Ein schöner Tag im Grünen kann ein sehr unschönes Ende nehmen – nämlich dann, wenn eine Zecke zugestochen hat, die mit dem Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) infiziert war. Die Infektion verläuft häufig harmlos oder ohne erkennbare Symptome. In einigen Fällen jedoch kommt es zu einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute – vor der eine Impfung zuverlässig schützen könnte.
Was ist FSME?
FSME ist die alltagssprachliche Abkürzung für Frühsommer-Meningo-Enzephalitis – eine nicht ansteckende Viruserkrankung, die vor allem im Frühsommer auftritt und das Gehirn sowie in seltenen Fällen auch das Rückenmark befällt. In ihrer schwachen Ausprägung ähneln die Symptome denen einer Sommergrippe. In seltenen, schweren Fällen kann FSME dauerhafte Schäden verursachen oder sogar zum Tod führen.
In der Regel wird das Virus durch den Stich einer infizierten Zecke auf Menschen übertragen. Grundsätzlich ist aber auch eine Infektion durch Rohmilch oder Rohmilchprodukte möglich, die von einem infizierten Tier (vor allem Ziege oder Schaf) stammen.
FSME ist sehr selten, aber meldepflichtig. Jährlich werden den Gesundheitsämtern in Deutschland etwa 300 Erkrankungen gemeldet.
Was sind die Ursachen der Erkrankung?
FSME wird durch ein Virus ausgelöst, das zu den Flaviviren gehört und mit den Erregern des Dengue- und Gelbfiebers verwandt ist. Das Virus tritt nur in Europa und Teilen Asiens auf. Wer sich damit ansteckt, wurde mit großer Wahrscheinlichkeit von einer Zecke gestochen – die Milbentiere sind der Hauptüberträger des Erregers. Stechen infizierte Zecken einen Menschen, gelangt der Virus über das Blut in den Körper und kann dort FSME auslösen. Nicht jeder Stich einer infizierten Zecke führt zu einer Erkrankung – im Gegenteil: Der Großteil der Infizierten (70 bis 95 Prozent) bleibt ohne Symptome.
Zecken als Überträger von FSME: In Deutschland überträgt vor allem die Zecke Ixodes ricinus („Gemeiner Holzbock“) das FSME-Virus. Sie lebt in Wäldern, Wiesen oder Büschen und ist nur der Überträger des Virus, nicht sein Wirt. In den FSME-Verbreitungsgebieten in Deutschland sind etwa 0,1 bis 5 Prozent der Zecken mit dem Virus infiziert. Diese Gebiete liegen vor allem in Süd- und Südwestdeutschland. FSME tritt auf, wenn die Zecken besonders aktiv sind – das ist im Frühjahr und Sommer der Fall, in warmen Jahren aber auch noch im Herbst.
Welche Symptome zeigen sich bei FSME?
Nach einem Zeckenstich dauert es normalerweise ein bis zwei Wochen bis die ersten Symptome auftreten (Inkubationszeit). In Einzelfällen kann es auch bis zu 28 Tage dauern, bis die Erkrankung ausbricht. Zu keiner Zeit ist FSME jedoch ansteckend.
Bricht die Krankheit aus, läuft sie in zwei Phasen ab – dabei gilt: Je älter der Patient, desto schwerer verläuft die Krankheit.
1. Krankheitsphase: Die Betroffenen klagen über Symptome, die denen einer Grippe ähneln:
- Fieber
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Schwindelgefühl und Abgeschlagenheit
- Erbrechen
2. Krankheitsphase: Bei einem kleinen Teil der Patienten entzünden sich nach etwa einer Woche ohne Fieber und anderen Beschwerden die Hirnhäute (Meningitis) und das Gehirn selbst (Enzephalitis). Diese Entzündungen werden begleitet von:
- erneutem Fieber,
- Übelkeit und Erbrechen
- Ausfällen des Nervensystems
Wer an FSME erkrankt ist, sollte strikte Bettruhe einhalten. Verläuft die Krankheit schwer, kann eine Behandlung auf einer Intensivstation notwendig werden.
In seltenen Fällen kommt es bei Erwachsenen zusätzlich zu Entzündungen des Rückenmarks (Myelitis) und Lähmungen des ganzen Körpers. Vereinzelt fallen die Betroffenen sogar ins Koma. Bei etwa einem Prozent der FSME-Patienten enden solche Komplikationen tödlich, in vielen Fälle heilen aber auch sie ohne Folgen aus.
Welche Folgen kann die Krankheit haben?
Wer an FSME erkrankt ist, kann noch Monate später unter Symptomen leiden. Bei Kindern heilt die Erkrankung schließlich aber immer so gut wie ohne Folgen aus. Je älter der Patient, desto wahrscheinlicher werden jedoch bleibende Schäden wie Lähmungen, Anfälle oder dauerhafte Kopfschmerzen.
Wie erkennt der Arzt FSME?
Als sicherer Hinweis einer Infektion gilt ein Nachweis von Antikörpern im Blutserum oder Liquor (alltagssprachlich: Hirnwasser), aber auch ein Anstieg von Antikörpern zwischen zwei Proben im Abstand von zwei bis vier Wochen. Allerdings schließt eine negative Probe eine Infektion nicht aus. Daher sollte der Arzt zusätzlich Erkrankungen, die FSME-ähnliche Symptome haben, ausschließen. Das betrifft zum Beispiel eine Infektion durch Meningokokken (Bakterien) oder durch Meningitis- und Enzephalitis-Viren.
Steht fest, dass der Patient von einer Zecke gestochen wurde, sollte der Arzt auch Lyme-Borreliose ausschließen. Die Symptome dieser bakteriell verursachten Krankheit unterscheiden sich jedoch deutlich von den Anzeichen einer FSME.
Wie lässt sich die Erkrankung behandeln?
Nur die Symptome wie das Fieber oder die Lähmungen können behandelt werden – die Ursache der Beschwerden, das Virus, selbst nicht. Das Immunsystem des Körpers muss allein damit fertig werden, denn Medikamente, die den Erreger gezielt bekämpfen, gibt es nicht. Ist die Infektion überstanden, sind die Betroffenen in der Regel gegen eine erneute Erkrankung immun, da ihr Immunsystem Antikörper gebildet hat.
Wie kann man einer Infektion vorbeugen?
Es gibt zwei Möglichkeiten, sich vor einer FSME-Erkrankung zu schützen: eine Impfung oder die Vermeidung eines Zeckenstichs.
Impfschutz gegen FSME
Um einen körpereigenen Schutz gegen FSME aufzubauen, sind zunächst drei Basis-Impfungen nötig, die nach drei Jahren aufgefrischt werden sollten. Auch wer bereits einmal erkrankt ist und Antikörper auf natürliche Weise gebildet hat, sollte das tun. Es ist nämlich nicht bekannt, wie lange der körpereigene Infektionsschutz sicher wirkt. Danach muss die Impfung alle fünf Jahre, ab dem 50. Geburtstag alle drei Jahre aufgefrischt werden, damit sie sicher vor einer Infektion schützt.
Gegen FSME impfen lassen sollten sich alle, die in FSME-Risikogebieten wohnen und viel Zeit in der Natur verbringen – egal ob in ihrer Freizeit oder im Beruf.
Zeckenstich vermeiden
Einem Zeckenstich lässt sich durch einfache Maßnahmen wie lange Hosen und Oberteile sowie geschlossene Schuhe oder ein Repellent-Spray gut vorbeugen – hundertprozentig ausschließen lässt er sich jedoch nicht.
Und was denken Sie daran ?