Wie zwei Berliner Salzwasser in Trinkwasser verwandeln

18.06.2020 16:23

Berliner Jungunternehmer haben eine Technik und ein Geschäftsmodell entwickelt, um Süßwasser preisgünstig auch an abgelegene Orte zu bringen

Am Anfang stand ein Fehlschlag: „Wir hatten den Auftrag, solarbetriebene Pumpen zur Wasserförderung nach Tansania zu liefern“, erinnert sich Hamed Beheshti. „Doch das Grundwasser, das wir fördern wollten, war versalzen. Wir haben gelernt, dass dies weltweit ein wachsendes Problem ist. Und dann haben wir fast zwei Jahre daran gearbeitet, bezahlbare Entsalzungsanlagen zu entwickeln.“

Das Ergebnis: ein kompaktes Filtersystem, das von außen in etwa aussieht wie ein Baucontainer mit Solarpanels auf dem Dach. Der „Planet Cube“ macht aus Meerwasser und verschmutztem Wasser hygienisch einwandfreies Trinkwasser – und zwar zu verblüffend niedrigen Preisen. Mit dem Zusatzsystem „Planet Green“ lässt sich die Bewässerung in der Landwirtschaft verwalten. „Je nach Standort kostet unser Wasser zwischen einem Viertel und einem Vierzigstel des ortsüblichen Preises“ sagt Beheshti.

Mehr als Entsalzung

Die Technik ist eigentlich nicht neu: Bei der Umkehrosmose wird Wasser mit Hochdruck durch eine Membran gepresst und so entsalzen. Die beiden Berliner haben das Verfahren jedoch so vereinfacht, dass es mit geringerem Druck und preisgünstigeren Bauteilen auskommt. Außerdem liefern Sonnenkollektoren auf dem Containerdach kostenlos Strom für den energieintensiven Prozess. Kein Diesel, keine Batterie treibt den Preis in die Höhe. 18 Wasser-Würfel waren zu Jahresbeginn in Betrieb, 86 weitere sollen bis Ende 2020 hinzukommen. Sie stehen bislang in Kenia, Somalia und Jemen, die meisten sind für 2000 Liter Süßwasser stündlich ausgelegt.

Als Ergänzung zu ihren Anlagen haben Hamed Beheshti und sein Kollege Ali Al-Hakim das Konzept eines „Water Kiosk“ entwickelt: Ein Water Kiosk ist nicht nur Produktions- und Verkaufsstelle für preisgünstiges Wasser, sondern stellt dank Solarstrom auch ein öffentliches WLAN bereit, fungiert als Ladestation für Mobiltelefone und bietet Platz für einen Arzneimittelkühlschrank sowie für eine Leihbibliothek.

Water Kiosk als Geschäftsmodell

Während einige der reinen Entsalzungs­anlagen von humanitären Organisationen als Nothilfe betrieben werden, sind die Water Kiosks ein Geschäftsmodell. „Wir halten nichts davon, dass Dinge umsonst sind“, erklärt Beheshti, „das verdirbt die Wertschätzung für eine Leistung. Und wir sind Unternehmer, wollen auch etwas verdienen.“

Quelle