Wer in eine neue Gegend zieht, der wird sich in vielen Spaziergängen nach und nach mit der neuen Umgebung vertraut machen. Man wird die menschlichen und tierischen Bewohner der neuen Heimat kennenlernen. Manchmal werden sie einen überraschen, manchmal vielleicht erschrecken und mit ein wenig Glück werden sie einen auch bezaubern.
Als Tina Wales Solera im Jahr 2007 nach Murcia, einer Stadt im Südosten Spaniens, gezogen war, unternahm sie einen Spaziergang durch ihre neue Heimat. Dort sah sie hinter einigen Mülltonnen plötzlich einen sehr dünnen Hund, abgemagert und verwahrlost, aber immer noch schön und elegant in seinen Bewegungen.
„Ich dachte: Wow, was für ein schönes Geschöpf“, erzählt Tina heute. Der Hund, den sie gesehen hatte, war ein Galgo Español, eine Hunderasse, die bereits im 6. Jh. v. Chr. bekannt war. Keltische Jäger hatten die Windhunde bis nach Spanien gebracht, wo die Römer sie Canis Gallicus (gallischer Hund) nannten. Aus diesen Worten entwickelte sich ihr heutiger Name, Galgo.
Galgos sind meist sehr intelligent, freundlich und haben einen ausgeprägten Jagdinstinkt. Sie sind sehr schnell und werden in Spanien immer noch als Jagdhunde eingesetzt, werden dabei jedoch allzu oft unter sehr schlechten Bedingungen gehalten. Wenn sie nicht zur Jagd herausgelassen werden, müssen sie in kleinen Zwingern leben.
Wenn ein Galgo sich nicht als guter Jagdhund bewährt, wird er ausgesetzt oder gleich getötet – oftmals, indem man sie einfach am nächsten Baum aufhängt. Nach ein paar Jahren ist seine Blütezeit bei der Jagd ohnehin vorbei und er landet unweigerlich auf der Straße. Im Süden Spaniens streifen folglich viele Galgos durch die Gegend, immer auf der Suche nach Futter und einer schützenden Unterkunft.
Tina war von den streunenden Windhunden sofort verzaubert und überlegte, wie sie ihnen helfen könnte. Obwohl sie mit ihrer Familie in einer kleinen Zweizimmerwohnung lebte, begann sie, die herrenlosen Galgos mit nach Hause zu bringen.
Im Jahr 2011 wagte sie sich mit ihren Bemühungen einen Schritt weiter und gründete „Galgos del Sol“, eine Organisation, die verwilderte Galgos von den Straßen rettet und sie an adoptionswillige Hundefreunde vermittelt. Darüber hinaus arbeitet „Galgos del Sol“ daran, dass Galgos im öffentlichen Bewusstsein nicht mehr nur als Nutztiere zur Jagd wahrgenommen werden.
Tina und ihre Mitstreiter besuchen Schulen und Gemeindehäuser und versuchen dort den Menschen zu vermitteln, dass die Hunde keine Werkzeuge sind, die man aussortieren kann, wenn man sie nicht mehr braucht.
Die Botschaft scheint anzukommen, denn nach und nach sieht sie weniger Galgos, die herrenlos durch die Straßen ziehen. „Galgos del Sol“ erhält Spenden hilfsbereiter Mitbürger und konnte damit bereits hunderte dieser Hunde retten und ihnen ein neues Zuhause organisieren.
„Die Lage bessert sich. Früher konnte ich kaum das Haus verlassen, ohne einen toten Galgo am Rand der Landstraße zu sehen. Das passiert nicht mehr so oft“, berichtet Tina.
Die Galgos Südspaniens hatten Glück, dass jemand so Mitfühlendes seinen Weg zu ihnen gefunden hat. Hoffentlich schafft es Tina, noch sehr vielen von ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen.
Und was denken Sie daran ?