Das diesjährige Apple-Event im September stand ganz im Zeichen des iPhones. Zwar präsentierte das Unternehmen auch Neuheiten rund um die Apple Watch, doch die Bühne gehörte eindeutig den hauseigenen Smartphones. Die sind nicht nur besser geworden, sondern teilweise auch günstiger.
Wie immer im September hat Apple in die Heimat Cupertino eingeladen, um seine wichtigsten Produkt-Kategorien zu aktualisieren – das iPhone und die Apple Watch. "Es wird ein großer Tag", erklärte CEO Tim Cook schon bei der Begrüßung. Er hielt sein vollmundiges Versprechen in Bezug auf das eigene Portfolio durchaus.
Behutsame Produktpflege bei der Apple Watch
Den Anfang machte die neue Apple Watch Series 9 und die Apple Watch Ultra 2. Mit einem neuen Chip S9 sind die Uhren nicht nur schneller, sondern bekommen auch allerlei Zusatzfunktionen. Die spannendste ist eine neue Geste: Mit dem sogenannten Doubletap, bei dem man Zeigefinger und Daumen schnell zweimal zusammenführt, lässt sich die Uhr steuern, ohne sie berühren zu müssen. Man kann so etwa Anrufe annehmen, ohne die andere Hand freihaben zu müssen.
Auch Siri wird besser. Die wichtigsten Siri-Anfragen können dank der neuen KI-Prozessoren direkt auf der Watch verarbeitet werden, werden also nicht mehr an Apple geschickt. Die Zusammenarbeit mit den iPhone profitiert auch: Die neuen Apple Watches können neuere iPhones nicht mehr nur anpingen, sondern genau anzeigen, wo sie sich befinden. Ähnlich, wie man es etwa von Airtags kennt.
Die Apple Watch Ultra 2 bietet zusätzlich einige weitere Funktionen. Das Display ist nun noch heller, es bietet nun 3000 Nits maximale Helligkeit. Dank Sensoren kann sie automatisch in den Nachtmodus wechseln, wenn es dunkel wird. Kleiner Bonus: Die Apple Watch Ultra 2 kostet 899 Euro und ist damit im Preis gesunken, die Apple Watch Series 9 fällt ebenfalls um 50 Euro auf 449 Euro.
iPhone 15: Premium vom letzten Jahr
Die wichtigsten Funktionen des neuen iPhone 15 sind welche, die man im Pro-Modell schon letztes Jahr hatte. Das neue Display in 6,1 Zoll (iPhone 15) oder 6,7 Zoll (iPhone 15 Plus) basiert erstmals auch im Standardmodell auf OLED-Technologie, kann nun also noch satteres Schwarz zeigen. Und: Es bietet nun auch die Dynamic Island. Letztes Jahr noch den Premium-Modellen vorbehalten, zeigt diese nun auch beim Einsteiger-iPhone Zusatzinformationen an und nimmt im Normalzustand weniger Platz weg.
Auch bei der Kamera zieht das iPhone teilweise mit den Pro-Modellen aus dem letzten Jahr mit. Dank der 48-Megapixel-Kamera bietet es nicht nur höher aufgelöste Bilder, sondern auch einige andere Kameratricks. Damit kann das Gerät mehr Details mit hoher Auflösung und besseren Farben verbinden. So kann es etwa einen zweifachen optischen Zoom ertricksen, ohne dafür eine weitere Linse zu brauchen.
Möglich wird das alles auch, weil das iPhone 15, anders als im letzten Jahr, auch einen neuen Chip bekommt – aber keinen ganz neuen. Der A16 wurde letztes Jahr noch in den Pro-Modellen verbaut und aktiviert nun zahlreiche der Premium-Funktionen auch im Basismodell.
Ein neuer Ultrabreitband-Chip bringt zahlreiche neue Funktionen. So lässt es sich mit dreimal so weit enfernten Geräten verbinden, findet Airtags und Freunde in der Nähe nun aus noch größerer Entfernung. Neu ist auch der schicke neue pinke Farbton. Wie auch die anderen Farben wird er mit einem neuen Produktionsprozess direkt in das Aluminium eingefügt, statt nachträglich aufgetragen zu werden.
Aber es gibt auch ganz neue Features. Die smarten Mikros lassen Hintergrundgeräusche auf Wunsch ausblenden. Zudem baut Apple seinen letzten Jahr eingeführten Satelliten-Notruf aus. Pannenhilfe via Satellit lässt einen nun nicht mehr nur Notrufe absetzen, sondern auch bei liegengebliebenen Fahrzeugen einsetzen. Das Feature ist zwei Jahre kostenlos, Infos zu Preisen danach gibt es noch nicht. Auch ob und wann die Funktion nach Deutschland kommt, ist noch nicht bekannt.
Auf eine der wichtigsten Neuerungen wurde zwar lange gewartet, aber trotzdem ist sie altbekannt: Auch die iPhones kommen nun endlich mit dem Standard-Anschluss USB-C, statt eine eigene Buchse zu nutzen. Da auch die Airpods nun einen entsprechenden Case bekommen, ist der Lightning-Anschluss damit nun endgültig aus dem Portfolio verschwunden
iPhone 15 Pro: Ein klares Spitzenmodell
Der Star des Abends war das neue iPhone 15 Pro, genauer gesagt das iPhone 15 Pro Max. Das fängt schon beim Design an. Als erster Smartphone-Hersteller setzt Apple auf ein Titangehäuse. Das macht die Geräte nicht nur robuster, sondern dabei auch noch leichter. Selbst der Rand des Displays ist dadurch noch eingeschrumpft. Um den Look gebührend in Szene zu setzen, bringt Apple neue Farben: Das iPhone 15 Pro gibt es in Titangrau, Weiß, Spacegrau und einem schicken Dunkelblau. Ein knalliger Farbton ist allerdings nicht dabei.
Dass das Max noch einmal heraussticht, liegt an der Kamera. Als erstes iPhone hat es ein sogenanntes Prisma-Objektiv. Das leitet das Licht im Gerät herum, erlaubt dadurch bis zu fünffachen optischen Zoom. Gemeinsam mit einem dreidimensional bewegten Stabilisator besitzt es damit die klar fortschrittlichste iPhone-Kamera. Die Kameras bieten generell einen noch größeren Sensor. Er ermöglicht eine bis zu viermal so hohe Auflösung wie vorher. Die neue Photonic Engine baut aus mehreren Bildern noch detaillierte Fotos.
Eine der wichtigsten Neuerungen dürfte jedoch erst in der Zukunft voll zum Tragen kommen: In Kombination aus zwei Linsen kann die Kamera dreidimensionale Videos filmen, Apple spricht von "Spatial Video". Wichtig wird das aber erst, wenn es das passende Produkt gibt: Die Videos sind für Apples Datenbrille Vision Pro gedacht.
Abseits der Kamera hat auch das einfach Pro einiges zu bieten. Der neue A17 Pro Prozessor ist so schnell, dass selbst kommende Konsolenspiele wie "Assassins Creed Mirage" plötzlich ohne Einschränkungen auf dem iPhone laufen können.
Eine kleinere Änderung gibt es an der Seite. Statt des Stummschalters gibt es nun einen "Actionbutton". Drückt man ihn, schaltet er wie gewohnt stumm. Wer mehr möchte, kann aber selbst aus einer Reihe von Funktionen wählen, die auf den Knopf gelegt werden – vom Kameraauslöser bis zur Taschenlampe.
Selbst bei USB-C bringen die Pro-Modelle einen Vorteil: Eine im Chip verbaute USB-C-Optimierung erlaubt die Übertragung mit bis zu 10 Gigabit die Sekunde. Das bedeutet bis zu 20 mal so schnelle Datenübertragungen und Funktionen, wie etwa die Videoaufzeichnung direkt auf eine Festplatte.
Bei den Größen bleibt Apple sich treu: Das iPhone 15 Pro bringt ein 6,1-Zoll-Display mit, beim Pro Max sind es 6,7 Zoll.
Preislich sieht es in diesem Jahr wie folgt aus: Das 15 Pro beginnt bei 1199 Euro, das große Max-Modell bei 1449 Euro. Das iPhone 15 startet bei 949 Euro. Damit wurden bei fast allen iPhones die Preise gesenkt, außer beim Top-Modell, dem iPhone 15 Pro Max. Das hat aber ab Werk schon in der kleinsten Version den doppelten Speicher – 128 Gigabyte gibt es hier nicht mehr.
Eine Ode an die Umwelt
Die Neuerungen halten sich auf den ersten Blick eigentlich im Rahmen – schließlich sind etwa USB-C und Teleskoplinsen bei Android-Smartphones schon seit Jahren zu bekommen. Trotzdem schafft Apple es, gemeinsam mit den neuen Chips, völlig neue Möglichkeiten zu bieten. Auch die Entscheidung, viele Pro-Funktionen nun in den Basismodellen anbieten zu können, ist angesichts der zahlreichen neuen Features der Edel-iPhones durchaus angemessen. Eine Folge ist allerdings, dass das Portfolio sich deutlich gestreckt hat. Je nach Modell bekommt man sehr unterschiedliche Funktionen. Ob die Kunden die dafür gestiegenen Preise zu zahlen bereit sind, muss sich zeigen.
Überraschend viel Raum bekamen Apples Bemühungen, die Umweltfolgen des eigenen Geschäfts einzudämmen. In einem recht lustigen Clip rechtfertigten sich Cook, Apples Umweltchefin Lisa Jackson und ihr Team gegenüber der schnippischen Mutter Natur, mit welchen Maßnahmen sie den CO2-Fußabdruck senken, Plastik aus den Verpackungen entfernen und Strom- und Wasserverbrauch senken. Der Konzern hatte sich in den letzten Jahren durch zahlreiche Neugestaltungen von Produkten, Recycling und Optimierungen im großen Stil in Richtung grüner Produktion bewegt.
Eine der Folgen: Apple wird ab heute keine Lederprodukte mehr anbieten. Stattdessen setzt man auf einen neuen Stofflook, den der Konzern "Fine Woven" nennt. Selbst die Zusammenarbeit mit der Edelmarke Hermés setzt nun auf Stoff-Armbänder. Auch die beliebten Lederhüllen werden nun durch Stoff ersetzt.
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