Population im Norden in fünf Jahren verdreifacht ++ Tiere schleppen afrikanische Schweinepest ein ++
Wildschwein-Jäger Walter Pries (59): „Uns fehlen Hilfsmittel, um effektiv zu jagen”
Foto: RONALD SAWATZKI
von: CHARLIE WALTERveröffentlicht am
City – In der Jagdsaison 1997/98 wurden in Hamburg neun Wildschweine erlegt. Heute schießt ein einzelner Jäger so viele an einem Tag.
Das sogenannte Schwarzwild vermehrt sich rasant – und richtet großen Schaden an. Im Oktober bissen zwei Wildschweine vier Menschen in Heide. Am 7. November verwüstete eine Rotte mehrere Gärten in Duvenstedt.
Im Hamburger Umland keine Seltenheit: 63 erlegte Sauen nach einer einzigen Drückjagd. Vor wenigen Jahren waren es nur zehn bis 15
Foto: Privat
Noch dramatischer als diese spektakulären Zwischenfälle: Aus Osteuropa droht eine Epidemie der Afrikanischen Schweinepest. Wildschweine übertragen die tödliche Seuche auf Hausschweine.
Höchste Zeit, die Population zu reduzieren. Eigentlich sind die Jäger dafür zuständig. Aber die kommen damit gar nicht mehr hinterher.
Jagdpächter Walter Pries (59) aus Volksdorf schätzt: „Die Population hat sich in den letzten fünf Jahren verdreifacht.” Grund seien milde Winter und reichlich Nahrung auf den Feldern. Er fordert: „Wir müssen das Wildschwein extrem scharf bekämpfen. Aber uns fehlen die Hilfsmittel, um effektiv zu jagen.”
Die Jäger wollen Nachtzielgeräte einsetzen, um auch bei Dunkelheit schießen zu können. Und Schalldämpfer, damit die Wildschweine die Schüsse nicht orten können. Beide Geräte sind im Norden aber verboten.
Einige Jäger schlagen außerdem vor, die Schonzeit (Januar bis Juni) für Schwarzwild abzuschaffen und die Jagd auch in Naturschutzgebieten zu erlauben.
Pries: „Das Wildschein ist ein hochintelligentes Tier, das merkt, wenn es nicht bejagt wird. Es verliert dann die Scheu vor Menschen."
Naturschützer sehen das anders. Nabu-Sprecher Sebastian Kolberg warnt: „Erhöhter Jagddruck kann zur Verschiebung der Aktivität aus dem Wald in Richtung Siedlungsgebiet führen."
Jäger Uwe Ingwersen erlegte eine der Sauen, die in Heide wüteten
Foto: dpa
Immerhin: Die Verwaltung hat das Problem erkannt. In Hamburg regelt die Wirtschaftsbehörde das Jagdrecht. Sprecher Christian Füldner: „Zurzeit werden auf Bundes- und Landesebene intensiv erfolgversprechende Strategien zur Schwarzwildreduzierung erörtert.” Füldner mahnt aber: „Dabei ist eine Bereitschaft aller Betroffenen zur Zusammenarbeit erforderlich.”
In Tschechien geht man die Sache rabiat an. Dort machen jetzt Scharfschützen der Polizei Jagd auf Wildschweine. Das soll die Schweinepest stoppen.
Pries und Jungjäger Lukas Kopp (19) auf einer von Wildschweinen verwüsteten Wiese in Volksdorf
Foto: Andreas Costanzo
Was tun, wenn ich einem Wildschwein begegne?
► Bleiben Sie auf dem Weg, unterhalten Sie sich.
► Hunde im Waldgebiet immer anleinen! Die meisten Unfälle passieren, weil Hunde Frischlinge jagen und dann von der Bache angegriffen werden.
► Wildschweine sind grundsätzlich menschenscheu. Sie greifen Menschen nur an, wenn sie Todesangst haben.
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