Was ist eine Lungenentzündung?
Eine Lungenentzündung ist eine Entzündung des Lungengewebes. Mediziner sprechen auch von Pneumonie. Die Ursache ist in der Regel eine Infektion mit Bakterien, seltener mit Viren oder Pilzen. Bei jungen und gesunden Personen heilt die Lungenentzündung meist ohne Folgen aus. Anders bei Säuglingen, Kindern, Senioren, Personen mit chronischen Krankheiten und geschwächtem Immunsystem, etwa aufgrund einer Organtransplantation oder Krebserkrankung: Eine Lungenentzündung ist für diese Menschen sehr gefährlich und kann sogar tödlich enden. Pro Jahr sterben etwa drei bis fünf Prozent der Patienten daran, schätzen Experten.
In Deutschland erkranken jährlich rund 400.000 Menschen an einer Pneumonie, berichten Lungenärzte. Bei Grippewellen in den Wintermonaten steigen die Zahlen aber deutlich über diesen Wert. Eine Lungenentzündung kann sich je nach Gesundheitszustand und Art des Erregers unterschiedlich schwer entwickeln. Manchmal muss die Atemwegserkrankung stationär im Krankenhaus behandelt werden.
Am häufigsten wird die Lungenentzündung im Alltag erworben (ambulant erworbene Pneumonie). Eine besondere Gefahr sind Lungenentzündungen, die sich Patienten im Krankenhaus zuziehen. Fachleute sprechen von nosokomialen Pneumonien. Meist sind sie schwer behandelbar, denn viele Erreger sind resistent und gängige Antibiotika wirken nicht mehr.
Was sind die Ursachen einer Lungenentzündung?
Die häufigsten Auslöser einer Lungenentzündung sind Bakterien, seltener sind es Viren und Pilze. Bei Erwachsenen sind die Bakterien Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken) die häufigsten Verursacher der Lungenentzündung. Pneumokokken werden meist per Tröpfcheninfektion übertragen, also durch Sprechen, Lachen, Niesen oder Husten. Die Bakterien besiedeln die Schleimhaut des Nasen-Rachen-Raums, aber nicht jeder Mensch erkrankt automatisch. Der Grund ist, dass das Immunsystem die Erreger angreift und beseitigt. So sind Pneumokokken in der Schleimhaut von 20 bis 40 Prozent aller gesunden Kinder nachweisbar. Erst wenn sich die Keime ausbreiten und andere Organe befallen, kann es gefährlich werden.
Neben den Pneumokokken spielen bei Kindern Mykoplasmen, Legionellen und Chlamydia pneumoniae eine Rolle. Bei Kleinkindern ist es bevorzugt das Bakterium Haemophilus influenzae Typ b (Hib), während bei Säuglingen das Bakterium Staphylokokkus aureus der Haupterreger ist.
Bei Pneumonien, die im Krankenhaus erworben werden, spielen die Bakterienarten Pseudomonas aeruginosa, Klebsiellen und Staphylokokken die Hauptrolle. Auch das Einatmen von Gift- und Reizgasen sowie Fremdkörpern oder eine Strahlentherapie bei Krebs sind mögliche Ursachen der Pneumonie.
Was sind die Symptome?
Eine Lungenentzündung kann unterschiedliche Symptome verursachen – je nach Erregertyp, Vorerkrankungen und Alter des Patienten. Die Schwere der Pneumonie ist individuell unterschiedlich.
Röntgenaufnahmen machen eine Lungenentzündung sichtbar. (c) Colourbox
Klassische Lungenentzündung (durch Pneumokokken)
Eine klassische Lungenentzündung beginnt meist schlagartig. Häufige Symptome sind:
- Fieber über 38,5°C, es kann bis zu 40°C ansteigen
- Schüttelfrost
- Husten: anfangs ist er trocken, dann wird Schleim produziert und abgehustet
- starkes Krankheitsgefühl
- oberflächliche, angestrengte und schnelle Atmung
- eingeschränkte Atembewegung
- Brustschmerzen, vor allem beim Einatmen; Ursache ist eine begleitende Entzündung des Lungenfells
- Atemnot: Anzeichen ist das „Nasenflügeln“, vor allem bei Kindern; durch den Sauerstoffmangel können bläuliche Verfärbungen an Lippen, Nase, Zehen- oder Fingernägeln entstehen (Zyanose)
Atypische Pneumonie
Hier sind nicht Pneumokokken die Verursacher, sondern Viren oder Mykoplasmen (Bakterien). Die Symptome entwickeln sich langsamer als bei der Pneumokokken-Pneumonie. Typische Anzeichen sind:
- Kopf- und Gliederschmerzen
- wenig beeinträchtigter Allgemeinzustand
- selten Schüttelfrost
- Fieber erreicht kaum Werte über 38,5°C
- selten Atemnot
- selten atemabhängige Schmerzen
- trockener, langanhaltender Husten (unproduktiver Husten, Reizhusten)
- Trommelfellentzündung bei Kindern.
Andere Pneumonien
Eine Lungenentzündung durch Legionellen (Legionärskrankheit) äußert sich durch hohes Fieber, atemabhängigen Brustschmerzen und Blut im Auswurf.
Sind Chlamydien die Auslöser der Lungenentzündung, entwickeln sich ähnliche Symptome wie bei der atypischen Pneumonie.
Wie erkennt der Arzt eine Lungenentzündung?
Am Anfang der Diagnostik steht das Patientengespräch mit der Krankengeschichte (Anamnese). Der Arzt erfragt unter anderem frühere Krankheiten und aktuelle Beschwerden.
Einer Lungenentzündung kommen Ärzte durch Abhören der Lunge mit einem Stethoskop auf die Spur. Rasselgeräusche beim Atmen sind zum Beispiel ein Hinweis auf eine Lungenentzündung. Die Atemgeräusche entstehen, weil sich das Lungengewebe verdichtet und sich Schleim in den Atemwegen befindet. Auch das Abklopfen liefert dem Arzt Hinweise auf eine Pneumonie.
Der Hustenauswurf (Sputum) lässt sich unter dem Mikroskop auf verschiedene Krankheitserreger untersuchen. Es ist ein schnelles Verfahren, das aber nicht unbedingt zuverlässig ist. Aus einer Blutprobe kann man ebenfalls Bakterien anzüchten (Bakterienkultur). Das dauert allerdings einige Tage. Ärzte können so aber sofort prüfen, ob schon Resistenzen gegen gängige Antibiotika vorliegen.
Mittels Röntgenuntersuchung lassen sich das Ausmaß und der Ort der Entzündung feststellen. Im Röntgenbild erscheinen Entzündungen als Verschattung oder Verdichtung heller als ihre Umgebung.
Die Lungenspiegelung (Bronchoskopie) liefert Hinweise auf die Art des Erregers. Über einen Schlauch, der über den Mund in die Lunge geschoben wird, lässt sich Probenmaterial aus der Lunge gewinnen.
Eine Blutuntersuchung zeigt, ob eine Entzündung vorliegt. Bei einer bakteriellen Lungenentzündung ist die Anzahl der weißen Blutkörperchen erhöht. Bei einer durch Viren verursachten Pneumonie ist dies nicht der Fall. Bei der atypischen Pneumonie können die Lymphozyten (spezielle weiße Blutkörperchen) vermehrt sein.
Wie wird eine Lungenentzündung behandelt?
Die Therapie der Lungenentzündung hängt vom Auslöser, dem Alter des Patienten, bestehenden Erkrankungen und den Beschwerden ab. In jedem Fall sollten sich Patienten mit einer Pneumonie körperlich schonen. Bei Fieber gilt: Bettruhe! Wichtig sind zudem eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, eine Atemgymnastik (Techniken zur Verbesserung der Atmung) und eine regelmäßigen Klopfmassage, bei der der Brustkorb abgeklopft wird. Damit bessern sich die Beschwerden.
Medikamente bei Lungenentzündung
Antibiotika wirken nur bei Lungenentzündungen, die durch Bakterien verursacht werden. Die medikamentöse Therapie muss schnell beginnen, auch wenn der krankmachende Keim noch unbekannt ist. Eingesetzt werden Breitband-Antibiotika, die gegen verschiedenste Bakterien wirken und sie unschädlich machen. Ist der bakterielle Auslöser bekannt, wird auf ein Antibiotikum gewechselt, das noch besser gegen das Bakterium wirkt.
Pneumokokken als Ursache der klassischen Lungenentzündung werden mit Penicillin therapiert. Gegen Haemophilus influenzae Typ b (Hib, bei Kindern) wirkt Ampicillin oder Amoxicillin. Chlamydien, Mykoplasmen oder Legionellen werden mit speziellen Antibiotika, den Makroliden, behandelt.
Medikamente bei Pneumonie durch Viren
Sind Viren die Auslöser der Lungenentzündung, kann man mit Medikamenten wenig ausrichten. Hier geht es in erster Linie darum, die Beschwerden zu lindern und Komplikationen zu vermeiden. Kommt eine Infektion mit Bakterien hinzu (bakterielle Superinfektion), werden Antibiotika eingesetzt.
Medikamente gegen Husten
Bei produktivem Husten bildet sich zäher Schleim, der sich nur schwer abhusten lässt. Wirksam sind Medikamente, die schleimlösend wirken und das Abhusten erleichtern (Sekretolytika). Gegen Reizhusten und trockenen Husten helfen Mittel, die den Hustenreiz unterdrücken (Antitussiva).
Lungenentzündung – wann ins Krankenhaus?
Eine schwer verlaufende Entzündung der Lunge muss im Krankenhaus behandelt werden. Dies ist der Fall, wenn große Bereiche der Lunge entzündet sind, schwere Beschwerden auftreten, der Patient sehr alt oder sehr jung ist, das Immunsystem geschwächt ist und er in einem schlechten Allgemeinzustand ist. Eine Behandlung in der Klinik ist auch notwendig, wenn Komplikationen auftreten, etwa eine Lungenfellentzündung oder Blutvergiftung.
Abhören hilft beim Feststellen einer Lungenentzündung. (c) Colourbox
Wie kann man einer Pneumonie vorbeugen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfiehlt eine Pneumokokken-Impfung für alle Erwachsenen ab 60 Jahren. Auch Kinder sollten sich gegen Pneumokokken impfen lassen (ab dem zweiten Lebensmonat). Ratsam ist die Impfung auch für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die aufgrund bestehender Erkrankungen ein besonderes Risiko für eine Lungenentzündung haben. Beispiele sind:
- angeborene oder erworbene Immundefekte
- Immunsuppression, etwa nach Transplantation
- chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- chronischen Nierenerkrankungen
- chronische Lungenkrankheiten wie Asthma, COPD oder Bronchitis
- Zuckerkrankheit Diabetes
Die Pneumokokken-Impfung sollte in manchen Fällen nach fünf Jahren aufgefrischt werden. Die Impfung verringert das Risiko, an einer Lungenentzündung zu erkranken oder schwere Komplikationen zu erleiden.
Auch eine Grippeimpfung kann hilfreich sein. Sie schützt zwar nicht direkt vor einer Lungenentzündung, verhindert aber, dass die Atemwege durch eine Grippe geschwächt werden. Eine Grippe kann es vor allem bei Patienten mit geschwächter Immunabwehr zur Pneumonie führen.
Für Kinder gibt es eine Impfung gegen Haemophilus influenzae. Das Bakterium ist häufig bei Kindern für die Lungenentzündung verantwortlich.
Das Rauchen erhöht das Risiko für eine Atemwegsinfektion wie Lungenentzündung.
Wie sind die Heilungschancen bei einer Lungenentzündung?
Die Heilungsaussichten bei einer Lungenentzündung hängen von der Art des Krankheitserregers, den Abwehrkräften des Patienten und der Auswahl der richtigen Therapie ab. Liegen keine Risikofaktoren vor, ist die Prognose günstig und die Lungenentzündung heilt ohne Folgen aus.
Ältere Menschen und chronisch Kranke (z.B. Herz-, Nieren, Lungenleiden) haben eine weniger günstige Prognose als junge Patienten und Personen ohne Vorerkrankungen. Schwer zu therapieren sind Pneumonien, die Patienten im Krankenhaus erworben haben. Die Erreger sind hartnäckig, was die Prognose verschlechtert.
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