Der nächtliche Blutdruck, ein wichtiger Faktor zur Prognose für Herz- und Gefäßkrankheiten, ist laut neuen Studien nachts höher als bisher angenommen.
Wissenschaftler des »University College« in London haben eine neue Technologie entwickelt, die zeigt, dass der Blutdruck rundum das Herz während des Schlafes viel höher ist, als bisher angenommen wurde. Der nächtliche Blutdruck ist ein wesentlicher Faktor zur Prognose von Herzkrankheiten und Schlaganfall und frühere Studien zeigten, dass der am Arm gemessene Blutdruck nachts deutlich absinkt. Die neuen Daten deuten aber darauf hin, dass das nächtliche Absinken des Blutdrucks weniger stark ist, als bis jetzt angenommen.
Pulsuhr misst Aortendruck
Die Studie, die in der Juni-Ausgabe des Journals »Hypertension« vorgestellt wurde, könnte erhebliche Auswirkungen auf die Bewertung zukünftiger Therapien haben, denn die Wirkung von Medikamenten zur Behandlung von Bluthochdruck können auf den Druck in Herznähe eine deutlich andere Wirkung haben als auf den Druck, der am Arm gemessen wird.
Das Team unter der Leitung von Professor Bryan Williams arbeitete mit einer Technologie-Unternehmen aus Singapur zusammen. Sie entwickelten eine Art Armbanduhr mit einem Sensor zur Pulsmessung am Handgelenk, anstatt den Blutdruck direkt zu messen. Anhand mathematischer Berechnungen konnten die Forscher exakt den Druck an der Aortenwurzel in der Nähe des Herzens für 24 Stunden bestimmen, ohne den Patienten durch die Überwachung zu behindern.
Bluthochdruck wichtigster Risikofaktor für vorzeitigen Tod
Studienleiter Professor Bryan Williams sagt: »Bluthochdruck ist ein Hauptrisikofaktor für die Entwicklung von kardiovaskulären Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Es betrifft mehr als 12 Millionen Menschen in Großbritannien und ist die wichtigste vermeidbare Ursache für einen vorzeitigen Tod. Diese Studie liefert zum ersten Mal eine Beschreibung der natürlichen Schwankungen des Blutdrucks in der Nähe des Herzens während des Tages und der Nacht. Was wir gezeigt haben ist, dass der Blutdruck rundum das Herz während des Schlafens nicht so stark absackt, wie wir bis jetzt aufgrund von Armmessungen gedacht haben. Wir hoffen, unsere Ergebnisse heben die Wichtigkeit hervor, den Blutdruck nachts zu reduzieren und führen möglicherweise zu einem Umdenken hinsichtlich der Messmethode und der Behandlung von Bluthochdruck.«
Biologische Uhr tickt unterschiedlich
Anhand gleichzeitiger Messungen am Oberarm und in der Aorta, wo das Blut das Herz verlässt, fanden die Wissenschaftler, dass trotz der Ähnlichkeiten im zirkadianen Rhythmus (der biologischen Uhr) nachts der Druck in der Aorta weitaus weniger stark absinkt als im Oberarm. Diese neuen Ergebnisse deuten darauf hin, dass der nächtliche Aortendruck während des Schlafes unverhältnismäßig höher ist, als der Blutdruck im Oberarm; möglicherweise ausschlaggebende Informationen für Mediziner, die untersuchen, welchen Schaden Bluthochdruck am Herzen und am Gehirn verursacht.
Dr. Peter Lacy, Co-Autor der Studie, sagt: »Die Tatsache, dass die Blutdruck-Uhr dauernd getragen werden kann, bedeutet, dass wir das Gerät so programmieren können, dass wir über 24 Stunden hinweg Tag und Nacht Messungen erhalten. Das ermöglicht eine Messung des Aortendrucks in nichtinvasiver Weise, so dass der Patient nicht belastet wird durch operative Eingriffe.«
Quelle: Bryan Williams, Peter S. Lacy, Fabio Baschiera, Patrick Brunel and Rainer Düsing: Novel Description of the 24-Hour Circadian Rhythms of Brachial Versus Central Aortic Blood Pressure and the Impact of Blood Pressure Treatment in a Randomized Controlled Clinical Trial: The Ambulatory Central Aortic Pressure (AmCAP) Study, Hypertension. 2013;61:1168-1176, doi:10.1161/HYPERTENSIONAHA.111.00763
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