Auch wenn diese Geschichte bereits einige Jahre zurückliegt, fasziniert sie bis heute: Annette McDonald aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Oregon wollte im Jahre 1993 einen Hund adoptieren. Im örtlichen Tierheim verliebte sie sich auf Anhieb in die Fellnase Norman, der eigentlich schon eingeschläfert werden sollte. Sie wusste es damals noch nicht, doch mit ihrer Wahl rettete sie nicht nur diesem Hund das Leben.
Norman, so der Name des Labrador Retrievers, sollte Annette und ihren Ehemann auf den regelmäßigen Strandspaziergängen am Fluss Necanicum unweit von dessen Mündung in den Pazifischen Ozean begleiteten. Norman war rasch ein echtes und geliebtes Familienmitglied geworden.
Nach einer Weile erkrankte der lebhafte Hund jedoch. Er stolperte und schien Probleme mit der Orientierung zu haben; beim Tierarzt erfolgte dann die schlimme Diagnose: Norman litt an Retinaatrophie. Darunter versteht man das langsame Absterben der Netzhaut.
Leider gab es kein Heilmittel für diese Krankheit, sodass Norman sein Augenlicht vollständig verlor. Trotz dieser schwerwiegenden Einschränkung blieb er aber der glückliche Hund, den Annette adoptiert hatte. Vor allem am Strand des Flusses Necanicum konnte er weiterhin ohne Hindernisse herumtollen.
Eines Morgens im Jahr 1996 entschied sich Annette aus einer spontanen Laune heraus, mit Norman zum nahegelegenen Strand zu gehen, obwohl sie eigentlich ein Buch hatte lesen wollen. In der Nähe seiner Mündung in den Pazifischen Ozean kann der Necanium bei Flut für Badende gefährlich werden. Dies bestätigte sich an jenem Tag aufs Deutlichste.
Als sie mit ihrem Vierbeiner nämlich am Ufer angekommen war, rannte Norman plötzlich auf den Fluss zu, weil er etwas hören könnte, das dem menschlichen Gehör verborgen blieb: die Schreie eines ertrinkenden Mädchens. Lisa und ihr Bruder Joe Nibley, die gerade mit ihren Eltern in der Gegend Urlaub machten, waren beim Schwimmen von der Flut überrascht worden. Obwohl sie beide gute Schwimmer waren und nicht zum ersten Mal dort badeten, kamen sie diesmal nicht gegen die starke Strömung an.
„Die Strömung wurde stärker und es wurde tiefer. […] Ich wurde von meinem Bruder weggezogen“, erklärt Lisa. Ihr Bruder konnte sich immerhin noch mit letzter Kraft ans gegenüberliegende Ufer retten.
Lisa blieb jedoch in Gefahr und war schon dabei zu ertrinken, als Norman ihre Stimme vernahm und auf sie zuschwamm. Als Annette nach Norman den Schauplatz des Geschehens ebenfalls erreicht hatte, schrie sie Lisa im Wasser zu, dass sie ’Norman’ rufen solle, damit er sie im Wasser orten könne, denn das in akuter Gefahr befindliche Mädchen konnte ja nicht wissen, dass Norman blind war.
Und tatsächlich; die 15-Jährige wurde vom tapferen Vierbeiner gerettet. Lisa ergriff Norman und wurde von ihm unter den Rufen von Annette ans Ufer gebracht. Sie erinnerte sich: „Ich wusste, dass er mein Schutzengel ist und ihn jemand geschickt hatte, um mich zu retten.“
Im folgenden Video (auf Englisch) ist eine Zusammenfassung der Rettung zu sehen und am Ende singt Lisa sogar eine kleines Ständchen für ihren Retter.
Welch ein glücklicher Ausgang einer Beinahe-Tragödie! Wer hätte gedacht, dass ein Gang ins Tierheim auch Menschenleben retten kann?