„Schönheit liegt im Auge des Betrachters“, so sagt man. Obwohl sicherlich jeder Mensch eine ganz eigene Vorstellung von dem hat, was er als schön empfindet, neigen wir doch dazu, gewissen Standards hinterherzujagen. Meist haben die Medien daran einen großen Anteil. Es geht um eine bestimmte Figur, Haarfarbe, Augenfarbe, einen bestimmten Gesichtstyp oder die Kleidung – viele Teile im Puzzle des sogenannten „Beauty-Standards“. Wer diesem nicht entspricht, wird häufig ausgegrenzt. Der spanische Fotograf Francesc Planes hat seine ganz eigene Sicht der Dinge, denn er fotografiert Menschen, die gemeinhin als nicht schön oder nicht „normal“ aussehend gelten.
Alba Parejo
Der Körper von Alba Parejo ist von Muttermalen und Leberflecken übersät. „Mein Exfreund sagte mir, ich solle niemandem meinen Rücken zeigen, denn niemand möchte eine missgestaltete Freundin haben“, erzählt die 16-jährige Spanierin. Heute ist die selbstbewusste junge Frau ein Vorbild und steht auch für Kampagnen vor der Kamera.
Guille
Als Guille jünger war, wurde er häufig wegen seiner Alopezie gemobbt. Hierbei handelt es sich um eine Krankheit, bei der der Mensch über keinerlei Körperbehaarung verfügt. „Er musste lernen, sich selbst zu lieben und jene zu ignorieren, die ihm schadenfroh hinterherriefen, wie denn seine Chemotherapie laufe“, erzählt der spanische Fotograf über den jungen Mann auf seinem Foto.
Tätowierte Männer (Name: unbekannt)
Diese beiden jungen Männer wurden schon sehr oft wegen ihrer auffälligen Tätowierungen angefeindet. Für den Fotografen Francesc waren sie auch deshalb ein Teil seiner Arbeit: „Nachdem ich einige Bilder gemacht hatte, fand ich, dass ich noch andere Menschen finden sollte, die aus verschiedenen Gründen für die Gesellschaft nicht 'normal' waren.“
Tess
„Tess wurde in der Vergangenheit wegen ihres Körpers gehänselt und erniedrigt. Zum Beispiel hatte sie gerade in einem Schnellimbiss bestellt, als ein fremdes Mädchen ihr nachrief: 'Schaut, die Fette da, sie hätte nach Salat fragen können, doch sie kam nur, um gleich alle Burger zu fressen'“, erzählt der 22-Jährige über die füllige Frau. Heute geht Tess selbstbewusst mit ihrem eigenen Körper um, obwohl sie noch immer häufig Kritik einstecken muss. Jedes von Francescs Modellen hat eine eigene Hintergrundgeschichte: „Einige dieser Menschen wurden zurückgewiesen, andere erniedrigt. Etwas, das ich aus meiner Jugend ebenfalls kenne. Doch diese Menschen zu treffen, hat meinen Horizont erweitert“, sagt der Fotograf aus Valencia.
Jordi
Als Jordi noch klein war, hatte er einen Tumor im Auge. Die einzige Möglichkeit, ihn zu retten, war die Entfernung seines Auges. Seit der OP hatte der junge Mann keine Bilder mehr von sich gemacht, denn er konnte sich selbst überhaupt nicht leiden und kam sich mit seinem künstlichen Auge seltsam vor. Doch er lernte, damit umzugehen. Heute nutzt er seine eigenen Erfahrungen, um Kindern beizubringen, dass es nichts Schlimmes ist, anders zu sein, und dass es keinen Grund gibt, dafür abgelehnt oder gemobbt zu werden.
„Der Name des Projektes lautet 'Normal', denn auf diese Weise möchte ich zeigen, dass dieser Begriff zwei Seiten hat. Auf der einen Seite zeige ich Menschen und Dinge, die die Gesellschaft als 'nicht normal' bezeichnet. Andererseits sollen auch diese Menschen als normal angesehen werden, denn es gibt keinen Grund, sich für sein Aussehen zu schämen“, sagt der 22-jährige Fotograf über sein Projekt. „Normal“ sollte also nicht eine gewisse Optik sein, sondern der respektvolle Umgang mit jedem Menschen, ganz gleich, wie er aussieht.
Francesc, der eigentlich in der Fashionindustrie arbeitet, empfand sein Projekt und die Begegnung mit den unterschiedlichen Persönlichkeiten als sehr bereichernd. „Ich fühlte mich gut dabei, diese Bilder zu machen, denn endlich tat ich etwas anderes, als 'schöne Models' zu fotografieren. Ich wollte mit realen Menschen mit realen Körpern arbeiten, um mich selbst von der aufgesetzten Fashionfotografie zu entfernen. So lernte ich mehr über mich selbst und sah mich mit den Augen derer, die ich fotografierte. Dabei fand ich heraus, dass wir alle gar nicht so unterschiedlich sind.“
Und was denken Sie daran ?