Whatsapp kann man nicht vertrauen – Warum Elon Musk vor dem Messenger warnt und was wirklich dahintersteckt

12.05.2023 12:18

Whatsapp hört mit – das sagt Elon Musk. Er stützt sich dabei auf einen Bericht eines Twitter-Mitarbeiters, dessen Smartphone merkwürdige Zugriffe des Messengers auf sein Mikrofon zeigt. Dafür gibt es eine simple Erklärung.

Twitter-Ingenieur und Software-Entwickler Foad Dabiri wundert sich: Warum zeigt sein Smartphone, dass der Whatsapp-Messenger über Nacht immer wieder auf sein Mikrofon zugreift, obwohl er geschlafen hat? Schlau wird er daraus nicht. Auch in den Kommentaren fragen sich die Leute: Wie kann das sein? Whatsapp wird aufgefordert, sich zu erklären. Dabiris Chef Elon Musk hat daran kein Interesse. Er schreibt in einem weiteren Tweet: "Whatsapp kann man nicht vertrauen." Über 80 Millionen Mal wurde das bereits gesehen – ein riesiges Problem für Whatsapp und dessen Mutterkonzern Meta.

Musk wettert offen gegen Facebook und Meta

Für Musk ist es damit aber nicht getan. Denn einen Hinweis, dass viele nicht wüssten, zu welchem Konzern Whatsapp gehört und die Facebook-Mutter Meta dahintersteckt, erweitert er mit dem Satz: "Stimmt. Viele wissen auch nicht, dass die Whatsapp-Gründer (Jan Koum und Brian Acton, Anm. d. Red.) Meta angewidert verlassen haben und sowohl die Aktion #deletefacebook ins Leben gerufen haben als auch große Unterstützer von Signal sind." Er ergänzt: "Was sie über Facebook und die Änderungen bei Whatsapp erfahren haben, hat sie offensichtlich sehr beunruhigt."

Musk hat damit nicht ganz unrecht — Brian Acton trennte sich bereits im September 2017 von Whatsapp, Jan Koum ging im April des darauffolgenden Jahres. Beide waren mit der Richtung, die Neu-Eigner Facebook einschlagen wollte, nicht einverstanden. 

Whatsapp vermutet Bug – und Google bestätigt das

Ob sich aus dem Mikrofon-Protokoll seines Mitarbeiters aber ein Abhör-Skandal stricken lässt, darf bezweifelt werden. Nachdem Musk dem Tweet von Dabiri eine Bühne gab, reagierte auch Whatsapp.

Die offizielle Erklärung lautet wie folgt: "Wir glauben, dass es sich um einen Fehler in Android handelt, der Informationen im Privacy Dashboard falsch zuordnet und haben Google gebeten, dies zu untersuchen und zu beheben." Weiter heißt es: "Benutzer haben die volle Kontrolle über ihre Mikrofoneinstellungen. Sobald die Erlaubnis erteilt wurde, greift Whatsapp nur dann auf das Mikrofon zu, wenn ein Nutzer einen Anruf tätigt oder eine Sprachnotiz oder ein Video aufnimmt – und selbst dann ist diese Kommunikation durch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt, so dass Whatsapp sie nicht hören kann."

Inzwischen bestätigte Google, was Whatsapp als Vermutung in den Raum gestellt hat. Gegenüber mehreren Medien, darunter "Engadget", erklärte das Unternehmen, dass es im Android-Betriebssystem tatsächlich einen Fehler gebe, der "falsche Anzeigen und Benachrichtigungen im Datenschutz-Dashboard produziert". Weiter heißt es, dass man derzeit an einer Lösung arbeite.

Dabiri ist auch nicht der erste Nutzer, dem das seltsame Aufzeichnen von Mikrofon-Zugriffen aufgefallen ist. Schon vor einem Monat erklärte der Whatsapp-Fachblog "WABetaInfo", dass es ich um einen Fehler handle. Doch damals hatte die Meldung keine vergleichbare Reichweite erlangt. Vergleichbare Berichte von iPhone-Nutzern gibt es derweil nicht, was einen Android-Bug als Ursache zusätzlich untermauert.

Musk baut direkte Konkurrenz zu Meta auf

Von Musk gibt es zu den offiziellen Statements der Verantwortlichen keine weiteren Wortmeldungen. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass der Tech-Milliardär durchaus ein Interesse daran haben könnte, Whatsapp in Verruf zu bringen.

Kürzlich erst hat Twitter angekündigt, dass Direktnachrichten ab sofort verschlüsselt sind. Sollte Twitter tatsächlich als Basis für Musks lange angekündigte "Alles-App" "X" dienen, ist er darauf angewiesen, dass möglichst viele Menschen seine Plattform nutzen. Ein schlechter Ruf anderer Programme spielt ihm daher in die Karten.

Ganz glücklich ist das Timing von Musks Tirade aber nicht. Denn erst vor wenigen Tagen gab Twitter eine Sicherheitslücke zu, die es ermöglichte, dass geschützte Tweets öffentlich und von allen Nutzern lesbar waren – obwohl die Verfasser den Kreis der Empfänger eigentlich eingegrenzt hatten. Kleinlaut erklärte Twitter: ""Wir verstehen die Risiken, die ein solcher Vorfall mit sich bringen kann, und bedauern diesen Vorfall zutiefst".

 

 

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