moos binden. Und als Lebensraum dienen Moospolster vielen kleinen Tieren, von denen größere abhängen. Denn auch im Garten gilt: Alles ist miteinander verbunden.

Wer sich mit Neugierde und Offenheit auf Moose einlässt, entdeckt immer wieder die wunderbare Schönheit und Vielfalt der unterschiedlichen Arten: Mini-Paradieslandschaften, ganz klein und in Hunderten Grüntönen. Stellwerke im Kreislauf der Natur. Außerdem sind sie wundervoll weich. Und sie sind Meister der Wiederauferstehung: Sie können austrocken und nach dem nächsten Regen wieder vital sein. Sie sind genügsam und voller Zukunft. Ehren wir die Moose überall, wo es geht: Sie verdienen es.

Versuchen Sie doch mal, bewusst auf Moose zu achten. Es gibt sie fast überall in Natur, in Stadt und Land: Die Welt ist ein Moosgarten!

Moos entfernen? Keine Chance!

Den Rasen vertikutieren, um Moos zu beseitigen? Moose entfernen? Tun Sie das bitte nicht, siehe oben. Denjenigen, die es doch tun wollen, sei gesagt: Sie haben keine Chance! Mögen Sie Ihr Moos entfernen – über die Sporen in der Luft wird es immer wieder zurückkommen. Moos ist stärker als Menschen. Stellen Sie sich gut mit ihm.

Natürlich gibt es Ausnahmen. Manche Moose wachsen auf Treppen, auf Gehwegen, auf Rampen. Und manchmal gerade dort, wo auch motorisch eingeschränkte Menschen laufen müssen. Darauf kann man ausrutschen und sich verletzen. Auf zentralen Trittflächen, die geneigt sind, kann man es entfernen, aber nur dort. Ohne Chemie. Mechanische Schrubberkraft reicht aus.

Als Versöhnung auch auf Trittflächen empfehle ich aber Kompromisse: Denn die nicht begehbaren Stellstufen oder die kaum betretbaren Treppenränder können mit Moos bewachsen bleiben, ohne dass dies die Sicherheit der Gehenden beeinträchtigt. Damit sehen Treppen übrigens wunderschön aus.

Manche Moose sind außerdem gar nicht rutschig, und mit ihnen können Treppen durchaus bewachsen sein. Testen Sie selbst, bevor Sie unnötig entfernen. Auch ebene Sitzflächen mit Moos bewachsen zu lassen, kann wohltuend weich und schön sein. Ritzen in Wegen können mit Moos bewachsen bleiben, anstatt wie so häufig herausgekratzt zu werden. Dann bilden Moose oft schöne Muster und können ihre wundervolle ökologische Funktion entfalten – im Kleinen ganz groß.

Quelle