Das Gefühl ständig auf die Toilette zu müssen – Menschen mit einer Reizblase kennen es nur zu gut. Doch der ständige Harndrang muss kein dauerhafter Begleiter bleiben. Wir verraten Ihnen, woran Sie eine Reizblase erkennen und wie Sie das häufige “Klogerenne” schnell beenden können.
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Jeder sechste Erwachsene ist von einer Reizblase (auch überaktive oder hyperaktive Blase) betroffen. Wer unter einer Reizblase leidet, sucht das stille Örtchen viel zu häufig auf.
Wie viele Klogänge sind normal?
Wer unter einer Reizblase und häufigem Harndrang leidet, muss zehnmal täglich oder öfter auf das Klo. Menschen ohne eine überaktive Blase müssen dagegen nur etwa 6 bis 7 mal pro Tag pinkeln. Doch warum reagiert die Blase bei manchen Menschen so empfindlich und lässt sie immer wieder auf das Klo rennen?
Was ist eine Reizblase?
Unsere Blase kann zwischen 250 und 400 ml Flüssigkeit aufnehmen. Dafür müssen die sie umgebenden Muskeln aber elastisch und entspannt sein. Ist die Muskulatur um die Blase überaktiv, schlägt das Organ zu früh Alarm. Die Blasenmuskeln spannen sich an und wir merken: “Ich muss mal!” – obwohl die Blase selbst vielleicht nur halb gefüllt ist. Auch der Nachtschlaf wird durch eine Reizblase empfindlich gestört, wenn das Organ mitten in der Nacht meldet: “Ich bin prall gefüllt” – auch wenn dies gar nicht der Fall ist.
Den Grund für den häufigen Toilettengang nennen Mediziner “imperativen Harndrang”: Der Drang zu urinieren kommt plötzlich und lässt sich nur schlecht beherrschen. Dabei werden trotzdem nur kleine Mengen Urin abgegeben (Pollakisurie), weil die Blase kaum gefüllt ist. Manchmal kann es außerdem zu einem ungewollten Wasserlassen kommen (Dranginkontinenz)*.
* Der Unterschied zwischen Reizblase, Blasenschwäche und Blasenentzündung
Im Gegensatz zur Dranginkontizenz werden viele Arten von Inkontizenz durch eine zu schwache Blase verursacht. Bei einer Belastungsinkontinenz ist der Blasenschließmuskel zum Beispiel zu schwach und kann den Urin bei erhöhtem Druck im Bauchraum nicht mehr vollständig zurückhalten. Das geschieht vor allem nach körperlichen Reaktionen wie Husten und Niesen oder auch beim Lachen.
Bei einer Blasenentzündung kann es ebenfalls zu starkem Harndrang und Inkontizenz kommen. Der Grund hierfür ist eine bakterielle Infektion, die die Harnwege sehr stark reizt.
Was sind die Ursachen einer Reizblase?
Laut medizinischer Definition hat eine Reizblase keine vom Arzt feststellbare Ursache. Manchmal reagiert die Harnblase zum Beispiel nur empfindlich auf innere Anspannung und Stress.
Ursache für den häufigen Harndrang können auch andere Erkrankungen sein, wie Blasenentzündung, vergrößerte Prostata beim Mann, Blasentumor oder neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose. Diese Erkrankungen können ähnliche Symptome wie die einer überaktiven Blase auslösen. Deshalb ist es wichtig, vom Arzt abklären zu lassen, ob solche Erkrankungen vorliegen.
Obwohl beide Geschlechter von einer überaktiven Blase betroffen sein können, betrifft es mehr Frauen als Männer. Ein Grund dafür sind die hormonellen Veränderungen, die Frauen während der Schwangerschaft oder den Wechseljahren durchmachen.
> Blasenentzündungen in den Wechseljahren
Wie lässt sich eine Reizblase diagnostizieren?
Der Arzt (Urologe) muss zunächst andere Ursachen für das häufige Wasserlassen ausschließen. Dazu wird er eine Reihe von Untersuchungen anstellen. Zum Beispiel:
- Untersuchung des Urins, um einen Harnwegsinfekt auszuschließen
- Untersuchung der Harnwege mit Ultraschall
- Messung des Restharns in der Blase
- Blasenspiegelung, um Blasentumore oder Entzündungen der Blasenschleimhaut auszuschließen
Er untersucht darüber hinaus auch, welche Kapazität die Blase hat, wie hoch der Blasendruck ist, oder ob Blasen- und Schließmuskel normal funktionieren. Kann durch die oben genannten Untersuchungen eine Erkrankung ausgeschlossen werden, lautet die Diagnose “Reizblase”.
Reizblase: Was tun gegen den plötzlichen Harndrang?
Eine überaktive Blase sollte zunächst ohne Medikamente behandelt werden. Zeigen diese Maßnahmen keinen oder nur geringen Erfolg, können Hausmittel und Medikamente unterstützen. Manche Behandlungsmethoden zeigen allerdings erst nach einigen Wochen Wirkung.
Therapien ohne Medikamente
Eine Therapieform ohne Medikamente ist das gezielte Training der Beckenbodenmuskulatur. Der Beckenboden unterstützt die Harnblase in ihrer normalen Funktion. Je kräftiger er ist, desto besser kann die Harnblase entspannen und der Harndrang kontrolliert werden. Der Urologe kann hierfür eine Behandlung bei einem Physiotherapeuten verschreiben, der das Beckenbodentraining mit dem Patienten einübt. Bei auftretender Inkontinenz kann ein Kontinenztraining zusätzlich unterstützen.
Da häufiger Harndrang oftmals mit seelischen Ursachen verknüpft ist, können auch psychosomatische Behandlungen oder ein vom Arzt angeleitetes Verhaltenstraining helfen, die Symptome einer Reizblase zu lindern. Ziel ist es, zu lernen, den Harndrang auszuhalten und den Toilettengang hinauszuzögern.
Viele Urologen empfehlen Betroffenen, ein sogenanntes Miktionstagebuch zu führen. Darin werden alle Toilettengänge und die Menge des jeweils gelassenen Urins notiert. Die Aufzeichnungen helfen, Therapieerfolge zu dokumentieren und den Körper an feste Toilettenzeiten zu gewöhnen.
Natürliche Helfer bei Reizblase
Bevor Sie eine überaktive Blase medikamentös behandeln, können Sie auch natürliche Mittel wie etwa Heilpflanzen ausprobieren. Diese Lebensmittel und Heilpflanzen wirken u.a. entspannend auf die Blasenmuskulatur:
Goldrute
Die Echte Goldrute ist eine gute Heilpflanze bei übermäßigem Harndrang, denn sie wirkt krampflösend und kann den Harndrang senken. Erhältlich als Tee oder in Tablettenform.
Bärentraubenblätter
Ein Tee aus den getrockneten Blättern der Bärentraube kann ebenfalls bei Problemen mit der Blase helfen. In der Apotheke gibt es auch Tropfen und Dragees aus Bärentraubenblättern.
Baldrian
Die Heilpflanze hat eine entspannende Wirkung und kann daher auch gegen eine nervöse Blase helfen.
Kürbiskerne
Sie helfen Männern nicht nur bei Beschwerden mit der Prostata, sondern auch bei einer Reizblase.
Cranberrysaft
Auch Cranberrysaft nehmen viele Betroffene als Mittel gegen Blasenprobleme, die Wirkung ist allerdings umstritten.
Therapie mit Medikamenten
Bei einer medikamentösen Therapie einer Reizblase werden meist Wirkstoffe aus der Gruppe der Anticholinergika oder Spasmolytica gegeben. Sie blockieren Muskelrezeptoren und die Signalwege der Blasennerven. Das führt dazu, dass sich der Blasenmuskel nicht mehr so kräftig zusammenziehen kann – der häufige Harndrang bleibt aus. Bei Frauen in der Menopause können östrogenhaltige Präparate die Symptome einer Reizblase lindern.
Botox gegen eine überaktive Blase
Falls die erste Wahl an Medikamenten nicht anschlägt, kann eine Therapie mit Botulinumtoxin A (umgangssprachlich: Botox) helfen. Der Wirkstoff, der eigentlich ein Nervengift ist, wird meist während einer Blasenspiegelung in die Harnblase injiziert. Er hemmt die Signalübertragung der Blase an den Blasenmuskel, der sich als Folge nicht mehr so stark zusammenzieht.
Da Botulinumtoxin A vom Körper abgebaut wird, muss die Behandlung nach spätestens einem Jahr wiederholt werden. Eine negative Folge dieser Therapie kann ein sogenannter Harnverhalt sein: Die Blase ist prall gefüllt, kann jedoch nicht mehr willentlich entleert werden.
Empfehlungen für den Alltag
Wenig zu trinken ist keine Lösung für das Problem Reizblase – denn der Harndrang tritt unabhängig davon auf, wie viel Flüssigkeit sich tatsächlich in der Blase befindet. Die Devise lautete im Gegenteil: Viel trinken! Denn dadurch wird das Fassungsvermögen der Blase trainiert und ihre Überaktivität verringert.
Wer vorbeugend zur Toilette geht, obwohl er gar nicht "muss", tut sich nichts Gutes. Dadurch verhindert er, dass die Blasenregulation (neu) gelernt wird. Wer dagegen regelmäßig Sport treibt und Normalgewicht hält, unterstützt die Blase bei ihrer normalen Aktivität.
Und was denken Sie daran ?