Mein Mann ist fremdgegangen. Wie soll ich meinen Kindern erklären, was ich selber kaum fassen kann? Diese Frage bereitet vielen betrogenen Frauen schlaflose Nächte. Was Sie jetzt für ihre Kinder tun können, erklärt Familientherapeutin Marthe Kniep.
Wenn der Mann fremdgeht: Betrogen werden tut weh!
Selbst wenn beide vielleicht schon gespürt haben, dass es nicht mehr rund lief in der Beziehung. Oft kommt die Nachricht „Ich hab' eine Andere“ trotzdem wie aus dem Off: völlig unerwartet und ohne eine plausible Erklärung. Vollendete Tatsachen die oft unausweichlich eine Trennung zur Folge haben!
Ein Schock und eine Enttäuschung, unter deren Einfluss es für Mütter schwer oder vorübergehend fast unmöglich ist, einen kühlen Kopf zu bewahren und den Alltag weiter zu bewältigen. Die eigene Trauer, Verzweiflung und Enttäuschung sitzen einfach zu tief.
Als Mutter wissen Sie: Es geht nicht nur um mich sondern auch um die Kinder. Und damit die jetzt nicht unnötig leiden, ist es wichtig, dass Sie nicht in Panik reagieren sondern so besonnen es irgend geht. Und das müssen Sie nicht alles allein schaffen! Hier finden Sie Vorschläge, wie Sie jetzt handeln können.
Kurz nach dem Seitensprung: Nichts überstürzen!
Sie sollten die Nachricht erst mal sacken lassen statt sofort zu erzählen, was passiert ist. Und wenn sich die Kinder wundern, weil Sie sie weinen sehen oder fluchen hören, können Sie ihnen ruhig sagen: „Ich erkläre es dir später. Versprochen.“ Oder. „Ich hatte Streit mit Papa und muss mich jetzt erst mal beruhigen. Bitte geh ein bisschen raus/spielen... “ Denn Sie müssen und können ja gar nicht sofort Rede und Antwort stehen. Die Kinder sollten sich nur nicht zu lange Sorgen machen, was los ist. Nach einigen Tagen ist ein erster Erklärungsansatz doch wichtig für Kinder, um sie nicht unnötig lange mit diffusen Ängsten oder Fantasien allein zu lassen.
Trennung? Kindgerecht sprechen!
Sprechen Sie ehrlich aber kindgerecht über die neue Situation und ihre Ursachen! Sie können zum Beispiel erklären, dass sich Gefühle für einen Menschen ändern können. Denn das kennen Kinder auch von Freundschaften und es macht die Sache etwas nachvollziehbarer. Nach einem Streit oder wenn einer den anderen verletzt sind Freundschaften ja auch oft beendet. Erklären Sie mit Ihren Worten, dass das auch Eltern miteinander passieren kann und dass es jetzt leider auch bei Papa so ist – er die Mama nicht mehr so liebt wie früher. Und wenn das bei Erwachsenen so ist, trennen sie sich und meistens zieht einer aus.
Und ganz wichtig: Keine falschen Versprechungen machen.
Nicht lästern! Differenzieren!
Erklären sie aber auch, dass Papa sie (die Kinder) trotzdem noch so doll lieb hat wie immer. Und dass Kinder nichts dafür können, wenn Streit oder Trennung bei Erwachsenen passieren. Das sind viel wichtigere Infos, als ob Papa schon eine Neue hat und ob die nett ist.
Ehrlichkeit ohne zu viele Details!
Die Information darüber, ob Papa mit einer anderen Frau Sex hatte, wie lange und wie oft er sie schon getroffen hat und ob sie viel jünger oder älter ist und dergleichen überfrachtet Kinder unnötig. Kleine UND Größere! Das wollen Kinder normalerweise auch gar nicht wissen. Warten Sie lieber die Fragen der Kinder ab, anstatt sie mit den Informationen zu belasten, von denen vor allem Sie selber gekränkt sind.
Das Geständnis: Dem Vater überlassen?
Natürlich können Sie auch den Vater bitten, Ihren Kindern die Nachricht der Trennung mitzuteilen. Dann macht er es auf seine Art, womit Sie dann leben müssten. Aber das tut er eines Tages vermutlich sowieso. Oft ist es jedoch den Müttern wichtig, im ersten Moment der Nachricht von der Trennung bei den Kindern zu sein. Wenn es bei Ihnen so ist, dann erzählen Sie es.
Als Eltern gemeinsam die Veränderungen erklären?
Den Kindern gemeinsam davon zu erzählen passiert in dieser Situation selten. Wenn es Ihnen gelingen würde, könnten Sie damit allerdings zeigen, dass Sie als Eltern noch gemeinsam handeln. Ein guter Boden für alles, was es nun zu klären gibt. Aber das ist in der ersten Zeit oft wirklich zu viel verlangt. Machen Sie es also so, wie Sie es in dem Moment können. DEN einen goldenen Weg eine Trennung zu erklären gibt es einfach nicht.
Den Vater nicht schlecht machen!
Natürlich ist es okay, die Kinder in die aktuelle Gefühlswelt einzubeziehen. Es darf gesagt werden, dass Sie den Vater gern behalten hätten oder dass Sie traurig darüber sind, wie es jetzt ist. Versuchen Sie aber möglichst, nicht den Kindern den Vater schlecht zu reden.
Kinder haben ein Recht darauf, beide Eltern zu lieben und guten Kontakt zu ihnen zu haben. Und wenn Sie den Vater als „den Bösen“ oder „Alleinverursacher“ der Situation hinstellen, kommen die Kinder in die Situation den Vater ablehnen zu müssen, obwohl sie ihn lieb haben und sie als Kinder mit dem Anlass der Trennung nichts zu tun haben.
Ersparen Sie ihnen das so gut es geht. Wo das nicht gelingt, sitzen diese Kinder nicht selten als Erwachsene in einer Therapie, in der sie genau diesen kindlichen Loyalitätskonflikt mühsam aufarbeiten müssen. Und dann kommen mitunter die Mütter schlechter weg als die Väter. Gemein aber wahr. Denn Kinder erinnern jedes abwertende Wort über den Vater durch die Mutter sehr gut. Umgekehrt gilt das natürlich auch.
Lästern und schimpfen sie also bei ihren Freundinnen über den Mann, der Ihnen so wehgetan hat. Aber bitte nicht vor den Kindern! Was Sie für den Vater ihrer Kinder fühlen, spüren die Kinder ohnehin.
"Zieht Papa aus?" - Was Kinder wissen wollen!
Kinder wollen vor allem wissen, ob die Eltern sie trotzdem beide noch lieb haben, ob Papa jetzt auszieht, bei wem sie dann wohnen werden oder was sich für sie verändert. Wenn Sie darauf noch keine Antworten haben, seien sie ehrlich. „Ich weiß noch nicht, wie wir es machen werden.“ Oder: „Vermutlich zieht Papa aus. Aber ich bin so traurig, dass ich darüber noch gar nicht nachdenken mag.“ Vor allem bei älteren Kinder ist auch wichtig sie anzuhören und einzubeziehen in die Zukunftsgestaltung: „Wir überlegen uns das jetzt in Ruhe. Und ihr dürft natürlich auch sagen, was euch wichtig ist.“
Den Kindern Zeit lassen
Kinder wünschen sich normalerweise, dass die Eltern zusammen sind und sich lieb haben. Sie haben nach der Trennung der Eltern lange damit zu tun, all die Folgen der Trennung in ihr Weltbild zu intergieren. Sie können ihnen den damit verbundenen Schmerz nicht abnehmen.
Wenn die Kinder sich jetzt etwas zurückziehen, ist das normal und wichtig. Die Trauer von Kindern auszuhalten und aufzufangen ist natürlich viel verlangt, wenn Sie selber traurig sind. Aber oft ist es gar nicht so schwer wie gedacht. Denn es geht vor allem durch zuhören und mitfühlen. Es sind einfache Sätze wie:
- Du kannst mir sagen, wenn du traurig bist, weil du Papa vermisst.
- Möchtest du für dich sein oder wollen wir etwas zusammen machen?
- Ich bin auch traurig/sauer/wütend. Das geht leider nicht so schnell weg, wie wir uns das wünschen.
- Was würde dir jetzt gut tun?
- Möchtest du Papa anrufen/sehen?
- Willst du mir erzählen, was dich gerade beschäftigt? (ein „nein“ akzeptieren)
Schule und Kindergarten einbeziehen
Erzählen Sie der Erzieherin oder dem Klassenlehrer Ihres Kindes, was sich bei Ihnen verändert hat. So können die Fachkräfte gleich einordnen und drauf eingehen, wenn sich ein Kind einige Zeit anders zeigt als gewohnt. Ein Schutz, der jetzt wichtig sein kann für ein Kind.
Wann professionelle Hilfe holen?
Um wieder Boden unter den Füßen und Handlungssicherheit zu kriegen, kann eine Familienberatung oder Therapie sehr hilfreich sein. Die können Sie allein oder mit dem Ex-Partner machen um als Eltern einen Weg miteinander zu finden.
Es gibt aber auch Gruppen für Kinder, in denen sie mit anderen Trennungskindern im Austausch sind und mit fachlicher Anleitung ihren Gefühlen Raum geben können. So hören sie, wie es bei anderen war, dass es weiter geht, sie trotzdem Spaß mit Freunden haben und lachen dürfen zu Hause, auch wenn Mama traurig ist und vieles mehr. Es kann sehr stärkend sein, wenn man als Kind erfährt: Es geht nicht nur mir so!
Holen Sie sich so viel Unterstützung wie es geht, damit sie Zeit haben, klare Gedanken zu fassen, Ihren in Mittleidenschaft gezogenen Selbstwert wieder aufzupeppeln und bald wieder positiv nach vorn schauen können.
Medien-Empfehlungen zum Thema Trennung
Der kleine Drache Max hat sich verändert. Er stänkert rum und eckt überall an. Dabei ist er sonst doch gar nicht so. Er versteht es selber nicht. Doch er muss damit nicht allein fertig werden, was er noch nicht in Worte fassen kann. Es helfen ihm Doktor Rabe und eine kleine Angsthäsin... Wunderbar, mit wie viel herrlichen und liebevoll einfühlsamen Reimen es der Autorin gelungen ist, das Thema Therapie für Kinder in Trennungssituationen in eine kindgerechte Geschichte zu verpacken, von der auch Eltern lernen können. Ein Vorlesespaß, trotz der Schwere im Hintergrund.
♦ DVD-Tipp: "Kinder lassen sich nicht scheiden" - Herzlich, ehrlich, professionell!
In „Kinder lassen sich nicht scheiden“ der „Deutschen Liga für das Kind“ kommen alle zu Wort, die von einer Trennung betroffen sind: Mütter, Väter UND Kinder. Jeder spricht aus seiner Perspektive und von seinen Erfahrungen. Was war hilfreich, was weniger!? Nichts wird beschönigt. Trotzdem machen die Beiträge Mut statt zu deprimieren. Hervorzuheben sind die wertvollen Beiträge der jungen Menschen. Sie zeigen, dass sich Kinder manchmal mit ganz anderen Fragen beschäftigen als die Erwachsenen. Wie reif sie die Situation vielfach schon beurteilen können und wie blöd und „kindisch“ sie oft das Miteinander ihrer Eltern finden, seit diese sich getrennt haben. Welche Angebote die Mitglieder von Trennung-Familien auffangen und stärken können erfahren sie hier von Menschen, die sich damit auskennen. Persönlich und beruflich.
Willst du aktuelle News von Wunderweib auf dein Handy bekommen? Dann trag' dich schnell in unserem WhatsApp-Newsletter ein!
Und was denken Sie daran ?