Das Besuchsverbot aufgrund von Corona gilt in zahlreichen Krankenhäusern auf der ganzen Welt und verursacht Unverständnis, Trauer, Wut und Chaos bei Angehörigen. Auch die 67-jährige Marianne Jansen konnte sich aufgrund der Vorsichtsmaßnahmen nicht von ihrem Sohn verabschieden, als dieser im Sterben lag.
Die Situation in den Krankenhäusern weltweit ist angespannt. Zahlreiche Menschen im kritischen Zustand bleiben von Familie, Freunden und Verwandten abgeschottet, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Darum können sich viele Menschen nicht von ihren Liebsten verabschieden. Das betrifft zum Teil auch Erkrankte, die gar nicht mit dem neuartigen Virus infiziert sind.
Für die 67-jährige Marianne Jansen aus Hamm ist dieser Alptraum Realität. Ihr Sohn verstarb im Krankenhaus der Stadt, ohne dass sie noch ein letztes Mal zu ihm durfte. Wie der „Westfälische Anzeiger“ berichtet, lag dieser bereits seit Ende März in der St.-Barbara-Klinik, wo nach kurzer Zeit ebenfalls das Besuchsverbot wegen Corona in Kraft gesetzt wurde.
Sohn ging nicht mehr ans Telefon
Als Jansens 49-jähriger Sohn Thomas auf einmal nicht mehr ans Handy ging, habe sie auf Station angerufen. Eine Krankenschwester hielt Thomas das Telefon ans Ohr. Sie fragte: „Thomas, Thomas, was hast du denn?“ Doch er antwortete nicht. Da habe sie gewusst, dass etwas nicht stimmte.
Jansen fuhr ins Krankenhaus, wollte ihren Sohn sehen, doch die Ärzte lehnten ab, mit der Begründung, man könne keine Ausnahme machen. Wie die Nachrichtenseite berichtet, versprachen die Ärzte sich zu melden, sobald sich der Zustand des 49-Jährigen verschlechterte.
Mann war nicht an Covid-19 erkrankt
Schon nach zwei Stunden erhielt Jansen einen Anruf. Ihr Sohn sei verstorben. Eine Schwester habe ihn auf dem Zimmer gefunden. Gegenüber dem Anzeiger sagt Jansen: „Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass er allein gestorben ist.“ Die 67-Jährige kann die Situation nicht begreifen. Ihr Sohn war nicht an Covid-19 erkrankt. In der Klinik lag er auf einer normalen Station, die nicht abgeschottet war. Thomas litt an Mischkollagenose. Symptome sind unter anderem Hautveränderungen, Gelenkschmerzen bis hin zu Erkrankungen der inneren Organe.
Keine Stellungnahme der Klinik zu Vorfall
Würden Patienten, die nicht an Corona erkrankt seien, im Sterben liegen, so mache das Krankenhaus öfter eine Ausnahme, so eine Sprecherin gegenüber der Zeitung. Warum dies jedoch bei Thomas nicht der Fall war, bleibt unklar.
„Die aktuelle Situation verlangt allen viel ab“, sagte sie im Gespräch mit dem „Westfälischen Anzeiger“. „Für unsere ärztlichen und pflegerischen Kolleginnen und Kollegen ist es immer wieder aufs Neue schwierig zu sehen, wie sehr die Angehörigen, aber vor allem die Patientinnen und Patienten darunter leiden, von ihren Lieben getrennt zu sein.“
„Wo bleibt denn da die Menschlichkeit?"
Jansen trifft der Tod von Thomas schwer. Er war das älteste von vier Kindern. Die Bindung zu ihm beschreibt die 67-Jährige als besonders eng. „Ich will die Klinik gar nicht angreifen, das bringt mir meinen Sohn nicht zurück“, so Jansen. Doch sie wolle, dass die Leute wissen, dass sie so nicht mit Patienten umgehen können. „Wo bleibt denn da die Menschlichkeit? Das sollte keiner anderen Mutter passieren.“
Und was denken Sie daran ?