Die 21-jährige frischgebackene Mutter Julia steht gerade unter der Dusche, als sie ihre kleine Tochter Naomi im Zimmer nebenan vor Hunger schreien hört. Doch die kleine Naomi ist nicht allein im Nebenzimmer. Ihre 47-jährige Großmutter Angela passt auf den Säugling auf, damit Tochter Julia in Ruhe duschen kann.
Großmutter Angela ist selbst Mutter von fünf Kindern, die sie, als sie noch Säuglinge waren, alle gestillt hat. Deshalb kommt die junggebliebene Oma auf die Idee, das Baby ihrer Tochter ganz spontan selbst zu stillen.
Für die meisten Mütter ist das Stillen ihres Babys etwas sehr Inniges und Persönliches. Kaum eine frischgebackene Mutter hierzulande könnte sich mit dem Gedanken anfreunden, diesen besonderen Moment mit einer dritten Person zu teilen.
Doch die 21-jährige Julia Cannon aus St. Louis im US-Bundesstaat Missouri denkt ganz anders darüber. Für sie ist es völlig okay, wenn ihre 47-jährige Mutter Angela auch Julias kleine Tochter Naomi stillt, denn die junge Oma produziert seit ihrer letzten Schwangerschaft immer noch Muttermilch.
Angela leidet an einer Galaktorrhoe, die einen nicht endenden Milchfluss verursacht und dafür sorgt, dass die Brüste der 47-Jährigen immer noch Muttermilch produzieren, obwohl sie gar nicht schwanger ist. Eine Ursache für die ununterbrochene Milchproduktion konnte von Angelas Ärzten bisher nicht gefunden werden.
Oma hilft aus
Für ihre 21-jährige Tochter Julia ist Angelas unerschöpflicher Milchfluss jedoch ein wahrer Segen, denn das verschafft der jungen Mutter des Öfteren die Gelegenheit, sich mit Freunden zu treffen, mal wieder auszuschlafen oder in aller Ruhe eine Mahlzeit zu sich zu nehmen.
„Sie wollte rund um die Uhr an die Brust. Das beruhigte sie. Eines Tages wollte ich aber unbedingt mal in Ruhe duschen und abends mal wieder ausgehen, also bin ich mit ihr zu meiner Mutter rübergegangen“, erzählt die 21-jährige Julia in einem Interview.
Sie (Angela) macht es gerne. Sie stillt meine Tochter jetzt seit sechs Monaten. Wir waren nicht sicher, ob Naomi es annehmen würde, aber sie tat es sofort. Es war unglaublich. Es ist eine große, große Hilfe für mich. Ich kann endlich mal schlafen und in Ruhe essen. Und zwischen den beiden ist seitdem eine enge Bindung entstanden“, berichtet die 21-Jährige.
„Was könnte natürlicher sein als das Stillen eines Babys?“
Als Julia und Mutter Angela Bilder auf Facebook posten, die Angela beim Stillen ihrer Enkelin zeigen, werden die beiden dafür scharf kritisiert. Doch Julia kann den Grund dafür nicht verstehen.
„Leute sagen, dass es seltsam, unnatürlich und widerlich sei. Aber was könnte natürlicher sein als das Stillen eines Babys? Wir alle haben so angefangen. Das Fremdstillen gibt es schon seit Anbeginn unserer Zeit“, verteidigt sich die junge Mutter im Internet.
Für die meisten Mütter würde es wohl niemals in Frage kommen, ihren Säugling von einer anderen Person stillen zu lassen, selbst wenn es die eigene Mutter wäre. Doch für Julia und Angela ist das Fremdstillen eine ganz natürliche Praktik aus der Menschheitsgeschichte, die in unserer Gesellschaft einfach nur vergessen wurde.
Und was denken Sie daran ?