Benjamin Carpenter ist ein besonderer Vater. Der aus Wales stammende und nun in der englischen Grafschaft Yorkshire lebende Sozialarbeiter musste nämlich einen langen Weg gehen, bis er sich um seine vier Schützlinge kümmern konnte. Das brachte ihm sogar den Titel „Champion of the year“ (Gewinner des Jahres) ein.
Benjamin war kaum zwanzig Jahre alt, als er den Wunsch verspürte, Vater zu sein. Jedoch waren zwei Umstände der Grund dafür, dass er sich seinen Traum über den manchmal steinigen Weg der Adoption würde erfüllen müssen:
Der erste Umstand war seine Homosexualität – eine Tatsache, die einen Adoptionsprozess nicht unbedingt unterstützt. Jedoch war Benjamin sich dessen bewusst und leitete daher alle behördlichen Schritte bereits im Alter von 21 Jahren in die Wege.
Der damals junge Erwachsene musste mit vielen Vorurteilen kämpfen. Viele Menschen, denen er begegnete, waren der Meinung, dass man für eine Adoption viel Geld oder einen „guten Beruf“ haben müsse. Hinzu kam, dass er noch sehr jung war. Er führte viele Gespräche mit anderen Sozialarbeiten und wurde strengen Prüfungen unterzogen.
Der zweite Umstand war, dass er keinen Partner hatte. Auch das erschwerte den Adoptionsprozess und seinen Wunsch, Vater zu sein.
„Ich wollte nie eine Beziehung haben, das hat mich nie interessiert“, gesteht er. „Ich regle die Dinge gerne allein. Unterm Strich mag ich Tee, ein Stück Torte und dass ich niemandem beim Schnarchen zuhören muss.“
Drei Jahre dauerte es, bis er die Behörden überzeugen konnte, dass ihm eine Adoption ein ernstes Anliegen sei und dass er die notwendige Reife und Fähigkeiten besitze, um ein guter Vater zu sein.
Ihm gelang es schließlich, den heute 10-jährigen Jack zu adoptieren, womit er zu den jüngsten homosexuellen Vätern in der englischen Grafschaft Yorkshire zählt: „Ich glaube ans Schicksal und ich glaube fest daran, dass es mein Schicksal ist, das tun zu müssen.“ Jack ist nämlich ein besonderes Kind.
Jack ist ein wunderbarer Junge – und Autist. Das hätte den jungen Vater beunruhigen können, wenn er in seinem Beruf nicht bereits viel Erfahrung gesammelt hätte: Benjamin hat bereits mit vielen schwer kranken Kindern und Erwachsenen gearbeitet, die unter den verschiedensten Behinderungen litten.
Nach der Adoption von Jack adoptierte er sogar noch das Geschwisterpaar Ruby und Lily. Die 6-jährige Ruby leidet an einer angeborenen Fehlbildung namens Pierre-Robin-Syndrom, einer Sichtbeeinträchtigung und einer Wirbelsäulenverkrümmung. Ihre Schwester Lily hingegen ist gehörlos. Schließlich gelang es ihm unlängst sogar, sein viertes Kind Joseph zu adoptieren, das 2 Jahre alt ist und mit dem Down-Syndrom geboren wurde.
„In diesem Haus läuft es nach der Devise: 'Ich kann es selbst tun.' Ich versuche, ihnen so viel Unabhängigkeit wie möglich beizubringen“, erklärt Benjamin. „Die Behinderung ist nicht alles.“ Für viele Menschen wäre es wohl als Alleinerziehender nicht leicht, optimistisch zu bleiben, wenn man beispielsweise den Zustand seiner ältesten Tochter Ruby betrachtet.
Als Benjamin ihr zum ersten Mal begegnete, hing sie an einer Maschine, die sie ernährte. Sie konnte nicht sprechen und war auf einen Rollstuhl angewiesen. Sie schien ein sehr trauriges Mädchen zu sein: „Sie zitterte und war starr. Das hat mir das Herz gebrochen“, erinnert er sich. Mittlerweile isst und läuft Ruby wie jedes andere Kind.
Obwohl er ledig und homosexuell ist, kann er auf die Unterstützung von zwei Frauen zählen: Rita und Jeanette. „Meine Mutter Rita ist eine sehr große Hilfe und meine beste Freundin Jeanette ist eine tolle Frau und helfende Hand“, erzählt der 33-Jährige.
Benjamin beweist einen unvergleichlichen Altruismus und seine einzige Motivation ist es, dabei zuzusehen, wie seine Kinder im Leben vorankommen und Selbstsicherheit aufbauen. „Zu sehen, wie meine Kinder wachsen und aufblühen, dafür stehe ich jeden Tag auf.“
Und genau aus diesen Gründen wurde Benjamin im Jahr 2016 von der englischen Organisation „First4Adoption“, einem nationalen Informationsdienst für Adoptionsinteressenten, der Titel „Champion of the year“ verliehen.
Seine zwei Söhne und Töchter haben unendliches Glück, dass sie ihn haben. Möge es seiner Familie immer gut gehen.
Und was denken Sie daran ?