Zahl der verhaltensauffälligen Kinder durch Corona-Pandemie gestiegen

02.02.2021 11:14

Die deutschen Kassenärzte sehen einen deutlichen Anstieg verhaltensauffälliger Kinder als Folge der Corona-Krise.

Inhalt
  1. Kinder: Verhalten ist zunehmend auffällig
  2. Mehr Kinder leiden an psychischen Störungen 
  3. Kindern fehlen soziale Kontakte 

Als Folge des Lockdowns und seinen Beschränkungen leiden viele Kinder in Deutschland sowohl psychisch als auch physisch. Das stellte der Direktor der Westfälischen Kinderklinik in Dortmund fest. Der deutsche Kassenärztebund sprach von "verhaltensauffälligen Kindern". Mediziner fordern, dass die Schulen und Kitas wieder für alle öffnen sollen.

Kinder: Verhalten ist zunehmend auffällig

Sie können ihre Freunde nicht sehen, müssen teilweise in Quarantäne zuhause bleiben, dürfen nicht in die Kita oder die Schule: Kinder leiden unter den Folgen des Lockdowns. "Schon jetzt berichten Kinderärzte und Jugendtherapeuten über eine massive Zunahme von Kindern, die verhaltensauffällig sind", sagte der Chef der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, der Rheinischen Post.  

Dies sei kein Wunder, wenn die Kinder "über Wochen keine anderen Kinder zum Spielen und keine strukturierten Tage" mehr hätten. Gassen fordert daher, Schulen schnellstmöglich wieder für alle zu öffnen: "Schulen sollten so schnell wie vertretbar wieder geöffnet werden. Wir vernichten sonst Bildungschancen der Kinder."

Mehr Kinder leiden an psychischen Störungen 

Dominik Schneider von der Westfälischen Kinderklinik in Dortmund berichtete dem Deutschlandfunk, das die Belastungen und Erkrankungen der Kinder in allen sozialen Schichten zugenommen hätten. Dazu zählen laut Schneider vor allem depressive Störungen, Essstörungen, Gewichtszunahme oder pathologisches Medienverhalten. Er sprach von Kindern, die in der Klinik aufgrund von Kollabierung behandelt werden, da sie nächtelang am Computer gespielt hätten. 

Kindern fehlen soziale Kontakte 

"Wir müssen wirklich die Stimme der Kinder hören", sagte der Chefarzt. Kinder hätten drei soziale Räume: die Familie, Hobbys und die Schule. Von diesen drei Räumen seien durch die Pandemie zwei weggefallen. Zudem berichtet Schneider von Kindern, die mit Krankheiten wie Krebs oder Diabetes, viel zu spät behandelt würden. "Das liegt einfach daran, dass die Kinder nicht so gut im Gesundheitsnetz - in den Kinderarztpraxen oder in den Kliniken - gesehen werden. Sie sind einfach nicht da."

Dominik Schneider plädierte für "intelligente Lösungen mit verlässlichen Lerngruppen und Testsystemen an Schulen", sodass diese wieder öffnen können. Größere Corona-Ausbrüche seien an Schulen nicht vorgekommen und Kinder erkranken, so Schneider, seltener an dem Virus. Der Chefarzt forderte außerdem, das Schulwege sicherer und die Nachverfolgung von Infektionen verbessert werden.

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