Sportliche Höchstleistungen unter strahlend blauem Himmel: Solche Bilder gehen derzeit von den Olympischen Winterspielen um die Welt. Vor ein paar Jahren hätten sie ganz anders ausgesehen, denn da versank Peking noch im Smog.
Peking war jahrelang für seine extreme Luftverschmutzung berüchtigt. Vor allem im Winter war die Feinstaubbelastung im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Autofahrer mussten häufig auch tagsüber das Licht einschalten, die Hochhäuser der Millionenstadt verschwanden im Dunst und schon lange vor Corona trugen die Bewohner Atemschutzmasken. "Airpocalypse" nannten die Menschen den kaum zu ertragenden Smog.
Bei den Olympischen Winterspielen 2022 ist davon nichts mehr zu sehen. Blauer Himmel begrüßt die Athletinnen und Athleten und sie können sogar die Berge rund um die Stadt erkennen. Wie kommt das?
Wie hat Peking den Smog verringert?
In den Jahren vor den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking hatte die Umweltverschmutzung in China stark zugenommen. Die Regierung habe damals mit schnellen Reformen reagiert, die die Verschmutzung während der Veranstaltung vorübergehend reduziert, langfristig jedoch nur verlangsamt hätten, berichtet das Energy Policy Institute in Chicago in einer aktuellen Studie. 2013 sei der Smog dann auf Rekordniveau geklettert und zu einer Quelle internationaler Aufmerksamkeit und weit verbreiteter öffentlicher Unzufriedenheit geworden. Im darauffolgenden Jahr habe Chinas Ministerpräsident Li Keqiang einen "Krieg gegen die Umweltverschmutzung" versprochen. Etwa zur gleichen Zeit bewarb sich Peking um die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2022.
Auf dem 19. Parteikongress im Oktober 2017 hielt Staats- und Parteichef Xi Jinping dann eine Rede, in der er die zuvor erklärten Wachstumsziele der Partei zugunsten nachhaltiger Entwicklungsziele fallen ließ. Was folgte, war die Umsetzung strenger Umweltauflagen zum Beispiel für Fabriken. "Der Hauptgrund für die Verbesserung der Luft in Peking waren der politische Wille und die rigoros umgesetzten Maßnahmen der Regierung", zitierte der "Spiegel" 2018 den Leiter des World Wide Fund in Peking, Lo Szeping. "Peking ist auf dem Weg zu einer kohlefreien Stadt".
"Sieben Jahre später ist die Verschmutzung dramatisch zurückgegangen, und zwar um etwa 40 Prozent", berichtet das Energy Policy Institute in Bezug auf Li Keqiang Rede 2014. In Peking sei die Verschmutzung im Vergleich zu den Werten von 2008 und 2013 nur noch halb so hoch und in den meisten anderen Gebieten Chinas sei sie auf ein Niveau gesunken, das seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr erreicht worden sei.
"Um den Erfolg Chinas in den richtigen Kontext zu setzen: Diese Verringerungen machen mehr als drei Viertel des weltweiten Rückgangs der Umweltverschmutzung seit 2013 aus", schreiben die Autoren der Studie. Dank der Verbesserungen könne der durchschnittliche chinesische Bürger damit rechnen, zwei Jahre länger zu leben, vorausgesetzt, die Verringerung der Schadstoffbelastung werde aufrechterhalten. Die Einwohner Pekings könnten seit 2008 bzw. 2013 mit einem um 3,7 beziehungsweise 4,6 Jahre längeren Leben rechnen.
Ist die Luft in Peking nun sauber?
Die klare Antwort: nein! Trotz der Fortschritte waren die Luftverschmutzungswerte in der Millionenmetropole im vergangenen Jahr im Jahresdurchschnitt immer noch mehr als sechsmal so hoch wie der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegte Grenzwert.
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Und die zahlreichen kohleverbrennenden Industrien, die die Stadt immer noch umgeben, machten Peking weiterhin anfällig für Tage mit schlechter Luft, erklärte Lauri Myllyvirta vom Center for Research on Energy and Clean Air in der finnischen Hauptstadt Helsinki Finnland der Nachrichtenagentur Associated Press (AP). Wann diese Tage auftreten, hänge von Faktoren wie dem Autoverkehr oder dem Wind ab, der den Smog wegblase. Dennoch rühmen chinesische Beamte AP zufolge die Erfolge des Landes. Im vergangenen Jahr habe es ihrer Aussage nach in Peking 288 Tage mit guter Luftqualität gegeben, verglichen mit 176 Tagen im Jahr 2013.
Wie beeinträchtigt der Smog die Gesundheit?
Die Luftverschmutzung kann zu Atemwegserkrankungen, Schleimhautreizungen und gereizten Augen führen. "Man konnte die Leute überall husten hören", schilderte Myllyvirta, der bis 2019 in Peking lebte, die Auswirkungen. Kinder, ältere Erwachsene und Menschen mit gesundheitlichen Problemen wie Asthma spüren die Auswirkungen am ehesten. Feinstaubpartikel können tief in die Lungen der Menschen eindringen und werden mit Gesundheitsproblemen wie Herzrhythmusstörungen und verminderter Lungenfunktion in Verbindung gebracht.
Auch ärmere Menschen könnten stärker gefährdet sein, wenn sie sich keine Luftreiniger leisten können oder im Freien arbeiten müssen, erklärte Guojun He, Forscher an der Universität Hongkong und Mitautor des Berichts des Energy Policy Institute in Chicago.
Wie geht es weiter?
China hat sich verpflichtet, bis 2060 kohlenstoffneutral zu werden. Und obwohl das Land immer noch stark auf Kohle zur Stromerzeugung angewiesen ist, hat es nach Angaben von He erhebliche Fortschritte bei der Verringerung der Emissionen gemacht und entwickele rasch umweltfreundliche Energiequellen wie Wind und Sonne. Der Übergang werde stattfinden "und er findet tatsächlich schon jetzt statt", sagte der Wissenschaftler.
In der Zwischenzeit könne die Regierung auch kurzfristige Maßnahmen ergreifen, wie etwa die vorübergehende Schließung von Fabriken. Dies könne dazu beitragen, dass der Himmel auch bei künftigen großen politischen oder gesellschaftlichen Ereignissen blau sei.