Das Thema Impfung spaltet die Gesellschaft. Manche wollen am liebsten jeglichen Schutz gegen Infektionen, andere am liebsten gar keinen mehr. Mit einer Umfrage unter PETBOOK-Lesern wollten wir klären, inwiefern sich „Impfmüdigkeit“ auch bei Haustierhaltern zeigt.
Nicht erst seitdem man in den Medien an Begriffen wie „Geimpften-Status“ oder „7-Tage-Inzidenz“ nicht mehr vorbeikam, ist das Thema Impfen für viele hochsensibel geworden. Bei wenigen anderen Dingen gehen die Meinungen so weit auseinander wie bei dem Piks in den Oberarm, der teilweise lebensgefährliche Krankheiten verhindern kann. PETBOOK wollte im November wissen, ob sich die „Impfmüdigkeit“ auch bei Haustierhaltern zeigt. Über einen Zeitraum von vier Wochen gaben insgesamt 10.714 PETBOOK-Leser ihre Stimme ab. Gleichzeitig fragten wir auf der PETBOOK-Facebook-Seite nach einem Stimmungsbild unter den Nutzern, was den Impfschutz bei ihren Haustieren angeht.
Nur 49 Prozent gaben an, dass Haustiere über kompletten Impfschutz verfügen
Gerade mal 49 Prozent (5278 Stimmen) der Umfrageteilnehmer gab an, dass ihre Tiere über einen aktuellen Impfschutz verfügen. Von den Teilnehmern der PETBOOK-Umfrage gaben 42 Prozent an, Hunde zu haben, 52 Prozent hielten eine oder mehrere Katzen, Kleintiere kamen immerhin auf 6 Prozent. Umgerechnet hat also knapp die Hälfte dieser Tiere nicht die empfohlenen Impfungen erhalten.
Bei Hunden umfasst dies Vakzine gegen Leptospirose, Staupe und Tollwut. Aber auch Parvovirose oder Borreliose, die bei einem Zeckenbiss übertragen werden kann.
Bei Katzen umfassen Impfungen einen Schutz gegen Krankheiten wie Katzenschnupfen, Katzenseuche, Leukose oder das Feline Corona-Virus, aber auch gegen Tollwut. Bei Kleintieren wie Frettchen wird ebenfalls eine Impfung gegen Tollwut, aber auch Staupe empfohlen, bei Kaninchen vor allem gegen Myxomatose und Chinaseuche.
Doktor Vanessa Herder, Fachtierärztin für Pathologie und Diplomate des European College of Veterinary Pathologists, schätzt die Ergebnisse der Umfrage für PETBOOK ein: „Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass viele Tierhalter einen aktuellen Impfschutz für ihr Haustier haben. Das stellt für diese Personen sicher, dass ihre Haustiere die Infektionen gegen, die geimpft wurde, nicht bekommen.“ Zudem weiß Dr. Herder zu berichten, dass nach Impfungen Infektionen „mildere Krankheitsverläufe aufweisen oder die Ausscheidung der Erreger deutlich minimiert ist und damit dazu beigetragen wird, dass die Haustierpopulation weniger Erkrankungen hat und verbreitet.“
8 Prozent gaben an, nur gegen Tollwut impfen zu lassen
In der PETBOOK-Umfrage nahm die Impfung gegen Tollwut eine Sonderstellung ein, da diese im gesamten Europäischen Staatenverbund verpflichtend ist. Acht Prozent der Nutzer gaben an, ihre Tiere ausschließlich gegen Tollwut impfen zu lassen (817 Stimmen).
Um mit Hund, Katze oder sogar Frettchen reisen zu können, muss im EU-Heimtierausweis ein aktueller Tollwut-Schutz nachgewiesen werden. Eine Facebook-Nutzerin gab dies auf der PETBOOK-Seite auch als Hauptgrund für die Impfung an: „Nur noch gegen Tollwut, da es im Ausland verlangt wird. Und da soll der Hund ja mit in den Urlaub.“
Dr. Vanessa Herder schätzt die Sonderstellung der Tollwut-Immunisierung für PETBOOK als sehr erfreulich ein, „denn hierbei handelt es sich um eine bedeutende Zoonose, bei dem das Tollwutvirus vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann. Tollwut ist beim Menschen tödlich, wenn es nicht sofort behandelt und erkannt wird.“
Beim Tier dürfe man die Tollwut hingegen nicht behandeln, weiß die Tierärztin und Pathologin PETBOOK weiter zu berichten. „Die meisten Tierbesitzer sind nicht gegen Tollwut geimpft. Diese Impfung wird nur bei Personen durchgeführt, die in Länder reisen, in denen das Virus noch häufiger als in Deutschland vorkommt. Etwa als Reiseprophylaxe oder bei Personen wie Tierärzten, die besonders exponiert sind.“
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Wirksamkeit angezweifelt, Angst vor Impfschäden
Jeweils zehn Prozent der Teilnehmer stimmten in der Umfrage für die Option „Nein, ich habe Angst vor Impfschäden“ bzw. „Nein, ich zweifele die Wirksamkeit von Impfungen an“ (1046 bzw. 1084 Stimmen).
Dr. Vanessa Herder hat bereits einige Tierhalter erlebt, die Impfungen eher skeptisch gegenüberstehen und nennt PETBOOK mögliche Gründe dafür: „Meiner Erfahrung nach haben Impfskeptiker entweder Nebenwirkungen bei sich selbst oder bei ihren Haustieren erlebt, wie zum Beispiel Impfreaktionen an der Impfstelle oder Abszesse. Diese Erfahrungen sorgen dafür, dass manche Personen skeptisch sind.“
15 Prozent finden, dass Impfschutz für Haustiere unnötig ist
Ganze 15 Prozent der Umfrageteilnehmer gab an, dass sie Impfungen für Haustiere als unnötig erachten (1627 Stimmen). Dies kann, laut der Einschätzung von Dr. Vanessa Herder, verschiedene Ursachen haben. So habe sie Tierbesitzer erlebt, denen es unnötig erschien, Haustiere – die strikt im Haus gehalten werden und damit keinen Kontakt zu anderen Artgenossen hätten – zu impfen.
„Diese Personen sind glücklicherweise noch nicht mit Erkrankungen ihrer Haustiere konfrontiert worden, die durch Impfungen vermieden oder gemildert werden. Wenn es zu einem Eintrag von übertragbaren Krankheiten in einen Bestand kommt, der nicht geimpft ist, dann kann das schwerwiegende Folgen haben – für die Tiere oder im Falle einer Zoonose auch für die Besitzer und Besitzerinnen“, mahnt die Tierärztin.
8 Prozent ist die Impfung zu teuer
Acht Prozent der Nutzer (862 Stimmen) gaben an, dass ihnen Impfungen ihrer Tiere schlicht zu teuer seien, und sie diese deswegen nicht durchführen ließen.
Dr. Vanessa Herder rät in diesem Fall jedoch: „Sollten die Kosten für die Impfungen für Familien mit Haustieren eine Rolle spielen, gibt es immer Möglichkeiten, mit den Haustierärzten und -ärztinnen Finanzierungen umzusetzen.“
Die Expertin berichtet PETBOOK auch aus ihrem Arbeitsalltag in Praxis und Pathologie: „Mit Impfungen wird ein wesentlicher Beitrag zum Tierschutz beigetragen, weil der Gesundheitsstatus der Tiere hoch ist und damit das Leiden unserer Haustiere minimiert ist. In der Pathologie kommen immer wieder Fälle vor, bei denen Tiere verstorben sind, die durch Impfungen vermieden werden können, wie etwa die Parvovirus-Erkrankung.“
Ergebnisse der Facebook-Befragung und Leserbriefe
Auch auf dem Facebook-Kanal von PETBOOK zeigte sich ein eher gemischtes Stimmungsbild, was das Thema Impfen betrifft. Einige Nutzer räumten der Impfung gegen Katzenseuche eine Sonderstellung ein. Andere gehen davon aus, dass eine Grundimmunisierung im Welpenalter für ihre Tiere ausreichend sei.
Bis zum Ende der Umfrage erreichten die Redaktion auch Leserbriefe zum Thema. In fast allen drückten die Verfasser ihren Zweifel gegenüber der Wirksamkeit von Impfungen aus. Im Folgenden haben wir einige aussagekräftige Kommentare zusammengestellt, die das Stimmungsbild widerspiegeln. Die Verfasser bleiben anonym.
Kenne eine sehr gute Tierärztin. Sie ist spezialisiert auf Naturheilkunde. Sie rät auch von jeglichen Impfungen ab.
Nutzerin auf Facebook
Niemals mehr! Sie versuchen die Menschen umzubringen, dann impf’ ich doch kein Tier mehr! Früher ging alles ohne Pharma – also impfen – und die Tiere wurden alt!
Nutzerin auf Facebook
Nein. Die Impfung ist tödlich für die Vierbeiner. Es geht nur ums Geldverdienen.
Nutzer auf Facebook
Bis 2019 hab’ ich an Impfungen geglaubt. Seit 2021 wird mir nichts mehr geimpft!
PETBOOK-Leserin
Der Körper entwickelt eine Immunität gegen Krankheiten, die nicht so heftig bzw. gar nicht auftreten. Ansonsten wäre eine Impfung jedes Jahr zu viel und ein Mensch lässt sich auch nicht jedes Jahr impfen! Also Geldmacherei und Todimpfen wollen wir ja nicht. So meine Erfahrung und bei jedem Tier ist es so.
PETBOOK-Leser
Hier noch einmal alle Ergebnisse unserer PETBOOK-Umfrage im Überblick:
Ja, mein(e) Tier(e) verfügen über aktuellen Impfschutz | 5278 | 49 % |
Ja, aber nur die Tollwut-Impfung. | 817 | 8 % |
Nein, ich habe Angst vor Impfschäden. | 1046 | 10 % |
Nein, ich zweifele die Wirksamkeit von Impfungen an. | 1084 | 10 % |
Nein, ich denke, dass Impfungen für Tiere unnötig sind. | 1627 | 15 % |
Nein, es ist mir zu teuer. | 862 | 8 % |
Insgesamt wurde während des Voting-Zeitraums im November 10.714-mal abgestimmt. Die Teilnahme war pro Endgerät einmal möglich.
Und was denken Sie daran ?