Seife, Windeln und Kondome: Juliane Kronen rettet mit ihrem Unternehmen Innatura fabrikneue Ware vor der Müllkippe – und vermittelt sie an Bedürftige
Es begann einst mit einer Niederlage: 200000 Flaschen Shampoo standen auf dem Hof eines großen Kosmetikherstellers – und sollten in den Abfall wandern. Sie waren falsch etikettiert und deshalb unverkäuflich. Juliane Kronen, damals noch Partnerin bei einer Unternehmensberatung in Köln, erfuhr durch einen Zufall von den Flaschen. „Ich telefonierte mir die Finger wund“, erinnert sich Kronen, „aber derart viel Shampoo auf einmal konnte keine Organisation gebrauchen.“
Ein Zwischenlager fehlte. Resigniert gab Kronen auf, das Shampoo landete im Müll. „Eine Verschwendung, die mich ärgerte – und die mich nicht mehr losließ.“
Kronen begann zu recherchieren, wie häufig makellose Produkte vernichtet werden: Ihren Angaben zufolge werden in Deutschland jedes Jahr hoch- und neuwertige Waren im Wert von sieben Milliarden Euro zerstört.
Sie werden etwa weggeworfen, weil ihre Verpackung leicht beschädigt ist oder sich ihr Design ändert; aber auch, da es für Händler und Hersteller meist günstiger ist, Waren zu entsorgen, als sie weiterzureichen. Denn auf Sachspenden müssen Unternehmen in Deutschland Umsatzsteuer zahlen.
Bei Innatura kosten zwei Flaschen Markenshampoo etwa 60 Cent
2013 gründete Juliane Kronen dann Innatura: Das Unternehmen nimmt Firmen nichtverkaufte Waren ab und vermittelt sie an gemeinnützige Organisationen. Kondome gehen an eine Notunterkunft für Jugendliche in Bochum, Sonnenbrillen nach Kambodscha, wo sie Patienten nach Augenoperationen helfen. Die Organisationen sparen so Geld, das sie in Projekte investieren können – eine Kinderhilfseinrichtung in Brühl konnte sich etwa erstmals Musiktherapien leisten.
Interessenten wählen auf der Innatura-Homepage wie bei einem Onlineshop aus 1500 Produkten aus und zahlen nur eine Vermittlungsgebühr. Zwei Flaschen Markenshampoo kosten dann etwa 60 Cent, 100 Windeln fünf Euro. 73 Unternehmen spenden mittlerweile – und vermieden so 1700 Tonnen Müll.
Und was denken Sie daran ?