Einst war ein Tesla nicht bloß ein Auto, sondern ein Statement. Nicht selten erfolgte die Kaufentscheidung auch aufgrund des charismatisch wirkenden Chefs Elon Musk. Den Bonus hat er offenbar verspielt.
Lange Zeit galt Elon Musk als visionärer Unternehmer. Sein Image verhalf ihm und seinen Firmen zu großen Fangemeinden, die immer wieder über seine Fehltritte und merkwürdige Äußerungen hinwegsahen. Sogar als Musk 2018 einen Höhlenretter als "pädophilen Kerl" beschimpfte, weil dieser sein Hilfsangebot als PR-Gag abtat, litt das Image des US-Milliardärs kaum (hier erfahren Sie mehr). Besonders mit seinem Unternehmen Tesla legte Musk in den Folgejahren eine beispiellose Erfolgsgeschichte hin und machte das damals vergleichsweise kleine Unternehmen zum wertvollsten Autohersteller der Welt – gemessen am Aktienkurs.
Einen Tesla zu kaufen und zu fahren gilt seit jeher oftmals auch als wohlwollendes Zeichen gegenüber Musk, der wie kaum ein zweiter CEO unmittelbar mit der Marke in Verbindung gebracht wird. Diese Medaille hat allerdings auch eine Kehrseite, wie sich nun immer deutlicher zeigt. Denn immer mehr Fans der ersten Stunde kehren Musk und seinem Unternehmen den Rücken – und verkaufen die Autos wieder, ebenfalls als Zeichen gemeint. Das berichten "Business Insider" und "Cnet
Elon Musk wechselt das politische Lager
Demnach sollen sich besonders Fans der ersten Stunde nicht mehr mit dem Unternehmen identifizieren können. Hauptgrund: Elon Musks Verhalten. Seit seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter zeigt sich Musk immer radikaler – in Worten und Taten. Dabei ist es nicht einmal Musks chaotische Führung von Twitter, die mit dem Rauswurf Tausender Angestellter begann, sondern vielmehr seine politischen Äußerungen, die im Vergleich zu den vergangenen Jahren zahlreicher und radikaler geworden sind.
Business Insider" führt den US-Unternehmer Bob Perkowitz als Beispiel an. Lange vor dem weltweiten Hype glaubte dieser an Tesla und gehörte zu den ersten, wenigen Tausend Kunden. 2009 bestellte er ein Model S, was damals noch reinste Zukunftsmusik war. Er bekam das Auto erst drei Jahre später und blieb der Marke fünf Jahre danach durch den Kauf des Nachfolgers treu.
Ein dritter Tesla wird es jedoch nicht in seine Garage schaffen. Im Interview mit dem "Business Insider" erklärt er: "Elon war ein wirklich guter Grund, einen Tesla zu kaufen. Er hatte einen großartigen Ruf – den hat er heute nicht mehr." Bei Twitter kehrte Perkowitz Musk ebenfalls den Rücken. Am 22. November 2022 schrieb er: "Bob verlässt Twitter. Das ist mein letzter Tweet. Bye."
Tesla-Fahrer sind Fauci-Fans – Musk nicht
Damit ist der ehemalige Musk-Bewunderer nicht alleine. Ein anderer Tesla-Kunde erklärte in dem Bericht, dass er die Heuchelei Musks verachte und deshalb kein Auto seines Unternehmens mehr kaufen könne. Auch die Verbreitung von Verschwörungstheorien seitens Musk sei ihm ein Dorn im Auge, heißt es.
In den letzten Wochen schoss Musk häufiger gegen Dr. Anthony Fauci, einen führenden Virologen in den USA, der das Land mit Rat und Tat durch die Corona-Pandemie begleitet hatte. Von Trump-Anhängern wurde er dafür zum Ziel gemacht und spielt bis heute die Hauptrolle in zahlreichen Desinformationskampagnen politischer Gegner.
Die Attacken gegen den Immunologen sind auch für John Byrne, einen Software-CEO aus Maryland, USA, ein Grund zum Umdenken. Dem "Business Insider" schildert der Unternehmer, mit seinem Tesla Model X aufgrund qualitativer Mängel ohnehin nicht glücklich gewesen zu sein, der Marke aber schlussendlich wegen Musks Verhalten den Rücken zu kehren.
Das führt auch eine Frau gegenüber "Cnet" an, die Tesla nach Ablauf der Leasing-Laufzeit für ihr Model S abschwören wolle. Das Blatt zitiert sie mit den Worten: "Sein Charakter zieht die Marke in den Abgrund. Ich freue mich auf ein Elon-freies Leben." Andere Tesla-Fahrer, mit denen "Cnet" gesprochen hat, beziehen sich ebenfalls auf Musks Verhalten als Inhaber und Nutzer von Twitter.
Tesla leidet auch in absoluten Zahlen
Der "Business Insider" mutmaßt, dass sich die Verluste für Musk und Tesla in Grenzen halten könnten, sofern es dem CEO gelingt, die ehemals treuen Fans durch neue, konservative Kunden zu ersetzen, deren Ansichten er öffentlich immer deutlicher vertritt.
Dagegen sprechen zwei Dinge: Konservative Menschen stehen elektrischen Fahrzeugen häufig kritischer gegenüber, dürften sich also nicht im gleichen Maße hinter Elon Musk stellen, wie seine ehemalige Zielgruppe. Das belegen auch Zahlen einer aktuellen Studie des Marktforschungsunternehmens Morning Consult, die unter US-Demokraten zwischen Oktober und November 2022 einen Rückgang der Beliebtheit von Tesla um 20 Prozent feststellten, während der Hersteller unter Republikanern nur einen Zuwachs von 3,9 Prozent verzeichnen konnte.
Hinzu kommt Teslas beispielloser Absturz an der Börse, der zwar im Sommer 2022 bereits begann, ab Oktober aber erst so richtig Fahrt aufnahm. Seit ihrem Allzeithoch hat die Aktie mehr als zwei Drittel ihres Werts verloren, erholt sich an guten Tagen nur leicht von den Blessuren der vergangenen Wochen und Monate.
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