ie kleine, 8-jährige Britin Amber Owen konnte nicht ahnen, dass dieser Tag lebensbedrohlich werden würde, als sie zum Strand hinunterlief. Sie und ihre Eltern machten just zu dem Zeitpunkt Urlaub in Phuket, Thailand, als eine Jahrhundertkatastrophe über diese Region hereinbrechen sollte.
In ihren Ferien machte eine Beschäftigung Amber immer besonders großen Spaß: „Die Elefanten trugen uns am Strand entlang und ins Meer“, erinnert sie sich. Jeden Tag spielten Kinder mit ihnen am Strand in der Nähe des Hotels, in dem Amber damals mit ihren Eltern logierte. Zu jener Zeit hatte das Mädchen ein besonders festes Band mit einem jungen Elefanten namens Ning Nong geknüpft.
„Ich hatte besonders Ning Nong liebgewonnen, einen vier Jahre alten Elefanten, und ich fütterte ihn jeden Morgen mit Bananen. Er bestand darauf, dass nur ich ihn reiten solle. Er legte seinen Rüssel um meine Schultern und tätschelte mich.“
So sollte es auch an jenem Schicksalstag – dem 26. Dezember 2004 – sein, als Erdbeben im Indischen Ozean eine Reihe von Tsunamis auslösten, die ganzen Küstengebiete verwüsteten, Hunderttausenden ihr Leben nahmen und Millionen obdachlos machten.
„Am Morgen des Tsunamis gab es ein kleines Erdbeben gegen acht Uhr morgens, doch wir haben uns keine großen Gedanken gemacht. Nach dem Frühstück ritt ich auf Ning Nong den Strand entlang und konnte sehen, dass er besorgt war; er wollte dauernd vom Meer weg. Als er Richtung Inland ging, stürzte eine riesige Welle bis zu seinen Schultern.“
Amber hielt sich an Ning Nong fest und sah sich von Fluten umringt. Viele Urlauber verschwanden vor ihren Augen im Wasser, das aber danach wieder den Rückzug antrat. Doch nur für kurze Zeit, denn die erste Welle war nur ein Vorbote des Unheils; der eigentliche Tsunami sollte noch über die Küste hereinbrechen.
„Ning Nong wusste das auf jeden Fall. Während manche Leute zum Strand liefen, um die dort liegenden Fische aufzusammeln, die die erste Welle zurückgelassen hatte, wurde er sofort unruhig. Er wusste, dass etwas nicht stimmte und lief, so schnell er konnte, auf das Landesinnere zu.“
Erst entgegen den Anweisungen seines Elefantentrainers und dann gegen die wiederkehrenden Fluten kämpfte sich Ning Nong, von Wellen auf Schulterhöhe umringt, bis zu einer Steinmauer vor. Dort hielt er aus, bis Amber auf diese hinaufklettern konnte. Ihre Eltern liefen derweil zum Strand und brachten sie flugs ins Hotel. In einem Obergeschoss in Sicherheit sahen sie mit Schrecken, wie zehn Minuten später der untere Teil des Gebäudes von den Wassermassen überschwemmt wurde.
Im folgenden Video (auf Englisch) schildert die mittlerweile 20-jährige Amber ihre Erinnerungen:
„Er rettete mein Leben; er kannte die Zeichen, dass sich etwas Schlimmes zusammenbraute, und brachte mich in Sicherheit“, sagte Amber. „Ich werde immer dankbar sein. Wegen dieser Erfahrung schätze ich das Leben mehr als zuvor.“ Auch Ning Nong überlebte, auch wenn nicht genau bekannt ist, wo er sich zurzeit befindet. Zumindest ein Video scheint sein Überleben zu belegen.
Diese Geschichte hat sogar ein Theaterstück inspiriert. Und auch Amber überweist jedes Jahr Geld für den Unterhalt der Phuket-Elefanten. So eine Erfahrung macht man nur einmal im Leben – Dank Ning Nong, dem tierischen Lebensretter!
Und was denken Sie daran ?