Die mittelalterlichen Städte Spira, Warmaisa und Magenza gelten als Wiege des aschkenasischen Judentums in Europa. Die Synagogenbezirke und Friedhöfe der drei Orte wurden kürzlich zur 50. Welterbestätte in Deutschland erklärt. Jetzt kam der Bundespräsident zur Überreichung der Unesco-Urkunde.
Transparent am historischen Rathaus von Speyer: Der Judenhof in Speyer, der Wormser Synagogenbezirk mit dem Friedhof "Heiliger Sand" und der Alte jüdische Friedhof Mainz waren bereits im Juli 2021 zur 50. Unesco-Welterbestätte in Deutschland erklärt worden.
Die drei eng miteinander verbundenen Gemeinden beeinflussten im Mittelalter maßgeblich Kultur, liturgische Dichtung und religiöses Recht des aschkenasischen Judentums", sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei einem Festakt in der Neuen Synagoge Main. Aus den Händen von Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay erhielt sie zusammen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Anfang Februar 2023 die offizielle Urkunde, dass die drei SchUM-Städte zum Weltkulturerbe gehören.
Die Bezeichnung SchUM steht für das Akronym aus den Anfangsbuchstaben der mittelalterlichen hebräischen Städtenamen Schin (Sch) für Schpira (Speyer), Waw (U) für Warmaisa (Worms) und Mem (M) für Magenza (Mainz). Seit 2004 lief die Initiative und das Bewerbungsverfahren zur Aufnahme der drei Orte in die begehrte Unesco-Liste. Bereits im Juli 2021 waren der Judenhof in Speyer, der Wormser Synagogenbezirk mit dem Friedhof "Heiliger Sand" und der Alte jüdische Friedhof Mainz zur 50. Unesco-Welterbestätte in Deutschland erklärt worden. Nur durch Corona hatte sich die Übergabe der Anerkennungsurkunde bis 2023 verzögert.
Die drei wegen ihrer Kaiser-Dome bekannten Städte in Rheinland-Pfalz waren im Mittelalter fast gleichzeitig Zentren jüdischer Gelehrsamkeit. In Worms studierte um 1060 Rabbi Salomon ben Isaak aus Troyes, genannt Raschi, dessen Kommentare des Talmuds bis heute bei der Exegese einen hohen Stellenwert haben.
1000 Jahre später: "Jüdisches Leben in Deutschland ist immer noch bedroht"
Bereits unter Kaiser Heinrich IV. (1050 - 1106) hatten die Juden durch das "Wormser Privileg" Schutz erhalten, und die bis heute erhaltenen Baudenkmäler in den Rhein-Städten erinnern an die frühe jüdische Geschichte vor fast 1000 Jahren in Deutschland. Doch durch die Pogrome zur Zeit der Ersten Kreuzzüge und durch die Übergriffe während der Pest im 14. Jahrhundert wurde das Gemeindeleben zerstört, Juden getötet und Überlebende nach Osteuropa vertrieben.
"Jüdisches Leben in Deutschland ist immer noch bedroht, sogar wieder stärker bedroht", sagte der Bundespräsident beim Festakt am 1. Februar 2023 in der Neuen Synagoge Mainz. "Um jüdisches Leben in Gegenwart und Zukunft zu schützen, müssen wir die Erinnerung an seine Geschichte wachhalten", so Steinmeier. "Wir brauchen lebendige Orte des Gedenkens, um vor allem jungen Menschen verständlich zu machen, was damals geschah und wie es geschehen konnte."
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