Das deutsche U-Boot U 1206 zeichnete sich im Zweiten Weltkrieg vor allem durch seine hochmoderne Toilette aus. Die Bedienung war aber so komplex, dass ein Fehler zur Katastrophe führte.
Auf "U 1206" ruhten viele Hoffnungen im Deutschen Reich. Das hochmoderne U-Boot ging unmittelbar vor Jahresende 1943 vom Stapel, im März 1944 wurde es in Dienst gestellt. Doch das U-Boot kam kaum dazu, in den Zweiten Weltkrieg einzugreifen. Schon die erste Feindfahrt endete in einer Katastrophe: Das U-Boot musste auftauchen, wurde vor der schottischen Küste von der britischen Armee unter Beschuss genommen und sank. Der Grund für die Havarie war kurioserweise ein Bedienungsfehler der Toilette an Bord – die eigentlich als Wunderwerk der Technik galt.
U-Boot mit Hochdrucktoilette
Bis dahin war das menschliche Bedürfnis an Bord eines U-Boots ein Ärgernis. Einerseits natürlich rein praktisch aufgrund der extrem beengten Verhältnisse, andererseits wegen der Frage, wie man sich der Fäkalien entledigen konnte. Man sammelte Kot und Urin in Behältern, die dann bei Fahrten an der Wasseroberfläche ins Meer entleert wurden. Die Behälter unter Wasser zu leeren, gestaltete sich aufgrund des hohen Drucks schwierig. Naturgemäß sollte das Auftauchen aber so weit wie möglich vermieden werden, um für den Feind – insbesondere aus der Luft – nicht sichtbar zu sein.
Die Hochdrucktoilette, mit der U 1206 ausgerüstet war, sollte die Lösung des Problems bringen. Deutsche Ingenieure entwickelten ein System, bei dem die Fäkalien über verschiedene Leitungen in eine Druckschleuse gelangten und von dort mit Hilfe von Druckluft ins Meer ausgestoßen wurden. So wurde es möglich, auch tief unter der Wasseroberfläche den Stuhl loszuwerden. Allerdings war die Funktionsweise der Toilette sehr komplex: Auf jedem U-Boot vom Typ VII C, zu dem auch U 1206 gehörte, musste sich ein Seemann befinden, der eigens dafür ausgebildet war.
Der Kommandant scheitert an der Spülung
Am 2. April 1945 startete das U-Boot im norwegischen Hafen Horten und rückte erstmals in feindliche Gewässer vor. Kapitänleutnant Karl-Adolf Schlitt ordnete an, das Boot in 60 Metern Tiefe zu halten. Am 14. April ereignete sich dann jedoch vor der schottischen Küste das Malheur mit der Toilette – ausgelöst vom Kaleun selbst. Schlitt betätigte, nachdem er sein Geschäft erledigt hatte, selbst die Spülung. Dies war aber eigentlich lediglich dem speziell dafür ausgebildeten Techniker vorbehalten.
Tatsächlich führte das eigenmächtige Spülen des Kommandanten zur Katastrophe. Da der Mechanismus nicht fachmännisch bedient wurde, schossen Kot und Urin ins U-Boot statt nach draußen, und noch schlimmer: Durch die offenen Ventile gelangte auch viel Meereswasser mit hohem Druck ins Innere. Das Salzwasser erreichte die Batterien, daraufhin bildete sich in einer chemischen Reaktion hochgiftiges Chlorgas. Schlitt sah keinen anderen Ausweg, als den Befehl zum umgehenden Auftauchen zu geben.
Dadurch wurde das U-Boot für die britischen Flieger sichtbar und sofort unter Beschuss genommen. Ein Besatzungsmitglied starb. Kommandant Schlitt entschied sich in der aussichtslosen Lage zum Aufgeben: Er befahl, das Boot selbst zu versenken, damit der Feind keinen Zugriff auf die eigene Militärtechnologie bekommen konnte. Die Besatzung setzte sich in Schlauchboote und trieb der schottischen Küste entgegen.
Insgesamt vier Tote
"Als wir versuchten, bei starkem Seegang entlang der Steilküste zu navigieren, kamen drei Mitglieder der Mannschaft auf tragische Weise zu Tode", erklärte Schlitt später. Der Kommandant kam wie der Rest der Besatzung in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1948 wieder entlassen wurde.
Das Wrack von U 1206 liegt immer noch auf dem Grund der Nordsee, zwölf Meilen vor Cruden Bay, Aberdeenshire. 2012 entdeckte eine Gruppe von Tauchern die Überreste. Für den Kriegsverlauf spielte das Schicksal des U-Boots keine Rolle.
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