Bekommen AfD-Anhänger bei Werder Bremen keine Dauerkarten mehr? Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald hat sich von solchen Behauptungen distanziert und fühlt sich missverstanden.
Fußball und Politik haben seit jeher ein angespanntes Verhältnis. Im Raum steht immer die Frage: Wie politisch darf sich ein Verein positionieren? Wie tolerant ist man gegenüber den politischen Einstellungen seiner Fans? Immer wieder sorgen insbesondere Rechtsradikale für Eklats. Hitlergrüße im Stadion, rassistische Affenlaute für Spieler mit dunkler Hautfarbe oder fremdenfeindliche Gesänge sind seit Jahren traurige Realität in deutschen Stadien – und das nicht nur in den unteren Ligen.
Mit dem Aufstieg der AfD stellen sich viele Vereine nun die Frage, wie man mit Anhängern der Partei in den eigenen Reihen umgeht. Tolerieren? Ausschließen? Dialog? Der Bundesligaverein Eintracht Frankfurt hatte Anfang des Jahres zum Beispiel für Aufsehen gesorgt, als man sich entschied, zwei AfD-Parteimitgliedern die Aufnahme in den Verein zu untersagen. Eintracht-Präsident Peter Fischer hat für seine Haltung viel Lob bekommen, aber auch viel Kritik einstecken müssen. Nun gibt es Ärger zwischen Werder Bremen und einem AfD-Anhänger.
Werder Bremen und der Umgang mit AfD-Anhängern
Mitte September gab Werder-Präsident und Geschäftsführer Hubertus Hess-Grunewald ein Interview, in dem er unter anderem erklärte: "Jeder AfD-Wähler sollte schon wissen, dass es ein Widerspruch ist, Werder gut zu finden und die AfD zu wählen. Das heißt nicht, dass er nicht ins Stadion kommen soll, aber er sollte sich mit unserer Haltung auseinandersetzen." Wie die "Welt" berichtet, hat ein Fan und AfD-Sympathisant daraufhin seine Vereinsmitgliedschaft abgelegt – und begründete seine Entscheidung in einer Mail an Hess-Grunewald. Der Fan sei seit 30 Jahren Vereinsmitglied gewesen und wolle nun, wegen der Aussagen zur AfD, seine Mitgliedschaft mit sofortiger Wirkung kündigen. Für ihn habe Werder-Präsident Hess-Grunewald mit seinen Aussagen zur AfD und dem Sportverein aus der Hansestadt gegen die Vereinssatzung verstoßen. Darin steht unter anderem: "Der Verein ist politisch und religiös streng neutral und steht in allen seinen Belangen auf demokratischer Grundlage." Die Dauerkarte wolle er, so erklärte es der enttäuschte Fan, allerdings behalten.
Der "Welt" liegt der E-Mailverkehr nach eigenen Angaben vor. Demnach soll sich der Werder-Präsident "verwundert" gezeigt haben und zugegeben haben, dass es "nicht nur Zustimmung" für seine im Interview getätigten Aussagen gegeben habe. Es sei, so der Werder-Präsident nach Angaben der "Welt", nicht auszuschließen, dass künftig nur noch Dauerkarten an Vereinsmitglieder ausgegeben werden. Dass Vereine bei der Vergabe von Dauerkarten bestimmten Kriterien folgen, ist unterdessen nichts Neues. Weiter wird die E-Mail des Werder-Präsidenten wie folgt zitiert: "Wir werden uns ernsthaft mit der Frage beschäftigen, ob wir bei der hohen Nachfrage nach Dauerkarten von Menschen, die sich – anders als Sie – mit Werder Bremen und unseren Werten identifizieren, für die kommende Saison wieder eine Dauerkarte anbieten. Dafür haben Sie sicher Verständnis!"
Werder Bremen: "Die zitierten Aussagen wurden aus dem Zusammenhang gerissen"
Mittlerweile hat sich der Verein in einer Stellungnahme von den Behauptungen der "Welt" distanziert. Darin erklärt Hess-Grunewald, dass die zitierten Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen worden seien und sich auf einen "ganz konkreten Einzelfall" beziehen. Der Verein werde auch künftig "offen für alle Menschen sein, gleich welcher politischer oder religiöser Einstellung". Eine Umstellung der Dauerkarten-Regelung sei nicht geplant.
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