Netflix hat nicht gekleckert, sondern geklotzt bei der Natur-Doku "Unser Planet". Vier Jahre Drehzeit, tausende atembaubende Bilder und eine simple Ansage, die den meisten schwerfallen dürfte.
Vor einem Eisberg in der Gerlache-Straße südlich von Feuerland vor der Antarktischen Halbinsel fliegt ein Kapsturmvogel auf der Jagd nach Krill über den Wellen.
Dem Tod aus dem Maul springen
Ein Adélie-Pinguin taucht blitzschnell auf und schießt aus dem Wasser. Kein Freudensprung, sondern eine Lebensversicherung. Es ist die beste Art einem am Eisrand lauernden Seeleoparden zu entgehen. Aber eine größere Gefahr ist die Erderwärmung. Die frühen Schneeschmelzen oder der zuvor noch nie dagewesenen Regen wird sich auf die Nistplätze und das Nahrungsangebot auswirken - und damit auf den Bestand der gesamten Art.
Eisige Walstraße
Ein Grönlandwalweibchen nach dem Auftauchen mit seinem Kalb im Eis vor der Nordküste Alaskas. Grönlandwale leben inmitten von Eisschollen und ernähren sich von Planktontierchen wie den Ruderfußkrebsen. Mit ihren dicken Schädeln können sie 18 Zentimeter dickes Eis durchbrechen und sich so Luftlöcher schaffen.
Besuch bei Pelikans
Der Erysee ist Australiens größer See ist etwa halb so groß wie Sachsen - jedenfalls wenn er mit Wasser gefüllt, was etwa alle drei Jahre vorkommt. In der Zeit dazwischen fällt der See nahezu trocken. Doch immer wenn sich der See mit Wasser füllt, kommen Scharen von Pelikanen Hunderte Kilometer von der Küste angeflogen und bilden riesige spontane Kolonien, die sich von den Fischen des Sees ernähren und hier brüten. Eine Kolonie kann aus einer halben Million Vögel bestehen. Bislang ist nicht klar, vorher die Vögel wissen, wann sie zum Erysee aufbrechen sollen.
Ja, bitte?
Mit scheinbar fragendem Blick lugt ein Braunbär in Slowenien hinter einem, Baum hervor. Seine Heimat sind die ausgedehnten Laub- und Kiefernwälder in den Bergen des Landes. Während der Braunbär in anderen europäischen Ländern weitgehend ausgerottet wurde, leben im zur Hälfte bewaldeten Slowenien noch etwa 750 dieser scheuen Tiere. In diesem Jahr sind 125 von ihnen von den slowenischen Behörden zum Abschuss freigegeben. Tierschützer kritisieren, dass die Population künstlich durch Zufüttern hochgehalten werde, um an den Jagdlizenzen zu verdienen. Die angefütterten Tiere, seien weniger Menschenscheu und so ein leichteres Ziel für die Hobbyjäger.
Auf diesem Bild stirbt ein Baum
Regenwald an einem Fluss im Nationalpark Tawau Hills in der malaysischen Provinz Sabah auf der Insel Borneo. Unter den Bäumen tobt ein Kampf in Zeitlupe. Hier hat eine Würgefeige den Stamm eines über 80 Meter hohen Flügelfruchtbaums umschlungen. Keine Umarmung aus Liebe, sondern eine, die den Tod bringt. Über viele Jahre wächst die Feige den Wirtsbaum hoch, stranguliert seine Leitgefäße und verdrängt seine Blätter. Am Ende stirbt der Wirt, doch die Würgefeige ist mittlerweile so stabil geworden, dass sie auch ohne ihn stehen kann: Sie hat seinen Platz eingenommen. Auf Borneo gibt es die größten Regenwaldbäume der Welt.
Hier wohnt der Regenmacher
Ein großes Regenwaldgebiet auf der Insel Neubritannien vor der Ostküste Papua-Neuguineas. Die aus den Bäumen aufsteigenden Nebelschwaden halten den Wald feucht und bringen jeden Tag Regengüsse, die in einem endlosen Zyklus sowohl die hydrophile Flora und Fauna als auch die Bäume selbst mit Wasser versorgen.
Toilette mit Snackbox auf Borneo
Wie "clever" Pflanzen sein können, zeigt diese Kannenpflanze der Gattung Nepenthes rajah am Mount Kinabalu auf Borneo. Ein Hochland-Spitzhörnchen hat es sich auf ihr gemütlich gemacht und leckt den nährstoffreichen Drüsensaft vom Deckel der Kanne. Die Pflanze ist so geformt, dass das Tier nur dann am Deckel lecken kann, wenn es sich mit seinem Po in die Öffnung der Kanne setzt – wie auf einer Toilette. Und genau das will die Pflanze auch sein. Die Ausscheidungen des Spitzhörnchens reichern das Sekret der Pflanze mit Stickstoff an, einem wichtigen Nährstoff, der auf Borneo selten ist. Auf diese Weise haben beide etwas davon: Das Spitzhörnchen bekommt eine Süßigkeit und die Pflanze Nährstoffe, an die sie sonst nicht gelangen würde. Andere Kannenpflanzen gehen diese Symbiose mit Ameisen ein. Die Ameisen verteidigen und reinigen die Pflanze und bekommen im Gegenzug süße Sekrete.
Gleiches Spiel, ein anderer Gast
Diese Kannenpflanze holt sich ihren dringend benötigten Stickstoff nicht von Spitzhörnchen, sondern von Fledermäusen. Die Hardwick-Wollfledermaus nutzt die Pflanze gern für ein Nickerchen als Wohnquartier – und als Toilette. Die Ausscheidungen enthalten Stickstoff, den die Pflanze für ihren Stoffwechsel benötigt. Ein gutes Geschäft für beide Seiten.
Wer am 5. April die erste von insgesamt acht Folgen der Serie "Unser Planet" sieht, dürfte zunächst die Ehrfurcht angesichts atemraubender Naturaufnahmen und gleich im Nachgang das schlechte Gewissen packen. Denn die Botschaft ist recht klar: Jeder Einzelne sollte gefälligst dazu beitragen, dieses Juwel im Weltall zu erhalten. Es geht uns nämlich gerade vor die Hunde. "Wir beginnen eine neues Erdzeitalter nicht wie früher, als sich Veränderungen über Millionen Jahre hinzogen, nicht einmal über Jahrtausende oder Jahrhunderte, sondern innerhalb von Jahrzehnten!", schreibt der ehrwürdige David Attenborough in seinem Vorwort zum begleitenden Bildband. Müll trennen, Plastik vermeiden, weniger Auto fahren, auf Fleisch wenn nicht ganz verzichten, dann weniger davon essen. Denn in der heutigen globalisierten Welt hänge alles mit allem zusammen.
Und was denken Sie daran ?