Auch im zweiten Anlauf klappte es nicht mit der Reise von Außenministerin Annalena Baerbock nach Australien. Wegen eines technischen Defekts musste der Airbus der Flugbereitschaft nach dem Zwischenstopp in Abu Dhabi wieder umkehren. Nun bricht die Ministerin die wichtige Reise ab.
Außenministerin Annalena Baerbock ist auch beim zweiten Anlauf mit dem Versuch gescheitert, mit der Flugbereitschaft der Luftwaffe nach Australien zu fliegen. Das teilte der Flugkapitän nach Angaben eines DPA-Reporters an Bord der Maschine am Dienstag (Ortszeit) mit. 15 Minuten nach dem Start um 1.00 Ortszeit (23.00 Uhr/MESZ) drehte der Airbus vom Typ A340-300 erneut vom Kurs ab und flog zunächst zurück in Richtung Abu Dhabi. Die Maschine war zu Anfang zwar gestiegen, nahm aber kein Tempo auf.
Nach den wiederholten Pannen mit ihrem Regierungsflugzeug bricht Baerbock ihre geplante Reise zu einem einwöchigen Besuch in der Pazifik-Region ab. "Wir haben bis zuletzt geprüft und geplant, aber leider war es nicht mehr möglich, die geplanten Reisestationen der Indo-Pazifik-Reise nach dem Ausfall des Flugzeugs der Flugbereitschaft mit den noch verfügbaren Optionen logistisch darzustellen", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Dienstagmorgen. Zunächst hatte es noch geheißen, Baerbock setze die Reise mit einem Linienflug fort.
Baerbock muss wichtige Termine absagen
Vor dem erneut gescheiterten Weiterflug der Außenministerin hatte der Flugkapitän die Ursache für die erste Panne an ihrem Regierungsflugzeug erklärt. Als Ursache für die Panne hat sich nach Angaben des Kapitäns "ein fehlerhafter Druckschalter herausgestellt, der die Hydraulikdrücke misst und dann an den Computer weitergibt. Dieser Computer steuert dann das gleichmäßige Aus- und Einfahren der Landeklappen. Dieser Druckschalter ist defekt und hat dann einen falschen Druck angegeben." Damit dann keine unsymmetrische Flügelstellung entstehe, blockiere der Computer automatisch die Klappen, so der Kapitän nach Angaben eines Reporters der Deutschen Presse-Agentur an Bord der Maschine.
"Und diese Situation hatten wir heute Morgen, das kann man erst am Boden dann wieder testen und aufheben. Wir haben diesen Druckschalter als fehlerhaft identifiziert", sagte der Kapitän. Es gebe ein Prozedere von Airbus, "wo man diesen Druckschalter dann stilllegt und man dann jetzt ganz normal weiterfliegen kann". Dasselbe Problem trat laut Kapitän auch beim zweiten Flugversuch auf. Er mache das schon ein paar Jahre, sagte der Kapitän. "Aber sowas ist auch in der Geschichte der Flugbereitschaft noch nicht passiert."
Ursprünglich wollte Baerbock am Montagabend gegen 22.30 Uhr Ortszeit (14.25 MESZ) in der australischen Hauptstadt Canberra landen. Nach der ersten Panne sollte sie ihr Programm am Mittwoch mit einer Rede am renommierten Lowy Institute beginnen. Es wurde erwartet, dass sie sich angesichts des immer aggressiveren Machtstrebens Chinas zur geopolitischen Situation in der Pazifik-Region äußern wird. Im Anschluss war ein Treffen der Ministerin mit ihrer australischen Kollegin Penny Wong geplant.
Im Rahmen der Zusammenkunft mit Wong sollten auch von Deutschland Kulturgüter aus der Kolonialzeit an das indigene Volk der Kaurna in Australien zurückgegeben werden. Dieser Programmteil war ursprünglich für Dienstag in der Hauptstadt Canberra vorgesehen. Die Kulturgüter des Grassi Museums in Leipzig - ein Holzschwert, ein Speer, ein Fischnetz und eine Keule - haben sakralen, kulturellen und identitätsstiftenden Wert für das Kaurna-Volk. Aus der Delegation hieß es, es handele sich nicht um Raubgut, sondern um Objekte, die damals von den Kaurna deutschen Missionaren übergeben worden seien.
Pannenserie bei Regierungsfliegern
Auch mit jenem Airbus A340-300, mit dem Baerbock nun nach Australien unterwegs war, hat es mehrfach Pannen gegeben. Im November 2018 musste die damalige Kanzlerin Merkel mit dem Flugzeug, das zu der Zeit noch unter dem Namen "Konrad Adenauer" unterwegs war, gemeinsam mit Scholz auf dem Weg zum G20-Gipfel in Buenos Aires in Argentinien umkehren. Unter anderem war damals das Funksystem der Maschine, die bis heute mit dem taktischen Kennzeichen 16+01 fliegt, ausgefallen.
Im Oktober 2018 knabberten Nagetiere bei einem Stopp in Indonesien wichtige Kabel der "Konrad Adenauer" an. Scholz kehrte damals als Finanzminister per Linienflug von der Tagung des Internationalen Währungsfonds zurück. Im Dezember 2016 strandete die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) auf dem Weg nach Mali. Wegen eines Computerproblems bei ihrem A340 in der nigerianischen Hauptstadt Abuja musste sie dort übernachten.
Baerbocks jüngster Flug nach Australien war ursprünglich mit der Schwestermaschine der früheren "Konrad Adenauer" geplant, einer nahezu baugleichen A340-300. Diese war jedoch ebenfalls kaputt. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums sagte unterdessen in Berlin, das Ende der Nutzung der fraglichen Maschine vom Typ A340-300 sei für Ende September vorgesehen. Die Nachricht dürfte Baerbock zu denken geben. Gut möglich, dass die Diskussion über den Zustand der Flugbereitschaft erneut Fahrt aufnimmt