Rassistische Angriffe gegen asiatische Menschen sind weit verbreitet und werden nur wenig besprochen. Insbesondere seit Beginn der COVID-19-Pandemie haben antiasiatische Übergriffe stark zugenommen. Dabei wird unschuldigen Leuten eine Mitschuld an der weltweiten Pandemie unterstellt – oder aber die Krankheit wird einfach als Vorwand genommen, um asiatische Menschen in aller Öffentlichkeit zu beschimpfen und sogar tätlich anzugreifen.
Ganz besonders feige ging vor Kurzem ein 39-jähriger Mann namens Steven Jenkins vor, der sich als Ziele seiner Aggressionen zwei Senioren aussuchte. Am 18. März 2021 wurde er verhaftet, nachdem er in San Francisco im US-Bundesstaat Kalifornien am selben Tag auf offener Straße zwei alte asiatische Menschen brutal attackiert hatte. Zuerst schlug er auf Ngoc Pham, einen 83-jährigen Mann aus Vietnam, ein und entkam, bevor ihn jemand aufhalten konnte.
Während Jenkins noch wegrannte, kam er an einer 76-jährigen Dame chinesischer Abstammung vorbei, die an einer Fußgängerampel auf Grün wartete, und schlug der alten Frau ohne Vorwarnung mehrfach mit der Faust ins Gesicht.
Doch bei diesem Opfer hatte sich der Schläger die Falsche ausgesucht. Xiao Zhen Zie, wie die alte Dame heißt, hat gute Reflexe und schlug mit aller Kraft zurück.
Sie verprügelte den Angreifer so gründlich, dass die herbeigerufene Polizei ihn auf einer Trage davonschleppen musste. Sein Gesichtsausdruck bei der Festnahme war ebenso wehleidig wie fassungslos. Dabei hatte er sich doch extra zwei alte Leute für seine Prügelattacken ausgesucht und sicher keine Gegenwehr erwartet.
Zwar möchte man sich für Xiao Zhen Zie freuen, weil sie den Angriff so tapfer abgewehrt hat, aber leider ist es nicht so einfach. Die 76-Jährige leidet an einem posttraumatischen Stresssyndrom, nach dem Schock der unvermittelten Gewalterfahrung ist sie traumatisiert und hat Angst, aus dem Haus zu gehen. Ihr Handgelenk ist geschwollen, ihre beiden Augen sind blau geschlagen und zugeschwollen. Eines ihrer Augen will nicht aufhören zu bluten.
Da das amerikanische Gesundheitssystem keine verpflichtende Krankenversicherung vorsieht, können emotionale und körperliche Verletzungen wie die, die Xiao Zhen Zie erlitten hat, schnell in den finanziellen Ruin führen.
Xiao Zhen Zies Familie hat daher einen Fundraiser ins Leben gerufen, damit sie sich medizinische und therapeutische Hilfe holen kann. Die Hilfsbereitschaft ist gewaltig – Menschen auf der ganzen Welt haben bislang über 900.000 Dollar (über 757.800 Euro) gespendet.
Einer der Augenzeugen fing kurz nach der Attacke an, die Situation zu filmen. Das Video über den Angriff ging weltweit durch die Nachrichten und kann in Auszügen hier angesehen werden (auf Englisch). Xiao Zhen Zie spricht darauf Mandarin, sie ruft immer wieder: „Warum hast du das gemacht? Er hat mich geschlagen, er hat mich geschlagen!“
Ihr Enkelsohn ist den Spendern sehr dankbar, um seine Großmutter aber noch sehr besorgt. „Sobald man den Angriff erwähnt, fängt sie an zu weinen. Wir trösten und beruhigen sie. Ihr ist noch ständig schwindelig. Auf dem rechten Auge kann sie noch immer nichts sehen.“
Xiao Zhen Zie hat beschlossen, das gesammelte Geld Organisationen zu spenden, die daran arbeiten, rassistische Angriffe gegen asiatische Menschen zu bekämpfen. „Sie besteht darauf, dass es hier um mehr geht als nur sie selbst“, sagt ihre Familie.