Windcatcher – 300 Meter große Windenergieanlage soll 80.000 Haushalte mit Billig-Strom versorgen

10.06.2021 11:57

Der Windcatcher setzt nicht auf einen riesigen Rotor, sondern clustert 117 kleine Rotoren in einem 300 Meter hohen Gerüst. Die Firma aus Norwegen verspricht geringere Kosten und eine bessere Ausnutzung der Windenergie.

Windenergieanlagen produzieren heute schon kostengünstig Strom, aber neue Entwürfe zeigen, dass die Technik noch lange nicht ausgereizt ist. Bislang folgen die kommerziellen Windkraftanlagen allesamt der Idee der "Windmühle". Ein Rotor wird an einem Mast befestigt. Andere Modelle, die sich wie ein Blatt im Wind krümmen ("Vortex Bladeless") und so Strom erzeugen oder Turbinen mit einer senkrechten Rotationsachse kommen über Kleinanlagen nicht hinaus.

In Norwegen wurde nun ein ganz anderes Konzept für eine Offshore-Windfarm vorgestellt. Der Windcatcher – Windfänger – basiert auf einem quadratischen Gittergerüst, in dem nicht nur ein Rotor, sondern sehr viele montiert werden. In den Computerbildern sind es 117, jeweils mit der Kapazität von einem Megawatt. Die Anlage soll auf dem Meer auf verankerten Plattformen installiert werden. Solche Plattformen werden auch zur Gas- und Ölförderung genutzt. Ein Vorteil ist, dass sie geschleppt werden können. Sie müssen also nicht auf dem offenen Meer montiert werden. Der Flächenverbrauch soll  im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen um 80 Prozent kleiner sein.

Eine einzige Anlage soll 80.000 Haushalte mit Strom versorgen. Die Anlage soll in etwa die fünffache Jahresenergie der größten Einzelturbinen der Welt erzeugen können. Wind Catching Systems gehört zu Ferd und North Energy, die wiederum im Besitz der milliardenschweren Andresen-Familie ist. Die Anlagen sollen hauptsächlich von Aibel gebaut und gemeinsam vermarktet werden. Aibel baut offshore und landbasierte Öl- und Gasförderanlagen sowie Windparks - unter anderem für die weltweit größte Offshore-Windfarm, die Dogger Bank Offshore Wind Farm. Es handelt sich also nicht um die Vision eines kleinen Start-ups.

Projekt der Großindustrie

Obwohl es sich bislang nur um eine Computersimulation handelt, soll die Anlage bereits 2022-2023 einsatzbereit sein. Ole Heggheim, der CEO von Wind Catching Systems, verspricht, dass der Windcatcher dann, als erste Windkraftanlage überhaupt, Strom zu Marktpreisen produzieren wird. Sie kann also ohne Subventionen oder Sonderkonditionen wirtschaftlich betrieben werden. "Unser Ziel ist es, Offshore-Windkraftbetreibern zu ermöglichen, Strom zu einem Preis zu produzieren, der mit anderen Energiequellen konkurrieren kann, ohne Subventionen."

Die kurze Entwicklungszeit ist möglich, da letztlich keine neue Basistechnik erfunden wird, sondern vorhandene Systeme nur neu zusammengestellt werden. Dadurch versprechen sich die Norweger eine deutliche Kostenreduktion. Die große Menge kleinerer Rotoren lässt sich billiger produzieren und warten als eine Riesenanlage. Auch dürfte die Belastung der Konstruktion geringer sein. Zusätzlich haben kleinere Roteren einen besseren Wirkungsbereich. Bei starken Winden über 40 km/h müssen große Rotoren ihre Blätter umstellen, um die Rotationsgeschwindigkeit zu begrenzen, dieser Effekt tritt bei geringeren Längen der Flügel erst bei weit höheren Geschwindigkeiten auf. WCS gibt an, dass die Anlage für eine 50-jährige Lebensdauer ausgelegt ist, deutlich länger als die 30 Jahre einer einzelnen großen Turbine.

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