Fritz Honka brachte im Hamburg der 70er Jahre vier Frauen um und zerstückelte ihre Leichen. Dass der Killer von St. Pauli 1975 gefasst wurde, war purer Zufall.
Fritz Honka: Serienmörder von St. Pauli
Fritz Honka, 1935 geboren, eignet sich nicht zur Glorifizierung. Der Killer von St. Pauli war kein charismatischer Typ, der seine Opfer durch seine bloße Anwesenheit in den Bann zog und es der Öffentlichkeit schwermachte, ihn zu verurteilen. Er war kein Charles Manson, kein Richard Ramírez und erst Recht kein Jack The Ripper – auch wenn er nach seiner Verhaftung behauptete, der Ripper persönlich habe ihm befohlen, zu töten.
Nach einem schweren Autounfall Mitte der 50er Jahre sowie zahlreichen Arbeitsunfällen und Schlägereien war das Gesicht des nur 1,68 Meter großen Mannes entstellt, er schielte und hatten einen schweren Sprachfehler.
All das schien auf grausame Weise äußerlich abzubilden, was im Inneren des Serienmörders vor sich ging.
Fritz Honka: Kindheit und Jugend
Fritz Honka kam nicht als brutaler Mörder zur Welt. Er wurde in eine Welt hineingeboren, die ihm von Anfang an nichts als Schmerz zufügte.
Am 31. Juli 1935 in Leipzig als drittes von zehn Kindern geboren, wuchs Honka im Heim auf. Sein Vater, ein Zimmermann und ehemaliger KZ-Häftling, starb 1946 an den Folgen seiner Alkoholsucht. Seine Mutter war chronisch überfordert.
Fritz Honkas Kindheit und Jugend bestanden aus Prügeln, Demütigungen und Ablehnung.
1951 floh der junge Mann, inzwischen selbst Alkoholiker, nach West-Deutschland und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Als er nach dem schweren Autounfall Mitte der 50er Jahre für immer entstellt war, fiel er endgültig durchs Raster der Gesellschaft.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Fritz Honka bereits einen unehelichen Sohn in einem Dorf in der Lüneburger Heide gezeugt, für den er 3000 DM Alimente bezahlte, bevor er sich aus dem Staub machte und letztendlich in Hamburg Sehenswürdigkeiten in Hamburg sind ein Muss strandete.
Fritz Honka: Opfer
In der Elbstadt wurde Fritz Honka zum Geist. Er schlich Nacht für Nacht über die Reeperbahn, wo er Frauen traf, die keine Ansprüche an Bekanntschaften stellten: Prostituierte, Alkoholikerinnen, Stadtstreicherinnen.
Eine von ihnen aber konnte er für sich gewinnen: Inge B., die den entstellten Mann 1957 heiratete und ihm einen Sohn, Fritz junior, schenkte. Die Ehe wurde 1960 geschieden, doch das Paar kam nicht voneinander los, heiratete ein zweites Mal. 1967 verließ Inge ihren Mann endgültig und Fritz Honka kehrte in seine einsame Existenz zurück.
Seine Stammkneipen waren der "Goldene Handschuh", der "Elbschlosskeller" und das "Hong Kong" auf St. Pauli. Dort betrank sich Honka, der zum Zeitpunkt seiner grausamen Taten als Nachtwächter arbeitete, regelmäßig haltlos und umgab sich mit Frauen, die keiner vermisst.
Nur so ist es zu erklären, dass Fritz Honka seinen ersten Mord bereits im Dezember 1970 beging, aber erst 1975 geschnappt wurde. Vier Frauen ermordete und zerstückelte Honka insgesamt:
• Getraud Brauer, Friseurin und Gelegenheitsprostituierte, war zum Zeitpunkt ihres Todes (Dezember 1970) 42 Jahre alt. Sie soll Sex mit Honka abgelehnt und deswegen gestorben sein.
• Anna Beuschel, Hausfrau, war zum Todeszeitpunkt 1974 54 Jahre alt. Honka hatte Sex mit ihr und strangulierte sie im Anschluss laut eigener Aussage, weil sie dabei nicht aktiv genug gewesen war.
• Frieda 'Rita' Roblick, Prostituierte, war zum Zeitpunkt ihres Todes 1974 57 Jahre alt. Sie hatte Honka 200 DM gestohlen und fand deswegen den Tod.
• Ruth Schult, Prostituierte, wurde zunächst mit einer Flasche bewusstlos geschlagen und anschließend mit einem Damenstrumpf stranguliert. Sie hatte bei Honka gewohnt und starb nach einem Streit.
So unblutig Fritz Honka seine Morde beging: Die Leichen seiner Opfer schändete er auf grausame Weise. Immer soll er dabei haltlos betrunken gewesen sein.
Alle vier Frauen zerstückelte Honka, warf ihre Köpfe, Hände, Torsos und Füße in Müllsäcke. Während er sich der Überreste von Getraud Brauer noch überwiegend entledigte – Kopf, Brüste, Hände und ein Bein wurden Anfang November 1971 nahe Honkas Wohnung auf einem Schrottplatz gefunden – versteckte er die Leichenteile der anderen Opfer schlichtweg auf dem Dachboden seines Wohnhauses in der Zeißstraße 74 in Hamburg-Ottensen.
Damit seine Nachbarn den Verwesungsgestank nicht bemerken würden, stellte der Serienmörder unzählige Duftsteine in seiner 18 Quadratmeter großen Dachgeschosswohnung auf.
Fritz Honka: Wohnung
Dass die Polizei Fritz Honka fassen konnte, bevor er weitere Morde beging, ist einem Zufall zu verdanken: Einer seiner Nachbarn in der Zeißstraße 74 hatte seine Stromrechnung nicht bezahlt und mit Kerzen ein Feuer in seiner Wohnung entfacht. Die gerufene Feuerwehr entdeckte beim Löschen des Brandes die Müllsäcke mit den Leichenteilen darin. Es war der 17. Juli 1975.
1976 begann der Prozess gegen den Killer von St. Pauli am Hamburger Landgericht. Während der Verhandlung sagte Fritz Honka wenig, zuvor hatte er jedoch ein Geständnis abgelegt.
Das Gericht glaubte, eine "schwere seelische Abartigkeit mit Krankheitswert" bei Fritz Honka zu erkennen, und verurteilte ihn am 20. Dezember 1976 im Fall der Anna Beuschel wegen Mordes und wegen dreifachen Totschlags. Insgesamt wurden dem scheren Alkoholiker 15 Jahren Freiheitsstrafe sowie die Unterbringung einer psychiatrischen Klinik auferlegt.
1993 verließ Fritz Honka die Psychiatrie und verbrachte den Rest seines Lebens unter dem Decknamen Peter Jensen in einem Altenheim in Scharbeutz, wo niemand von seinen grausamen Taten wusste.
Im Alter 63 Jahren starb Fritz Honka am 19. Oktober 1998 in Hamburg-Langenhorn.
Fritz Honkas Wohnung heute
Nach Honka wurde die Wohnung nach der Restaurierung wieder ganz normal auf dem Hamburger Mietmarkt angeboten. Ein Journalistenkollege wohnte gar in der Wohnung des Serienkillers ohne es zu wissen. Seine Erfahrungen beschreibt er hier.
Vielen Nachmietern wird es ähnlich gegangen sein, dass sie nämlich überhaupt keine Ahnung von den grausigen Ereignissen im zweiten Stock der Zeißestraße 74 hatten - bis, ja bis Schriftsteller Heinz Strunk und Regisseur Fatih Akin den Stoff populär aufgriffen und sich die Nachfragen zu dem Fall häuften.
2019 ist Fritz Honka wieder in aller Munde: Regisseur Fatih Akin erzählt in "Der goldene Handschuh" die Geschichte des deutschen Serienmörders und hat nach "Gegen die Wand" und "Aus dem Nichts" ein weiteres Meisterwerk vorgelegt.
Der junge Jonas Dassler schlüpft dabei bedrückend authentisch in die Rolle des Fritz Honkas. Der Film startete im Februar 2019 in den Kinos.
Fritz Honka: Söhne
Aus seiner Affäre mit einer Frau namens Margot ging der Sohn Heinrich hervor. Nachdem Honka 1956 nach Hamburg zieht, findet er einen Job im Hafen - und heiratet Inge und wird erneut Vater. Name des zweiten Sohnes: Fritz Honka.
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