Eine Kundin aus Sydney hatte bei jedem Besuch im Nagelstudio ein unangenehmes Gefühl, wenn die Mitarbeiterinnen untereinander in ihrer Muttersprache plauderten. Deshalb nahm sie eines Tages ihren Freund mit, der fließend Vietnamesisch spricht.
Wir halten viel von unserem "Bauchgefühl", aber manchmal ist es schlicht falsch. Wenn wir zum Beispiel Wortfetzen in fremden Sprachen deuten, spielen da auch immer Vorurteile eine Rolle. So klingen beispielsweise auf Arabisch oder in osteuropäischen Sprachen selbst die nettesten Worte für unsere voreingenommenen Ohren oft bedrohlich. Kürzlich berichteten wir über ein junges Modelabel, das mit genau diesen Vorurteilen spielt. Aber manchmal, manchmal stimmt unsere vage Ahnung dann doch.
So hatte eine Frau aus Sydney, Australien, jedes Mal ein seltsames Gefühl, wenn sie ein bestimmtes Nagelstudio besuchte. Die Mitarbeiterinnen dort begrüßten sie zwar stets freundlich auf Englisch, unterhielten sich untereinander während der Behandlung dann aber meist in ihrer Muttersprache, Vietnamesisch. Und die Kundin konnte sich des Eindrucks nicht verwehren, dass die Nagelpflegerinnen untereinander über die Klienten lästerten und sich lustig machten – weil sie wussten, dass die australische Kundschaft sie ja nicht verstehen würde.
Die Kundin hatte ein mulmiges Gefühl
Um herauszufinden, ob ihre Vermutung reine Paranoia war oder ihr Gefühl ihr Recht gab, fasste die Frau einen Entschluss: Sie bat ihren Partner, mit zur Maniküre zu kommen. Denn der spricht fließend Vietnamesisch. Zwar hatte ihr Freund sich noch nie professionell die Nägel machen lassen, willigte aber gutmütig ein.
Als es soweit war, dauerte es nicht lange, bis der junge Mann sich unauffällig zu seiner Freundin umdrehte und aufgeregt raunte: "Babe, sie hat dich gerade 'Bitch' genannt! Oh mein Gott, sie nennen alle hier 'Bitches"! Sie hat gerade zu ihrer Kollegin gesagt: 'Die fette Bitch will ihre Zehen gemacht haben'!" Das Paar beschloss allerdings, vorerst nichts zu sagen und erst ganz am Schluss klarzumachen, dass die Gespräche der Nagelpflegerinnen sehr wohl verstanden wurden.
Die Mitarbeiterinnen waren ungehemmt unhöflich
Dann allerdings vergaß die Mitarbeiterin, die die Nägel der Australierin behandelte, einen Pflegelack, den diese extra gewünscht (und bezahlt) hatte. Die Frau wies die Nagelpflegerin höflich darauf hin. Die wandte sich daraufhin zu einer Kollegin und sagte auf Vietnamesisch: "Ich habe keine Lust mehr, dieser Bitch die Nägel zu machen". Die Kundin war entsetzt. "Ich war so verletzt! Ich war sehr höflich, und sie hatte versucht, damit durchzukommen, weniger zu tun als ich bezahlt hatte. Ich war freundlicher, als ich hätte sein müssen!"
Ähnlich schien es auch ihr Partner zu sehen, der natürlich nicht einverstanden war, dass seine Freundin so unhöflich beleidigt wurde. "Gibt es hier ein Problem?", fragte er – auf Vietnamesisch. Der Nagelpflegerin entglitten daraufhin alle Gesichtszüge. Der Kundin zufolge sah die Mitarbeiterin regelrecht "panisch" aus, als sie begriff, dass alle ihre Bemerkungen gehört und verstanden wurden. Den Rest der Behandlung gab es dann entsprechend keine fiesen Bemerkungen mehr.
Doch die Frau aus Sydney glaubt nicht, dass die Mitarbeiter ihr Verhalten dauerhaft ändern werden. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie genauso weitermachen werden", prophezeit die verärgerte Kundin. "An alle liebenswerten Menschen, die sich fragen, was die Mitarbeiterinnen so sagen: Sie beleidigen euch, ihr bildet euch das nicht bloß ein!" Sie weist aber ausdrücklich darauf hin, dass das keinesfalls in allen Nagelstudios so sei: Anderswo hätte sie eine "freundliche und professionelle" Behandlung bekommen.
Und was denken Sie daran ?