Die Liebe ist das Lieblingsthema der Menschheit. Und das Lieblingsgefühl. Es existieren ganze Bibliotheken zu diesem Thema. Wenn zwei sich lieben und eine Beziehung haben, kommt es aber immer wieder zu Konflikten. Dr. Kelly Flanagan ist Therapeut und hat schon vielen Paaren geholfen. Nach jahrelanger Erfahrung und zahllosen Sitzungen hat er eine überraschende These. Beziehungen scheitern nicht an schlechter Kommunikation, sondern an diesen 9 Bedrohungen:
"1. Wir heiraten Menschen, weil wir lieben, wer sie GERADE sind.
Aber: Menschen verändern sich kontinuierlich. Deshalb solltest du niemanden wegen der momentanen Persönlichkeit heiraten und vor allem nicht wegen der Persönlichkeit, die du dir selbst in dem Menschen wünschst. Heirate die Person, die du auf dem Weg der Veränderung dein Leben lang begleiten möchtest und die auch dich auf deinem Weg begleitet.
2. Die Ehe nimmt dir nicht die Einsamkeit.
Leben bedeutet Einsamkeit. Das ist die Natur des Menschen. Die Ehe ändert daran nichts, jedenfalls nicht völlig. Trotzdem suchen wir die Schuld für die Einsamkeit beim Partner. Dabei kann man in der Ehe die Einsamkeit nicht loswerden, sondern nur teilen und dadurch die einsamen Momente für gewisse Zeit verringern.
3. Selbstzweifel haben wir alle. Sie gehören zu uns.
Die meiste Zeit unseres Lebens glauben wir, keine Selbstzweifel zu haben. Bis die Person, die man liebt einem diese Selbstzweifel aufzeigt. Ihr geben wir dann die Schuld dafür, obwohl die Zweifel schon immer in uns waren. Der Partner soll sie am Besten noch für uns beseitigen. Das geht natürlich nicht. Deshalb ist eine Einzeltherapie oftmals die bessere Ehetherapie. Denn wenn man an seinen eigenen Problemen arbeitet, überträgt man sie nicht auf andere.
4. Das Ego gewinnt.
Wir alle haben ein Ego, wir haben es uns erarbeitet. Und wir brauchen es, um uns selbst vor Erniedrigungen durch andere zu schützen. In der Ehe aber, im täglichen Zusammenleben auf Augenhöhe, ist das Ego wie eine trennende Mauer. Diese Mauer müssen wir einreißen. Man muss offen sein und vergeben, anstatt sich zu verteidigen und zu verletzen.
5. Das Leben ist ein Durcheinander. Und die Ehe ist das Leben.
Also ist die Ehe auch ein Durcheinander. Viel zu schnell beschuldigen wir aber unseren Partner, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Das bringt noch viel mehr unnötiges Chaos in das Durcheinander. Wir müssen aufhören, uns gegenseitig die Schuld zuzuweisen und das Durcheinander akzeptieren. So kann man gemeinsam die Probleme angehen.
6. Es ist schwer, einfühlsam zu sein.
Irgendwer MUSS den ersten Schritt machen, und das fällt uns so schwer. Also vermeiden wir es lieber. Und wenn wir es doch einmal versuchen, geht es oft schief. Alle Menschen sind fehlbar, auch dein Partner, von dem du glaubst, dass er perfekt ist. Wir müssen sie mit ihren „Fehlern“ lieben, damit das Zusammenleben funktioniert.
7. Wir kümmern uns mehr um unsere Kinder als um den Partner.
Unsere Kinder sollten niemals wichtiger sein als unsere Ehe! Und sie sollten niemals weniger wichtig sein! Wenn sie wichtiger sind, spüren sie das und erlauben sich alles. Wenn sie weniger wichtig sind, machen sie so lange Stress, bis sie ihre Aufmerksamkeit bekommen. Familie ist der Versuch, immer die richtige Balance zu finden.
8. Das versteckte Machtspiel.
Die meisten Eheprobleme entstehen aus einem täglichen Machtkampf um Aufmerksamkeit und Nähe. Männer wollen meist weniger, Frauen wollen mehr - aber oft ist es auch andersrum. Bei allen Streitigkeiten steht zwischen den Zeilen die Frage: „Wer von uns bestimmt die Nähe oder Distanz zwischen uns?“ Da wir diese Frage nie aussprechen, steht sie auch immer zwischen uns. Und wir werden immer darüber streiten.
9. Wir wissen nicht, wie wir das Interesse aufrecht halten sollen.
In dieser Welt wird unsere Aufmerksamkeit ständig in Millionen Richtungen gelenkt. Die wesentliche Kunst des Lebens ist es, sich auf eine Sache zu konzentrieren und wieder dorthin zurückzufinden, nachdem man abgelenkt wurde. Das ist die Kunst der Meditation. Wir müssen lernen, nicht dem Reiz glänzender, oberflächlicher Ablenkungen zu verfallen und darüber das Wesentliche zu vergessen. DAS ist das allerwichtigste, wenn eine Ehe dauerhaft funktionieren soll.
Als Therapeut kann ich einem Paar innerhalb einer Stunde zeigen, richtig zu kommunizieren. Aber die Probleme, die dem Ganzen zu Grunde liegen muss man ein Leben lang anpacken. Aber es lohnt sich!"
Das ist auf den Punkt gebracht. Viele Menschen denken, man kann alles mit Worten lösen, einfach nur drüber sprechen. Aber manchmal sind Probleme einfach tiefergelagert. Und wie vor allem bei Nr 5 sehr deutlich wird: Manche Probleme sind keine Beziehungsprobleme. Sondern gehören allgemein zum Leben dazu. Es ist nicht schwer, eine gute Ehe zu führen. Man sollte dafür Grundregeln des Lebens beachten. Und der geliebten Person die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdient.
Und was denken Sie daran ?