Ein entkoffeinierter Espresso hat in Florenz die Polizei auf den Plan gerufen. Ein Mann war mit dem Preis für das italienische Nationalgetränk nicht einverstanden. Das Café muss nun 1000 Euro Strafe zahlen.
Italien steht auf der ganzen Welt für herausragende Architektur, Dolce Vita und natürlich auch seine Kaffee-Spezialitäten. Doch Letztere hat in Florenz nun die Polizei auf den Plan gerufen. Ein Mann alarmierte die Beamten, weil er mit dem Preis für einen entkoffeinierten Espresso in einem berühmten Café nicht einverstanden war. Das berichtet der britische "Guardian".
Florenz: Mann ruft wegen Espresso-Preis die Polizei
Einen guten und zudem günstigen Espresso bekam man in italienischen Städten bisher praktisch an jeder Straßenecke. Meist bezahlte man hierfür den schon fast symbolischen Betrag von einem Euro – Dolce Vita zum Sparpreis. Anders sieht es allerdings im "Ditta Artigianale" im Zentrum von Florenz aus. Das Café hat sich für seine Kaffeespezialitäten einen internationalen Ruf erarbeitet – und verlangt dementsprechend etwas mehr für eine Tasse des schwarzen Golds.
So weit, so normal könnte man meinen. Ein Kunde des "Ditta Artigianale" sah das allerdings anders. Er orderte einen entkoffeinierten Espresso und war offenbar geschockt, als er hierfür zwei Euro zahlen sollte. Der Mann war wohl davon ausgegangen, dass auch das "Ditta Artigianale" sich an die inoffiziellen Preisabsprachen für Espressi halten würde.
Die Getränkepreise waren allerdings weder auf noch hinter dem Tresen einsehbar – das fiel dem Café nun auf die Füße. Der Kunde fühlte sich offenbar betrogen und rief die Polizei. Die Beamten nahmen sich dem Fall an und sahen den Mann im Recht. Das Lokal muss nun eine Strafe von 1000 Euro zahlen, weil es die Preise nicht ordnungsgemäß ausgezeichnet hatte.
Auf FacebIm Laufe des vergangenen Jahres hätten bereits knapp 70 Prozent der Cafés in Italien ihre Preise angehoben. Verbrauchergruppen warnten bereits, dass der durchschnittliche Preis für einen Espresso bald auf 1,50 Euro steigen könnte. Ob es in Florenz dann noch mehr Polizei-Einsätze gibt, weil ein Kaffee nicht mehr einen Euro kostet, ist also fraglich. ook meldete sich Francesco Sanapo, der Besitzer des "Ditta Artigianale", zu Wort, zeigte sich ungläubig über die Strafe und verteidigte seinen Kaffee. Dieser stamme von einer kleinen Plantage in Mexiko und seine Barista würden ihn "mit großer Sorgfalt" zubereiten. Er argumentierte, man könne den Preis auf der digitalen Getränkekarte einsehen.
"Sie haben mir ein Bußgeld aufgedrückt, weil sich jemand darüber aufgeregt hat, dass er zwei Euro für einen koffeinfreien Espresso bezahlen musste. Ist das zu glauben?", fragt er in einem Video, während er das Schreiben der Polizei in die Kamera hält.
Sanapo brach schon früh mit dem Preis von einem Euro für einen Espresso
Sanapo betont in dem Video, dass sein Fall Teil eines strukturellen Problems in Italien sei. "Auch heute noch kann sich jemand so sehr darüber [über den Preis Anm. d. Red.] aufregen, dass er die Polizei einschaltet, die dann feststellt, dass wir aufgrund eines überholten Gesetzes im Unrecht sind. Dieses Gesetz muss geändert werden, sonst würden 99,9 % der Bars und Restaurants dagegen verstoßen."
Sanapo und sein Café stehen bereits bei der Eröffnung 2013 in der Kritik. Von Anfang an betonte er, seine Kaffee-Bar sei die Erste in Italien, die sich dem Qualitätskaffee verschrieben hätte. Schon damals brach der Gastronom mit der Konvention, Espresso zu dem gängigen Preis von einem Euro anzubieten und startete gleich mit 1,50 Euro ins Rennen. Das habe positive, wie negative Kritik nach sich gezogen, aber bislang sei er noch nie für seinen Preis bestraft worden.
Niemand solle sich darüber empören, für einen Espresso mittlerweile zwei Euro zahlen zu müssen, meint Sanapo. Er verwies damit auf die Probleme, die Gastronomen auf der ganzen Welt derzeit beschäftigen: Durch gestiegene Rohstoffpreise, die Inflation, Probleme bei der Logistik und teils geringen Ernten ist ein Preisanstieg für viele alternativlos. Die Tage des Ein-Euro-Espressos scheinen gezählt.
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